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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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alten Kopfsteinpflaster, als Jonan dem Nissan Patrol der Wissenschaftler zum Dorfplatz folgte, an dessen Ende die Einfahrt zu einer Art Burg lag. González und Takchenko stellten ihr Auto an der Festungsmauer ab, Jonan parkte dahinter. Amaia zog die Kapuze ihrer Daunenjacke über den Kopf und folgte den Wissenschaftlern ins Innere der Burg. Dort ließ die Kälte auch nicht nach, obwohl kein Wind mehr wehte. Nachdem sie einige Gänge aus grauem Stein durchquert hatten, kamen sie an eine breitere Stelle, wo riesige Volieren standen. Um welche Spezies es sich bei den großen Vögeln handelte, konnte Amaia im Halbdunkel nicht erkennen.
    »Wir päppeln Tiere wieder auf, die angeschossen oder überfahren wurden oder sich in Hochspannungsleitungen oder Windrädern verfangen haben.«
    Wieder tat sich ein enger Gang auf, dann kam eine Treppe, bis sie schließlich an eine unauffällige weiße Tür gelangten, die mit mehreren Schlössern gesichert war. Das Labor bestand aus drei großen Räumen, die so hell und modern waren, dass Amaia das Gefühl hatte, man habe sie mit verbundenen Augen hergeführt. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich im Herzen der mittelalterlichen Burg eine solche Einrichtung befinden könnte.
    Die Wissenschaftler hängten ihre Mäntel in den Spind. Dr. Takchenko zog sich einen merkwürdigen Laborkittel an, der an der Taille eng war, sich unten aber zu einem Plisseerock weitete. Außerdem wurde er an der Seite zugeknöpft.
    »Meine Mutter war Zahnärztin in Russland«, erklärte sie. »Solche Kittel und ein gesundes Gebiss sind das Einzige, was sie mir hinterlassen hat.«
    Sie gingen zum hinteren Ende des Labors, wo mehrere Apparate standen. Amaia erkannte das PCR-Gerät, weil sie schon mal eines gesehen hatte. Es wirkte wie eine kleine Registrierkasse, nur ohne Tastatur, oder wie ein futuristischer Joghurtbereiter, aber hinter dem scheinbar billigen Plastik versteckte sich eine hochkomplizierte Technik. In einem Gefäß daneben lagen mehrere Eppendorf-Reaktionsgefäße, hohle Kunststoffpatronen für das zu analysierende Genmaterial.
    »Das PCR-Gerät benötigt für die Analyse zwischen drei und acht Stunden. Dann folgt die Elektrophorese mit Agarosegel, was weitere zwei Stunden in Anspruch nimmt. Erst dann steht das Ergebnis fest. Und hier haben wir ein HPLC-Gerät, mit dem wir die verschiedenen Mehlsorten voneinander trennen können. Das PCR nützt uns nur etwas, wenn die Probe irgendeine Art von biologischem Material enthält.«
    Sie nahm einige dünne Plastikspritzen aus dem Regal, die aussahen wie früher Insulinspritzen.
    »Damit füllen wir die Proben ein, die wir vorher in Flüssigkeit aufgelöst haben, jeweils einzeln. Die Ergebnisse dürften in rund einer Stunde vorliegen. Im Gegensatz zur PCR-Methode ist hierbei keine Elektrophorse nötig, dafür aber ein spezielles Computerprogramm, um die ›Spitzen‹ zu messen, denn jede Spitze entspricht einer bestimmten Substanz. Damit können wir alles Mögliche aufspüren: Kohlenwasserstoff, Mineralien, Rückstände von Wasser, mit dem der Weizen bewässert wurde, überhaupt biologische Substanzen, die wir anschließend näher analysieren können, sodass … Aber das wird jetzt vielleicht zu kompliziert. Der schwierigste Part ist die Eingabe der Daten in die Suchmaske. Je mehr Details wir zur Verfügung haben, desto leichter lässt sich die Herkunft eines Mehls bestimmen. Die Prozedur wird vier oder fünf Stunden in Anspruch nehmen.«
    Amaia war fasziniert.
    »Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr wundern soll: dass Sie über ein solches Labor verfügen oder dass jemand wie Sie nach Bären sucht«, sagte sie lächelnd.
    »Ja, Dr. Takchenko ist ein Glücksfall für uns«, bestätigte González. »Sie hat jahrelang auf diesem Gebiet gearbeitet, bis sie uns ihren Lebenslauf geschickt hat. Wir haben sie natürlich mit Kusshand genommen.«
    Dr. Takchenko lächelte.
    »Wie wäre es, wenn Sie unseren Gästen einen Kaffee kochen würden?«
    »Natürlich«, sagte Dr. González lachend. »Meine werte Kollegin tut sich schwer mit Komplimenten. Es wird allerdings eine Weile dauern, die Kaffeemaschine steht in einem ganz anderen Teil des Gebäudes.«
    »Jonan, du kannst gern mitgehen. Es reicht, wenn einer von uns hierbleibt.«
    Als die beiden das Labor verlassen hatten, sagte Amaia zu Dr. Takchenko: »Sehr nett, dieser Dr. González.«
    »Da haben Sie recht«, bestätigte die Wissenschaftlerin mit ihrem starken Akzent. »Ein Traummann.«
    Amaia zog eine

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