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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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erdenklichen Tricks ausgeheckt, war stets auf der Flucht und vom Pech verfolgt gewesen. Vielleicht war nun die Zeit gekommen, sich ein wenig auszuruhen.
    Ich antwortete nicht sofort auf ihre Frage. Erst hielt ich ihrem Blick noch eine Weile stand und bedachte in aller Ruhe, was diese Frau schon alles für mich getan hatte, seit der comisario mich wie ein unerwünschtes Gepäckstück in ihrer Pension abgeliefert hatte.
    Als ich sie schweigend anblickte, schob sich mit einem Mal wie ein Schatten das Bild meiner Mutter vor sie. Dolores und die Schmugglerin hatten praktisch nichts gemeinsam. Meine Mutter war die Sittenstrenge und die Genügsamkeit in Person, neben ihr war Candelaria das reinste Dynamit. Ihr Wesen, ihre Moralvorstellungen und die Art, wie sie mit ihrem Schicksal umgingen, waren vollkommen unterschiedlich, aber zum ersten Mal nahm ich doch eine gewisse Übereinstimmung bei ihnen wahr. Beide, jede auf ihre Weise und in ihrer Welt, gehörten zu einer Sorte von tapferen Frauen, von Kämpferinnen, die sich mit dem Wenigen, was das Schicksal ihnen zudachte, im Leben durchzuschlagen wussten. Für mich und für sie, für uns alle musste ich mich ins Zeug legen, damit mein Geschäft in Gang kam.
    » Sie gefällt mir sehr, die Wohnung«, antwortete ich schließlich lächelnd. » Sie ist perfekt, Candelaria, eine bessere hätte ich mir nicht vorstellen können.«
    Candelaria lächelte zurück und kniff mich liebevoll in die Wange. Wir waren beide sehr bewegt. Uns einte eine Weisheit, die so alt war wie die Zeit. Wir ahnten beide, dass von nun an alles anders sein würde. Wir würden uns weiterhin treffen, sicher, aber nur ab und zu und ganz diskret. Wir würden nicht mehr unter demselben Dach wohnen, nicht mehr gemeinsam die Streitereien am Esstisch erleben. Wir würden nach dem Abendessen nicht mehr zusammen das Geschirr abräumen und auch nicht in der Dunkelheit meiner armseligen Kammer miteinander flüstern. Unsere Wege würden sich jetzt trennen, gewiss. Doch wir wussten beide, dass uns bis ans Ende der Zeit etwas einte, über das uns kein Mensch jemals würde reden hören.

14
    In weniger als einer Woche hatte ich mich eingerichtet. Von Candelaria angespornt gestaltete ich die einzelnen Räume, bestellte Möbel und Handwerkszeug. Sie übernahm mit Geschick und Bargeld die Beschaffung, fest entschlossen, sich ohne jeden Vorbehalt auf dieses Geschäft mit doch sehr ungewisser Zukunft einzulassen.
    » Sag nur, was du brauchst, Herzchen, denn ich habe in meinem ganzen verdammten Leben noch keinen Fuß in ein Modeatelier gesetzt und keine Ahnung, was man dafür alles braucht. Wenn wir nicht diesen verfluchten Krieg am Hals hätten, könnten wir nach Tanger fahren, du und ich, und im Palais du Mobilier die feinsten französischen Möbel kaufen, bei der Gelegenheit auch gleich ein halbes Dutzend Höschen bei La Sultana, aber wir sitzen ja in Tetuán fest, und außerdem will ich nicht, dass die Leute dich allzu sehr mit mir in Verbindung bringen, deshalb sagst du mir einfach, was du brauchst, und ich sehe zu, wie ich die Sachen über meine Kontakte beschaffen kann. Also, leg los, Mädchen: Sag mir, was ich besorgen soll und was als Erstes hermuss.«
    » Am wichtigsten ist der Salon. Er soll gewissermaßen die Visitenkarte des Hauses sein, Eleganz und guten Geschmack zeigen«, sagte ich in Erinnerung an das Modeatelier von Doña Manuela und all jene herrschaftlichen Häuser, die ich bei meinen Botengängen kennengelernt hatte. Auch wenn das Haus in der Calle Sidi Mandri in der nicht sonderlich großen Stadt Tetuán wesentlich kleiner war und viel weniger hermachte als die Domizile der guten Madrider Familien, konnte mir die Erinnerung an die alten Zeiten doch als Vorlage für die Gestaltung der Gegenwart dienen.
    » Und was stellen wir hinein?«
    » Ein richtig schönes Sofa, zwei Paar gute Sessel, einen großen Tisch in der Mitte und zwei oder drei kleinere Beistelltische. Lange Damastvorhänge für die Fenstertüren zu den Balkonen und eine große Lampe. Das reicht vorläufig. Wenige Sachen, aber mit viel Stil und von bester Qualität.«
    » Ich sehe noch nicht, wie das alles zu beschaffen ist, Mädchen, in Tetuán gibt es keine solchen Luxusgeschäfte. Lass mich ein bisschen nachdenken. Ein Freund von mir arbeitet bei einem Spediteur, vielleicht macht er mir eine Fuhre … Na gut, mach dir keine Sorgen, ich krieg das schon irgendwie geregelt, und wenn das eine oder andere Stück aus zweiter oder dritter Hand ist,

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