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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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würde ich dich weiß Gott nicht darum bitten. Doch wir haben keine andere Wahl, Mädchen. Jetzt beweg dich endlich! Du steckst da genauso drin wie ich, es geht uns beide an, und es steht viel auf dem Spiel. Unsere Zukunft, Mädchen, unsere ganze Zukunft. Wenn wir das Geld nicht kriegen, bekommen wir keinen Fuß auf den Boden. Jetzt liegt alles in deinen Händen. Du musst es machen. Für dich und für mich, Sira. Für uns beide.«
    Ich wollte mich weiter weigern, denn ich wusste, ich hatte gute Gründe, nein zu sagen, kommt nicht infrage, auf gar keinen Fall. Aber gleichzeitig war mir auch bewusst, dass Candelaria recht hatte. Ich selber hatte eingewilligt, bei diesem zwielichtigen Handel mitzumachen, niemand hatte mich dazu gezwungen. Wir bildeten ein Gespann, und jede von uns hatte anfangs eine bestimmte Aufgabe. Candelarias Aufgabe war es, zunächst zu verhandeln und dann das Geschäft zum Abschluss zu bringen, die meine, später zu arbeiten. Doch es war uns beiden klar, dass die Grenzen fließend und nicht eindeutig waren, sich verschieben, verschwimmen oder sich sogar wie Tinte in Wasser auflösen konnten. Sie hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt und es versucht. Das Glück hatte ihr die kalte Schulter gezeigt, aber noch waren nicht alle Chancen vertan. Es war nur recht und billig, wenn ich mich jetzt der Gefahr aussetzte.
    Ich zögerte ein wenig, ehe ich etwas sagte. Zuerst musste ich noch einige Bilder aus meinem Kopf verscheuchen, die mir vor Angst schier den Atem zu nehmen drohten: der comisario, sein Gefängnis, das unbekannte Gesicht eines gewissen Palomares.
    » Haben Sie sich schon überlegt, wie ich es anstellen soll?«, fragte ich schließlich mit zittriger Stimme.
    Candelaria gab einen lauten Seufzer, eher ein Schnauben, der Erleichterung von sich und schien wieder Mut zu fassen.
    » Ganz, ganz einfach, Schätzchen. Warte ein Weilchen, gleich sage ich es dir.«
    Noch immer halb nackt verließ sie das Zimmer und kehrte sogleich mit einem, wie mir schien, Berg weißen Leinens auf den Armen zurück.
    » Du verkleidest dich als Marokkanerin im Haik«, sagte sie, während sie die Tür hinter sich schloss. » Unter diesem Umhang hat die ganze Welt Platz.«
    Das stimmte zweifellos. Tagtäglich sah ich einheimische Frauen in jenem weiten, formlosen Kleidungsstück, jener Art Umhang, der den Kopf, die Arme und den gesamten Körper verhüllte. Darunter konnte man tatsächlich verstecken, was man wollte. Ein weiteres Stück Stoff bedeckte Mund und Nase, der Umhang wurde bis knapp über die Augenbrauen gezogen. Nur die Augen, die Füße und die Fußknöchel blieben sichtbar. Eine bessere Möglichkeit, ein kleines Waffenarsenal ungesehen durch die Straßen zu transportieren, wäre mir im Leben nicht eingefallen.
    » Aber vorher müssen wir noch etwas anderes machen. Raus aus dem Bett, Mädchen, und an die Arbeit.«
    Ich gehorchte wortlos, überließ ihr sozusagen das Kommando. Energisch zog sie das obere Laken von meinem Bett, nahm es dort, wo der dickere, umgeschlagene Teil endete, zwischen die Zähne und begann, den Stoff in lange Streifen von ein paar Spannen Breite zu zerreißen.
    » Mach es mit dem unteren Laken genauso«, befahl sie mir. Zu zweit hatten wir in wenigen Minuten die beiden Laken auf meinem Bett in ein paar Dutzend lange Baumwollstreifen verwandelt. » Und jetzt werden wir dir diese Streifen um den Körper binden und die Pistolen damit befestigen. Heb die Arme, damit ich anfangen kann.«
    Und so wurden, ohne dass ich das Nachthemd ablegen musste, die neunzehn Pistolen an meinem Körper untergebracht. Zuerst wickelte Candelaria jede Waffe in einen doppelt genommenen Stoffstreifen, den sie dann an meinem Körper anlegte, zwei oder drei Mal ganz herumwickelte und die Enden schließlich fest verknotete.
    » Du bist ja klapperdürr, Mädchen, ich weiß gar nicht, wo ich die nächste unterbringen soll«, bemerkte sie, als mein Körper vorne und hinten vollgepackt war.
    » An den Oberschenkeln?«, schlug ich vor.
    So machte sie es, bis schließlich die gesamte Lieferung unter meiner Brust, auf den Rippen, den Nieren und den Schulterblättern, an den Seiten, den Armen, den Hüften und den Oberschenkeln sicher verteilt war. Und ich sah wie eine Mumie aus, über und über bedeckt mit weißen Binden, unter denen sich unheimliche Waffen verbargen, die mir jede Bewegung erschwerten. Dennoch musste ich damit gehen lernen, und zwar sofort.
    » Zieh diese Pantoffeln an, sie gehören Jamila«, sagte sie und

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