Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
lockerten. Ich begann, schläfrig zu werden, die Welt schien sich in dem warmen Badewasser aufzulösen. Seit Monaten hatte ich keinen derart schönen Augenblick erlebt, doch die wohlige Entspannung fand bald ein Ende: als nämlich ohne viel Aufhebens die Badezimmertür sperrangelweit geöffnet wurde.
    » Was träumst du vor dich hin, Mädchen?«, rief Candelaria hitzig. » Es ist schon nach halb sieben, und du weichst noch im Wasser wie die Kichererbsen. Dafür hast du keine Zeit, Herzchen! Wann willst du denn anfangen, dich herzurichten?«
    Im Schlepptau hatte die Schmugglerin die in ihren Augen unentbehrliche Truppe für solche Fälle: ihre Busenfreundin Remedios, die Friseurin, und Angelita, eine Nachbarin der Pension und in der Kunst der Maniküre bewandert. Kurz zuvor hatte ich Jamila in die Calle Luneta geschickt, wo sie Haarnadeln kaufen sollte. Dort war sie Candelaria begegnet, die dadurch erfuhr, dass ich mir viel mehr Gedanken um die Kleider meiner Kundinnen gemacht hatte als um meine eigene Garderobe und kaum eine freie Minute gehabt hatte, mich auf das große Ereignis vorzubereiten.
    » Beeil dich, Mädchen, raus aus der Wanne, wir haben eine Menge zu tun und verdammt wenig Zeit.«
    Ich gehorchte. Gegen so viel Entschlossenheit hätte ich nur verlieren können. Und natürlich war ich von Herzen dankbar für ihre Unterstützung. In knapp einer Dreiviertelstunde würde der Journalist vor der Tür stehen, und ich sah noch aus wie ein Handfeger, wie die Schmugglerin meinte. Kaum hatte ich mir ein Handtuch umgewickelt, begannen auch schon die Maßnahmen zu meiner Verschönerung.
    Nachbarin Angelita konzentrierte sich auf meine Hände, rieb sie mit Olivenöl ein, beseitigte raue Stellen und feilte die Nägel. Busenfreundin Remedios beschäftigte sich unterdessen mit meinen Haaren. Ich hatte schon geahnt, dass mir die Zeit knapp werden würde, und mir die Haare deshalb schon morgens gewaschen. Jetzt brauchte ich nur noch eine anständige Frisur. Candelaria fungierte als Assistentin der beiden, reichte Pinzetten und Scheren, Lockenwickler und Wattebäusche, während sie ohne Unterlass schwatzte und uns über den neuesten Klatsch informierte, der in Tetuán über Serrano Suñer kursierte. Er war vor zwei Tagen eingetroffen und besuchte nun an Beigbeders Seite alle Orte und Persönlichkeiten, die in Nordafrika von Bedeutung waren: Man fuhr von Alcazarquivir nach Chaouen und anschließend nach Dar Riffien, besuchte den Kalifen und den Großwesir. Ich hatte Rosalinda seit einer Woche nicht gesehen, doch solche Neuigkeiten verbreiteten sich in Windeseile.
    » Es heißt, sie hätten gestern in Ketama ein maurisches Essen im Freien veranstaltet und dabei auf Teppichen unter Pinienbäumen gesessen. Man erzählt, der cuñadísimo hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als er sah, dass alle mit den Fingern aßen. Der arme Mann wusste nicht, wie er das Couscous zum Mund befördern sollte, ohne dass ihm unterwegs die Hälfte herunterfiel …«
    » … und der Hochkommissar freute sich des Lebens, spielte den großen Gastgeber und rauchte eine Zigarre nach der anderen«, fügte eine Stimme aus Richtung Tür hinzu, die offensichtlich Félix gehörte.
    » Was machst du denn hier um diese Zeit?«, erkundigte ich mich überrascht. Der Nachmittagsspaziergang mit seiner Mutter war heilig, mehr noch in diesen Tagen, wo die ganze Stadt auf den Beinen war. Mit einer unmissverständlichen Geste des Daumens zum Mund bedeutete er mir, dass Doña Elvira zu Hause bereits früher als sonst dem Alkohol zugesprochen hatte.
    » Da du mich heute Abend wegen eines dahergelaufenen Journalisten sitzen lässt, wollte ich wenigstens die Vorbereitungen nicht versäumen. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, meine Damen?«
    » Sind Sie nicht der junge Mann, der so wunderbar zeichnen kann?«, fragte ihn Candelaria geradeheraus. Beide wussten voneinander, hatten aber noch nie miteinander gesprochen.
    » Wie Murillo höchstpersönlich.«
    » Dann lassen Sie mal sehen, wie Sie sich anstellen, dem Mädchen die Augen zu schminken«, erwiderte Candelaria und reichte ihm ein Kästchen mit Kosmetika, von dem ich nie erfuhr, woher sie es hatte.
    Félix hatte in seinem ganzen Leben noch niemanden geschminkt, doch er ließ sich nicht Bange machen. Im Gegenteil: Er nahm den Auftrag der Schmugglerin wie ein Geschenk entgegen und stürzte sich, nachdem er sich in einigen Ausgaben von Vanity Fair Inspiration geholt hatte, auf mein Gesicht, als wäre es eine

Weitere Kostenlose Bücher