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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Stil, für das er sich schon ein Lokal in der Calle Valverde ausgeguckt hatte. Doch ein Projekt rangierte vor allen anderen: die Academia Pitman.
    » Seit Monaten denke ich schon darüber nach, seit wir über alte Kunden unseres Hauses einen Werbeprospekt bekommen haben, aber es erschien mir nicht opportun, mich in meiner Position als Geschäftsführer persönlich an die Leute zu wenden. Wenn wir eine Firma auf deinen Namen gründen, wäre alles viel einfacher«, erklärte er. » In Argentinien ist die Academia Pitman ungeheuer erfolgreich, sie hat über zwanzig Filialen und Tausende von Schülern, die sie für Stellen in privaten Unternehmen, in Banken und in der öffentlichen Verwaltung ausbildet. Dort erlernt man mit radikal neuen Methoden Maschineschreiben, Stenografie und Buchhaltung. Nach elf Monaten erhalten die Schüler ein Diplom und können die Berufswelt erobern. Und das Unternehmen wächst laufend weiter, stellt neue Lehrer an und fährt Gewinne ein. Wir könnten es genauso machen und auf unserer Seite des großen Teichs die Academia Pitman aufbauen. Und wenn wir den Argentiniern diesen Vorschlag machen und gleichzeitig auf eine rechtmäßig eingetragene Firma mit ausreichend Kapital verweisen können, dann haben wir wahrscheinlich wesentlich bessere Chancen, als wenn wir uns lediglich als Privatpersonen an sie wenden.«
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, ob das Projekt Hand und Fuß hatte oder eine Schnapsidee war, aber Ramiro redete so überzeugt, derartig sachverständig und kompetent darüber, dass ich keine Sekunde an der Großartigkeit seines Plans zweifelte. Er fuhr fort, mir die Details zu erläutern, und versetzte mich mit jedem Wort in Erstaunen.
    » Ich glaube, es wäre auch gut, den Vorschlag deines Vaters zu bedenken, Spanien zu verlassen. Er hat recht: Die Lage hier ist zu angespannt, jeden Tag kann der große Knall kommen, und das ist kein guter Augenblick, um neue Geschäfte anzubahnen. Deshalb denke ich, wir sollten seinem Rat folgen und nach Nordafrika gehen. Wenn alles gut läuft, wenn sich die Lage beruhigt, können wir nach Spanien zurückkehren und dort expandieren. Gib mir ein wenig Zeit, damit ich mit den Chefs von Pitman in Buenos Aires Kontakt aufnehmen und sie von unserem Projekt überzeugen kann, eine große Filiale in Marokko zu eröffnen, ob in Tanger oder im Protektorat, werden wir noch sehen. In spätestens einem Monat müssten wir eine Antwort haben. Und dann: adiós, Hispano-Olivetti! Wir gehen von hier weg und ziehen dort unser eigenes Geschäft auf.«
    » Aber wozu sollen die moros Maschineschreiben lernen wollen?«
    Ramiro lachte laut auf.
    » Aber wo denkst du hin, mein Liebling. Unsere Akademie ist für die Europäer gedacht, die in Marokko leben. Tanger ist eine internationale Stadt mit einem Freihafen, Leute aus ganz Europa leben dort. Es gibt viele ausländische Unternehmen, diplomatische Vertretungen, Banken und Handelsgesellschaften aller Art. Die Arbeitsmöglichkeiten sind ausgesprochen gut, überall braucht man qualifiziertes Personal mit Kenntnissen in Maschineschreiben, Stenografie und Buchhaltung. In Tetuán ist die Situation anders, aber auch dort gibt es viele Möglichkeiten: Die Bevölkerung ist weniger international, da es die Hauptstadt des spanischen Protektorats ist, doch sie ist voll von Beamten und solchen, die es werden wollen. Und sie alle, wie du sehr gut weißt, mein Liebling, brauchen eine Ausbildung, wie die Academia Pitman sie ihnen bieten kann.«
    » Und wenn die Argentinier dir keine Lizenz geben?«
    » Das bezweifle ich sehr. Ich habe Freunde in Buenos Aires mit sehr guten Kontakten. Wir bekommen sie, du wirst schon sehen. Sie werden uns ihre Methode und ihr Fachwissen zur Verfügung stellen und uns Leute schicken, die unsere Mitarbeiter anleiten.«
    » Und was wirst du machen?«
    » Ich allein gar nichts. Wir beide zusammen sehr viel. Wir werden das Unternehmen leiten, du und ich, gemeinsam.«
    Mir entfuhr ein nervöses Lachen. Unglaubwürdiger hätte die Rolle, die Ramiro mir zudachte, nicht sein können: Die arbeitslose kleine Schneiderin, die noch vor wenigen Monaten Maschineschreiben lernen wollte, weil sie arm war wie eine Kirchenmaus, sollte sich wie durch ein Wunder in die Chefin eines Unternehmens mit blendenden Zukunftsaussichten verwandeln.
    » Ich soll eine Firma leiten? Ich habe doch von nichts eine Ahnung, Ramiro.«
    » Wieso denn nicht? Warum muss ich dir sagen, was du wert bist und alles kannst? Du hast nur nie

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