Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
einhüllen, um mich zu wärmen. Paloma streicht mir über Schultern und Rücken, und ihre Stimme ist voller Stolz, als sie sagt: » Nieta , du hast es geschafft !«
Ich umfasse mein Haar mit der Faust, presse große Wassertropfen daraus auf den Boden, zusammen mit einem herrlichen Stein, der zu mir heraufglitzert. Seine Farbe erinnert mich an die Augen von Dace.
»Ein Geschenk des Wassers.« Paloma hebt ihn auf und präsentiert ihn auf ihrer Handfläche, während ich ihn staunend betrachte. »Ein Aquamarin – ein Wasserstein. Der gehört in deinen Beutel, nieta .«
Sie lässt ihn neben den anderen Talismanen hineinfallen, während ich zwischen ihr und Chay hin- und herblicke. »Was kommt als Nächstes ?«, frage ich, denn ich fühle mich mehr als bereit, es anzugehen, was immer es auch sein mag. Sicher kann es nicht schlimmer sein als die Tortur, die ich soeben überstanden habe – okay, mit knapper Not überstanden, aber immerhin.
Chay sieht Paloma an. »Das überlasse ich dir«, sagt er, gibt ihr einen kurzen Abschiedskuss und geht auf sein Auto zu. Paloma winkt mich zu ihrem Jeep, wo ich wieder in die Sachen schlüpfe, in denen ich gekommen bin.
»Feuer kommt als Nächstes.« Sie hält mir die Decke vor und erläutert es mir näher. »Es ist das letzte übrige Element und, wie manche sagen würden, das gefährlichste. Normalerweise verkraften wir keine zwei Prüfungen an einem Tag, aber andererseits handelt es sich auch nicht um normale Umstände, oder ?«
»Ich bin bereit.« Meine Stimme klingt entschlossen, während ich ihr erlaube, mein Haar zu einem langen Zopf zu flechten, der mir über den Rücken fällt, ganz ähnlich wie ihrer. »Was auch immer getan werden muss, ich tue es. Sag mir einfach, wo ich beginnen soll.«
Neunzehn
Dace
N a ch m ühsamen Übungen in Umarmen der Natur sowie Eintauchen in die Natur und Verschmelzen mit ihr kommt Leftfoot endlich zur Sache. »Dein Zwilling ist ein Hautwandler«, sagt er.
Im ersten Moment erstarre ich. Es geschieht unwillkürlich, und ich könnte es selbst beim besten Willen nicht verhindern. Ich blicke mich hektisch in alle Richtungen um, ob irgendjemand nahe genug ist, um uns zu belauschen, aber natürlich ist außer uns niemand da. Trotzdem atme ich noch nicht auf.
Eines der ersten Dinge, die ich als Kind gelernt habe, war, dass Dinge, wenn man seine Aufmerksamkeit auf sie richtet, indem man über sie spricht oder permanent über sie nachdenkt, irgendwann real werden, dass sie zum Beispiel auf einmal vor der Tür stehen, ob man sie nun wollte oder nicht. Und das funktioniert bei den schlechten Dingen genauso wie bei den guten.
Deshalb wurde ich von unangenehmen Themen ferngehalten – und das Thema Hautwandler zählt zu den allerunangenehmsten überhaupt.
Hautwandler sind ein ernstes Problem. Wirklich beängstigend. Wenn man es anspricht, sollte man einen triftigen Grund dafür haben, damit man nicht ohne Not einen davon auf sich aufmerksam macht, was man sein Leben lang bereuen wird.
Falls man das Glück hat, danach weiterzuleben, heißt das.
Aber laut Leftfoot habe ich ja ohnehin bereits einen auf mich aufmerksam gemacht, der zufälligerweise gleichzeitig mein Zwillingsbruder ist.
Ich konzentriere mich auf den alten Medizinmann vor mir. In der schwindenden Nachmittagssonne glitzert sein Haar wie Silberfolie. Sein verhangener Blick wird intensiver, als er weiterspricht. »Oder ich sollte besser sagen, er ist eine Art Mischform davon. Ich bezweifele nämlich, dass er das Ritual vollständig absolviert hat. Nicht nur, weil ihm die Geduld für so etwas fehlt, sondern auch, weil die Tötung eines Verwandten dazugehört – der übliche Preis dafür, dass jemandem Zugang zu den Schwarzen Künsten gewährt wird. Und da Leandro nicht bereit ist, auch nur den dümmsten Richter zu opfern, vermute ich, dass Cade noch kein voll ausgeprägter Hautwandler ist. Mit einer so dunklen Seele, wie Cade sie besitzt, genügt schon allein der Akt, sich reizen zu lassen, zum Beispiel indem er sich heftig über etwas ärgert oder freut, für eine völlige Umwandlung seines Selbst.«
Ich starre in die Ferne und brauche einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. Obwohl ich keinen Zweifel daran hege, dass das stimmt, was er sagt, bleibt doch die Frage bestehen – kann ich das auch ?
»Ich habe es gesehen. Sowohl im Traum als auch im richtigen Leben.«
»Ich auch.« Er fängt meinen erstaunten Blick auf. »Ich habe in der Schwitzhütte eine Menge Dinge gesehen, genau
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