Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
hat er Chay nie kennengelernt.
Er geht mit glühenden Augen und einem Kriegsschrei auf mich los – die Hände zu Fäusten geballt, die wild umherschwingen. Und obwohl es auf den ersten Blick ganz schön beeindruckend wirkt, habe ich ihn schon im nächsten Moment gepackt und ihm den Arm umgedreht, bis er bricht. Ohne zu zögern, ziehe ich ihm mein Athame sauber über den Hals und sehe zu, wie sein Körper getrennt vom Kopf zu Boden fällt.
Ich warte darauf, dass er zerfällt. Doch als er in einer dicken, schwarzen, zähflüssigen Masse, die ihm aus dem Halsstumpf sickert, ausblutet, nehme ich an, dass er erst seit viel kürzerer Zeit tot war als der letzte.
Ich trete ihn beiseite und warte auf den nächsten Ansturm. Bestimmt wird einer kommen. Sich zu ergeben ist das Letzte, was ihnen einfällt.
Die Gruppe ist schlauer und sammelt erst einmal Äxte und Pickel zusammen, um sich gegen mich zur Wehr zu setzen. Sie kommen nicht sehr weit, da ich ihnen alles wieder abnehme. Ich benutze meine Gabe der Telekinese und lasse mir von meinem Element Wind helfen, um sie zu entwaffnen – einen nach dem anderen metzele ich nieder. Zwischendurch werfe ich immer wieder einen Blick auf das Bergwerk und stelle erleichtert fest, dass es nach wie vor unbewacht ist. Die Gefangenen fliehen weiter, während ich einen Richter nach dem anderen töte.
Sowie diese Gruppe ausgelöscht ist, fallen die übrigen Richters in einem Schwall aus untotem Gestank, fauligem Atem, knirschenden Zähnen und tretenden Füßen über mich her. Und zu ihrer Überraschung wehre ich mich nicht.
Ich kämpfe nicht gegen sie an.
Ich stehe locker vor ihnen, den Kopf erhoben, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt, und nehme an, was immer sie mir zufügen.
Lasse mich von ihnen auf die Knie zwingen. Mir das Gesicht in den Staub drücken. Ich bekomme Stücke verbrannter Erde in die Nase, als sie mich beißen, boxen, brutal über mich herfallen – während ich mir sage, dass ich es verdient habe.
Dass es das ist, was ich für die zahlreichen Versäumnisse bekomme, die zu so viel Elend und Zerstörung geführt haben.
Diese Faust in meinem Magen ist für all jene, die sinnlos im Bergwerk umgekommen sind.
Diese Klauen, die an meinem Skalp reißen, sind für jene, die gelitten haben, weil ich nicht dazu imstande war, Palomas Seele zu opfern.
Während der Fuß, der mich immer wieder in den Rücken tritt, meinem Versäumnis gilt, meine Liebe zu Dace aufzugeben.
Meine Haut platzt auf, lässt Ströme von Blut aus meinen Wunden fließen, während mein Inneres klappert und knirscht und meine Augen von Tränen überquellen – doch die Tränen sind nicht für mich. Sie sind für alle, die ich im Stich gelassen habe, indem ich mich von der Liebe habe beherrschen lassen.
Das Problem ist – der Schmerz und die Bestrafung, die ich suche, treffen nie ein.
Die Erleichterung, die ich mit jedem Schlag zu spüren erwartet habe, bleibt ebenso aus.
Trotz des Sperrfeuers aus Fäusten, das auf mich herabregnet, empfinde ich kaum etwas.
Du kannst nie zu krank, zu arm oder zu geschlagen sein, um jenen zu helfen, denen es schlechter geht als dir. Der einzige Weg, anderen mehr Macht zu verschaffen, ist, dir selbst mehr Macht zu verschaffen. Entschuldige dich nie für die Gaben, die dir geschenkt wurden. Bestraf dich nie für deine Fähigkeit zu lieben. Liebe ist nie ein Fehler – sie ist der Inbegriff der Gnade – der höchsten Macht von allen. Sie ist das Einzige, was uns aus der Finsternis heraus und ins Licht führen wird …
Die Stimme gehört Valentina. Und obwohl ich eigentlich vorhatte, mich noch ein bisschen länger von ihnen schlagen zu lassen, ehe ich ihnen wieder die Köpfe abschneide und sie in Stücke reiße, begreife ich, dass sie recht hat.
Erlösung kann nie auf diese Art errungen werden.
Der beste Weg, meine Versäumnisse wiedergutzumachen, besteht darin, die Welt von diesen übel riechenden, hasserfüllten, bösartigen Richters zu befreien.
Und dann erhebe ich mich.
Ich schwinge das Athame vor mir, als dirigierte ich eine herrliche Symphonie, die nur ich hören kann. Ich trenne einen Kopf nach dem anderen ab, ramme die Knöchel immer wieder in totes, verdorbenes Fleisch, während die Leichen links und rechts von mir zu Boden gehen. Ich bin so versunken in die Melodie, dass ich es kaum bemerke, als die Musik verstummt und kein einziger Tanzpartner mehr übrig ist.
Ich dresche weiter auf die Leichen ein, zertrümmere die Skelette in winzig kleine
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