Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
dieses Dokument von der Republik ausgestellt, im Neuen Spanien würde es mir wenig nützen. In Madrid landete ich mit einem funkelnagelneuen marokkanischen Pass. Neben dem Foto eine Adresse in Tanger als Wohnsitz und meine frisch erworbene Identität: Arish Agoriuq. Sonderbar? Gar nicht mal. Einfach mein Vor- und Nachname rückwärts. Und mit dem h, das mein Nachbar Félix meinem Vornamen bei Eröffnung des Ateliers in Tetuán hinzugefügt hatte, wieder am Ende. Es war kein arabischer Name, durchaus nicht, aber er klang fremdländisch und würde keinen Verdacht erregen in Madrid, wo die Leute keine Ahnung hatten, wie die Menschen dort unten, im Land der Mauren, hießen.
    In den Tagen vor meiner Abreise folgte ich buchstabengetreu den Anweisungen, die in Rosalindas langem Brief standen. Ich nahm Kontakt auf zu den aufgeführten Personen wegen meiner neuen Identität. Ich wählte die besten Stoffe in den vorgeschlagenen Geschäften aus und gab den Auftrag, man solle sie mit den entsprechenden Rechnungen an eine Adresse in Tanger senden, von der ich nie erfuhr, wer dort wohnte. Ich ging noch einmal in Dean’s Bar und bestellte eine Bloody Mary. Wäre meine Entscheidung negativ ausgefallen, hätte ich mich mit einer Limonade bescheiden müssen. Der Barmann servierte mir den Cocktail mit gleichmütiger Miene und berichtete unterdessen von ein paar scheinbar belanglosen Ereignissen: dass das Gewitter in der Nacht zuvor eine Markise heruntergerissen hatte, dass am nächsten Freitag um zehn Uhr vormittags ein Schiff mit Namen Jason, das unter nordamerikanischer Flagge fuhr, mit Waren aus England einlaufen würde. Diesen harmlosen Bemerkungen entnahm ich die Informationen, die ich benötigte. An ebenjenem Freitag zur genannten Uhrzeit begab ich mich zur amerikanischen Gesandtschaft in Tanger, einem wunderschönen, kleinen maurischen Palast, direkt an der Medina gelegen. Dem mit der Eingangskontrolle beauftragten Soldaten teilte ich mit, dass ich Señor Jason aufsuchen wolle, woraufhin der Soldat den schweren Telefonhörer des Hausanschlusses abhob und auf Englisch ankündigte, dass der Besuch eingetroffen sei. Nachdem er Anweisungen entgegengenommen hatte, hängte er ein und geleitete mich in einen von weiß getünchten Torbögen umgebenen Innenhof. Dort nahm mich ein Mitarbeiter der Gesandtschaft in Empfang, der mich schnellen Schrittes und recht wortkarg durch ein Labyrinth aus Gängen, Treppen und Galerien bis zu einer weißen Terrasse auf dem Dach des Gebäudes führte.
    » Mr. Jason«, sagte er nur und wies auf eine Gestalt am anderen Ende der Dachterrasse. Im nächsten Augenblick war er auf dem Weg nach unten auch schon wieder verschwunden.
    Der Mann hatte auffallend buschige Augenbrauen, und sein Name war nicht Jason, sondern Hillgarth. Alan Hillgarth, Marineattaché der britischen Botschaft in Madrid und Koordinator des Secret Service in Spanien. Breites Gesicht, hohe Stirn und dunkles Haar, streng gescheitelt und mit Brillantine nach hinten gekämmt. Er trug einen grauen Anzug aus Alpakawollstoff, dessen hervorragende Qualität man schon von Weitem erkannte. Mit einem schwarzen Lederköfferchen in der linken Hand kam er auf mich zu, stellte sich vor, schüttelte mir die Hand und schlug vor, das wunderbare Panorama noch ein wenig zu genießen. Beeindruckend, ohne Zweifel. Der Hafen, die Bucht, die gesamte Meerenge und im Hintergrund ein Streifen Land.
    » Spanien«, verkündete er und wies auf den Horizont. » So nah und doch so fern. Setzen wir uns?«
    Er deutete auf eine schmiedeeiserne Bank, und wir nahmen Platz. Darauf zog er eine flache Blechschachtel mit Zigaretten der Marke Craven A aus der Tasche seines Sakkos, ich nahm mir eine, und wir rauchten, den Blick auf das Meer gerichtet. Es war sehr still hier oben, nur gelegentlich drangen arabische Laute aus den nahen Gassen herauf und hin und wieder das schrille Kreischen der Möwen am Strand.
    » In Madrid ist praktisch alles für Ihre Ankunft vorbereitet«, sagte er schließlich.
    Sein Spanisch war ausgezeichnet. Ich erwiderte nichts, denn ich hatte nichts zu sagen. Ich wollte nur seine Anweisungen hören.
    » Wir haben eine Wohnung in der Calle Núñez de Balboa gemietet, wissen Sie, wo das ist?«
    » Ja, Ich habe eine Zeitlang dort in der Nähe gearbeitet.«
    » Señora Fox kümmert sich um Möbel und alles andere. Über Mittelsmänner, natürlich.«
    » Verstehe.«
    » Ich weiß, sie hat Sie bereits informiert, aber ich glaube, ich sollte Ihnen die

Weitere Kostenlose Bücher