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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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blind, als habe dieser Mann in meinem Leben niemals etwas bedeutet und als hätte ich sein Revers nie mit Tränen durchnässt, als ich ihn bat, nicht zu gehen. So, als habe die tiefe Zuneigung, die wir zueinander entwickelt hatten, sich in meiner Erinnerung aufgelöst. Ich ignorierte ihn einfach und hielt den Blick auf den Ausgang gerichtet, dem ich mit Entschlossenheit zustrebte.
    João erwartete mich bereits mit geöffneter Autotür. Glücklicherweise war er durch einen kleinen Zwischenfall auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgelenkt, bei der ein Hund, ein Fahrrad und mehrere Fußgänger eine Rolle spielten, die hitzig miteinander diskutierten. Mein Kommen bemerkte er erst, als ich auf mich aufmerksam machte.
    » Fahren Sie los, João, schnell. Ich bin erschöpft«, murmelte ich kraftlos und nahm dabei Platz.
    Sobald ich eingestiegen war, schloss er die Wagentür. Gleich darauf setzte er sich hinter das Steuer, fuhr los und erkundigte sich im gleichen Moment, was ich von seiner letzten Empfehlung hielte. Ich gab keine Antwort, denn ich brauchte all meine Energie, um nach vorn zu blicken und nicht den Kopf zu wenden. Und fast wäre es mir gelungen. Doch als der Bentley über das Pflaster zu gleiten begann, siegte etwas Irrationales in mir über den Widerstand und zwang mich zu tun, was ich nicht hätte tun dürfen: Ich drehte mich um.
    Marcus war vor die Tür getreten und verfolgte meine Abfahrt regungslos, aufrecht, den Hut noch auf dem Kopf und mit konzentrierter Miene, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Vielleicht fragte er sich, ob er gerade die Frau gesehen hatte, die er eines Tages hätte lieben können. Oder doch nur ein Phantom?

53
    Im Hotel angekommen, bat ich den Chauffeur, mich am nächsten Tag nicht abzuholen. Auf keinen Fall wollte ich riskieren, Marcus Logan noch einmal über den Weg zu laufen. Ich behauptete, erschöpft zu sein und das Gefühl zu haben, dass eine Migräne im Anflug sei. Ich ging davon aus, da Silva würde von meiner Absage unverzüglich unterrichtet werden, denn ich wollte den Eindruck vermeiden, ich wüsste sein freundliches Angebot nicht zu schätzen, und ihm wenigstens eine glaubwürdige Begründung liefern. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich in der Badewanne und einen Großteil der Nacht auf der Terrasse, wo ich in Gedanken versunken die Sterne über dem Meer betrachtete. Während dieser langen Stunden konnte ich nicht für eine Minute aufhören, an Marcus zu denken. Ich dachte an ihn als Mann, daran, was unsere gemeinsam verbrachte Zeit für mich bedeutete, und an die Konsequenzen, die eine erneute Begegnung in einem ungeeigneten Moment für mich haben könnte. Es wurde bereits Tag, als ich mich schlafen legte. Mir knurrte der Magen, mein Mund war wie ausgetrocknet und meine Seele zerrissen.
    Der Garten und das Frühstück waren wie am Morgen zuvor, doch obwohl ich mich bemühte, konnte ich es nicht genauso genießen. Ich hatte überhaupt keinen Hunger, aber ich zwang mich dazu, etwas zu essen, und blieb möglichst lange sitzen. Ich blätterte verschiedene ausländische Zeitungen in Sprachen durch, die ich nicht verstand, und erhob mich erst von meinem Platz, als nur noch vereinzelt Gäste an den Tischen saßen. Es war noch nicht einmal elf Uhr. Ich hatte noch einen ganzen Tag vor mir, den ich lediglich mit meinen Gedanken ausfüllen konnte.
    Ich ging zurück auf mein Zimmer, das schon gemacht worden war, ließ mich aufs Bett fallen und schloss die Augen. Zehn Minuten. Zwanzig. Dreißig. Bis vierzig kam ich nicht, denn ich hielt es einfach nicht länger aus, mich gedanklich im Kreis zu drehen. Ich zog mich um, wählte einen leichten Rock, eine weiße Baumwollbluse und ein paar flache Sandalen. Mein Haar versteckte ich unter einem bedruckten Tuch und meine Augen hinter einer großen Sonnenbrille. So angezogen, verließ ich das Zimmer, wobei ich es vermied, in einen Spiegel zu schauen, denn ich wollte meine niedergeschlagene Miene nicht sehen.
    Es waren nur wenige Menschen am Strand. Die breiten und flachen Wellen rollten eine nach der anderen monoton ans Ufer. In der Nähe konnte ich eine Burg erkennen und auf einer Anhöhe ein paar majestätische Villen. Vor mir der Ozean, der beinahe so groß war wie meine innere Unruhe. Ich setzte mich in den Sand, um ihn aus der Nähe zu betrachten, und während ich mich auf das Auf und Ab der Gischt konzentrierte, verlor ich mein Zeitgefühl und ließ mich treiben. Jede Welle schickte mir eine neue Erinnerung aus meiner

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