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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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jetzt?«
    »Mhm.«
    »Ich habe eine Karte geschickt. In dem Umschlag waren zwanzig Dollar. Ich nehme an, du hast sie nicht bekommen.«
    Carly schüttelte den Kopf. Daddy war mit ihr in ein feines Restaurant gegangen und hatte einen Anzug getragen. Sie hatte Spaghetti bestellt. Er hatte versucht sie zu überreden, etwas zu nehmen, das sie nicht einmal aussprechen konnte. Dann hatte er gesagt: Es ist dein Geburtstag und du kannst dir aussuchen, was du willst. Er hatte ausgesehen, als wollte er ihr die Welt schenken. Und die Spaghetti waren eben … Spaghetti.
    Ihre Grandma legte eine Hand unter Carlys Kinn und hob es ein wenig an. »Du hast die Augen deines Vaters.«
    Sie schluckte, weil sie nicht sicher war, ob es ein Kompliment war. Alle waren verrückt nach Daddys Augen, aber sie sahen sie auch nicht, wenn sie einem Angst machten. »Ist das gut?«
    Grandma Beth lächelte. »Du warst immer gut.«
    Keine direkte Antwort, aber sie fühlte sich besser. Sie biss in einen Feigenkeks, plötzlich hungrig. Die Milch war kalt und frisch. Vielleicht schmeckte in Grandmas blaugelber Küche alles besser.
    Grandma spitzte den Mund. »Wie geht es ihm?«
    Der Keks blieb ihr im Hals stecken. Sie würgte die restliche Milch hinunter und fühlte sich wieder elend. »Äh … gut.«
    Grandma lehnte sich zurück. »Das glaube ich nicht.«
    Die Hitze kroch in ihr Gesicht. Carly wünschte, sie hätte die Kekse nicht gegessen.
    »Du hast mich nicht von der Schule aus angerufen, weil alles gut ist, Schätzchen. Und ich bin wirklich froh, dass du es getan hast, aber ich möchte wissen, womit wir es zu tun haben.«
    Carly sah die Wärme in dem Gesicht ihrer Großmutter und die Sorge. »Ich habe etwas gefunden. Eine Schachtel voll mit Fotos … von Sofie. Viele davon wurden gemacht, ohne dass sie es gemerkt hat.« Nachdem sie gesehen hatte, was sich in dem anderen Karton befand, war sie sich dessen ziemlich sicher. »Ich glaube, er hat sie beobachtet.«
    Grandma zog die Augenbrauen hoch. »Sie haben sich vor sechs Jahren getrennt. Das ist länger her, als sie überhaupt zusammen waren.«
    »Ich weiß. Aber ich weiß, dass er sie gesehen hat, weil ich die Bilder gefunden habe. Und er hat mir gesagt, dass er gegangen ist, um sich mit ihr zu treffen, und sie war nicht da. Er war wirklich ganz aufgebracht.«
    »Und deshalb hast du mich angerufen?«
    Ihr Magen drehte sich um. »Nein. Ich …« Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Ich habe noch einen Karton gefunden.«
    Lange saßen sie schweigend da und wussten wohl beide, dass alles anders sein würde, wenn sie den anderen Karton öffnete. Sie hatte den verrückten Gedanken, dass es nicht wahr wäre, wenn sie alles für sich behielte, die Schachtel wieder in den Schrank stellte, ohne dass jemand etwas davon erfuhr. Er wäre dann einfach der Dad, der sie sehr liebte. Und nicht …
    »Was war in dem anderen Karton?«
    »Ich zeige es dir.« Mit bleiernen Fingern griff sie in den Rucksack, zog die Schachtel heraus und stellte sie auf den Tisch.
    Grandma war zunächst vor allem verwirrt. »Wer sind diese Leute?«
    »Meine Freunde und Lehrer. Ein paar Eltern von Freunden.«
    Sie kam zu dem Bild von dem Auto, dann weitere Personen, dann die vereiste Treppe, auf der Mrs. Warren gestürzt war, als der restliche Bürgersteig trocken gewesen war. Der Krankenwagen. Die Haustiere. Grandma legte eine Hand auf ihre Stirn. »Wusstest du, was da passiert?«
    »Niemand weiß es. Sie glauben, ich bin die Böse, dass ich lüge und Dinge stehle. Aber das tue ich nicht.« Grandma musste ihr glauben. »Ich habe nur gelogen, als ich gesagt habe, ich sei krank, und ich habe die Schachtel genommen. Aber ich wollte sie zurücktun, bis …« Bis sie die schrecklichen Dinge gesehen hatte, die sich darin befanden.
    »Als du das letzte Mal hier warst, hatte ich zwei kleine Hunde.«
    Sie erinnerte sich plötzlich. Kleine graubraun gescheckte Tierchen, die kläfften und Männchen machten und um Kekse bettelten.
    Grandma hatte Tränen in den Augen. Ihre Hand rutschte zu ihrem Mund. »Ich wollte es nicht glauben …«
    Carly krallte die Hände in ihren Bauch. »Nein.«
    Das Telefon klingelte. Sie starrten es an. Dad musste gemerkt haben, dass sie nicht in der Schule war. Vielleicht hatte die Krankenschwester angerufen und ihm erzählt, dass sie verschwunden war. Wahrscheinlich waren alle ganz aufgeregt. Vielleicht war sogar die Polizei eingeschaltet worden.
    Grandma Beth ging ans Telefon. »Ja?«
    Carly hielt die Luft

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