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Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)

Titel: Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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hat, dass der einzige Weg, die Welt von ihnen zu befreien, sie in ihre Nachleben zurückzuschicken, darin besteht, ihnen entweder die Köpfe abzuschneiden oder sie sauber in zwei Hälften zu zerteilen.
    Das klingt einfach in der Theorie, aber wenn man ihre schiere Anzahl in Betracht zieht, kann ich es wohl nur schaffen, wenn ich mich weniger auf die Tat an sich und mehr auf das Endergebnis konzentriere. Sie mir in kopflosen Häufen überall um mich herum vorstelle. Es so sehe, als wäre bereits alles erledigt.
    Das Bild in meinem Kopf fest verankert, reibe ich die Lippen aneinander, umfasse das Messer fester und springe den ersten an. Verblüfft, wie leicht ich ihn zu fassen kriege.
    Doch andererseits hat er mich nicht kommen sehen. Nicht gespürt, dass ich mich von hinten an ihn angeschlichen habe, das Messer griffbereit in der Hand.
    Er begreift gar nicht, wie ihm geschieht, bis das rasiermesserscharfe Athame bis zum Heft in ihn eindringt. Und obwohl er sich zu wehren versucht, ist es zu spät. Ich greife ihm bereits an den Hals und mache mich daran, ihm den Kopf abzutrennen.
    Er bricht zu meinen Füßen zusammen, und sein erbärmliches Röcheln verklingt unter dem Lärm und dem Chaos, sodass niemand etwas mitbekommt.
    Blut gibt es erstaunlich wenig. Anscheinend war er einer der Älteren – nach dem Haufen Knochen und Staub zu urteilen, das von ihm übrig bleibt. Doch das kleine Stückchen Seele, das einst dazu diente, ihn wiederzubeleben, schwebt kurz über ihm, als probierte es die Grenzen seiner Freiheit aus, ehe es durch den Himmel saust.
    Es ist ein sagenhafter Anblick, den ich mir jedoch nur kurz gönne. Rasch ziehe ich zum nächsten weiter. Erneut stelle ich mir die Tat als bereits vollzogen vor, ramme ihm die Klinge tief ins Rückgrat und säge in einer geraden Linie entlang. Obwohl sich dies als effektive Tötungsmethode erweist, hat Paloma leider zu erwähnen vergessen, dass es ihnen auch ermöglicht, zu schreien und zu brüllen und die anderen zu warnen.
    Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.
    Enthauptung ist eindeutig der bessere Weg.
    Unter den Augen zahlloser untoter Richters halte ich kurz inne, um zu lächeln und zu winken.
    Obwohl es mir lieber gewesen wäre, ich hätte noch ein paar mehr gemeuchelt, bevor es so weit kommt, habe ich es doch geschafft, sie genau dorthin zu kriegen, wo ich sie haben will: auf mich fixiert statt auf das Bergwerk. Was es im Gegenzug einigen der gefangenen Arbeiter ermöglicht zu entweichen.
    Die erste Reaktion der Richters besteht darin, einen wütenden Chor aus bedrohlichen Schreien und Knurrlauten anzustimmen. Doch trotz ihres zur Schau gestellten Wagemuts dauert es eine Weile, bis sie sich organisiert und an die schlagartig gewandelte Situation angepasst haben. Sie sind es derart gewohnt, Befehle von Cade zu befolgen, dass ihnen selbstständiges Handeln völlig fremd ist.
    Egal. Ich halte mich im Hintergrund und bleibe, wo ich bin. Ich bin bereit, hier zu warten, bis sie sich wieder sortiert haben, da ich weiß, dass jede Sekunde der Verzögerung mehr Menschen die Flucht ermöglicht. Außerdem ist es nicht nötig, mich auf sie zu stürzen, da sie doch schon bald zu mir kommen werden.
    Ich halte das Athame in einer Hand und reibe mit der Klinge über mein Jeansbein, wobei ich unbeteiligt auf die dicke Schleimschicht blicke, die davon abfällt, während ich mit der anderen Hand meinen Beutel umfasst halte. Ich rufe die Elemente an, meine Ahnen und den letzten Rest an Güte, der noch in unseren Geisttieren enthalten ist, und erweise dem Wissen meiner Vorfahren, das tief in mir lebt und in meinen Adern pulsiert, die Reverenz.
    Das Blut von Valentina, Esperanto, Piann, Mayra, Diego, Gabriela, Paloma, Alejandro und Django – all die Suchenden, die so große Opfer gebracht haben, damit ich hier sein kann. Die sich dem Antlitz des Bösen gestellt haben, damit andere ihr Leben in relativem Frieden führen konnten.
    Wenn so viele auf mich zählen, kann ich sie nicht im Stich lassen.
    Als der größte der Untoten auf mich losgeht, ist klar, dass er von nichts anderem als von rasender Wut angetrieben wird. Er erinnert mich daran, wie ich früher immer agiert habe, ehe Chay mich darauf aufmerksam machte, wie absolut idiotisch das war, und mich warnte, dass ungezügelte Emotionen ohne die Kraft, sie zu stützen, ein sicherer Weg sind, den Tod zu finden.
    Zu meinem Glück habe ich auf ihn gehört. Ich bin nicht mehr das Mädchen von einst.
    Zum Pech für den untoten Richter

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