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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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Augenbraue hoch.
    »Sie mögen ihn wohl ziemlich gern?«
    »Wäre schlimm, wenn es nicht so wäre, schließlich ist er mein Mann.«
    »Aber … Sie reden ihn doch mit Doktor an und siezen ihn. Und auch er sagt …«
    »… Doktor zu mir und siezt mich, richtig.« Lächelnd zuckte sie mit den Schultern. »Was soll ich sagen, ich nehme meine Arbeit eben sehr ernst, was ihn wiederum köstlich amüsiert.«
    »Und ich dachte immer, ich bin eine gute Beobachterin. So kann man sich täuschen.«
    Nadia Takchenko gab eine Stunde lang Daten in die Analysemaske ein. Dann löste sie mit äußerster Vorsicht die Proben auf, die Etxaide aus Elizondo mitgebracht hatte, und einige Krümel des Txantxangorri, die man auf Annes Leiche gefunden hatte. Mit professioneller Geschicklichkeit injizierte sie nacheinander alle in das Gerät.
    »Setzen Sie sich ruhig! Das wird eine Weile dauern.«
    Amaia zog einen Rollhocker heran und nahm Platz.
    »Wenn ich Ihrem Mann Glauben schenken darf, mögen Sie kein Lob, aber ich möchte Ihnen trotzdem danken. Die Analyseergebnisse könnten den Ermittlungen neue Impulse geben, und das ist auch dringend nötig.«
    »Das mache ich gern, wirklich. Ich liebe meine Arbeit.«
    »Sogar um ein Uhr morgens?«, fragte Amaia lachend.
    »Was in Baztán passiert, ist grauenhaft. Wenn ich Ihnen dabei behilflich sein kann, den Täter zu fassen, ist mir das eine Freude.«
    Plötzlich fühlte sich Amaia unbehaglich und schwieg. Sie beschloss, das Thema anzusprechen.
    »Sie glauben nicht, dass da ein Bär war, stimmt’s?«
    Dr. Takchenko hielt inne und drehte sich zu Amaia um.
    »Nein. Aber da war was.«
    »Was meinen Sie damit? Die Haare, die wir am Tatort gefunden haben, stammen von Tieren. Selbst Ziegenhaut haben wir entdeckt.«
    »Und wenn alle Haare von ein und demselben Wesen stammen?«
    »Wesen? Glauben Sie, dass es Basajaunak wirklich gibt?«
    »Das will ich damit nicht sagen«, erwiderte Dr. Takchenko und hob die Hände. »Sie sollten nur für alle Überlegungen offen sein.«
    »Das sagt ausgerechnet eine Wissenschaftlerin.«
    »Wundern Sie sich nicht! Ich bin zwar Wissenschaftlerin, aber ich bin auch schlau«, sagte Dr. Takchenko und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Die Stunden vergingen. Amaia beobachtete, wie die Wissenschaftlerin systematisch einen Schritt nach dem anderen erledigte. Am anderen Ende des Zimmers unterhielten sich Jonan und Dr. González. Dr. Takchenko setzte sich immer wieder an den Bildschirm und warf einen Blick auf die Graphiken, die das Computerprogramm erstellte, und wandte sich danach wieder ihrer Studie zu, die aussah wie eine dicke Gebrauchsanleitung. Was andere gelangweilt hätte, zog Dr. Takchenko offensichtlich in seinen Bann.
    Um vier Uhr morgens war es schließlich so weit: Dr. Takchenko druckte das Ergebnis aus. Sie las es und reichte Amaia seufzend das Blatt.
    »Tut mir leid, keine Übereinstimmung.«
    Man musste kein Experte sein, um den Unterschied zwischen den Kurven auf diesem Blatt und denen der Txantxangorri-Analyse zu erkennen. Schweigend las Amaia das Ergebnis und dachte nach, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen waren.
    »Ich bin wirklich sehr gründlich vorgegangen, Inspectora«, sagte Dr. Takchenko besorgt.
    Erst da wurde Amaia bewusst, dass die Wissenschaftlerin ihre Enttäuschung womöglich als Ärger oder Geringschätzung ihrer Arbeit verstehen könnte.
    »Entschuldigen Sie! Mein Schweigen hat nichts mit Ihnen zu tun, ganz im Gegenteil, ich bin Ihnen äußerst dankbar, schließlich haben Sie sich die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, um uns zu helfen. Ich war mir nur so sicher, dass es eine Übereinstimmung gibt.«
    »Tut mir leid.«
    »Mir auch«, murmelte Amaia.
    Sie fuhren zurück nach Elizondo. Amaia saß am Steuer, stellte aber keine Musik an, damit Jonan schlafen konnte. Sie war frustriert und schlecht gelaunt, hatte zum ersten Mal Zweifel, ob sie die Morde jemals würde aufklären können. Die Mehlsorten hatten sich als Sackgasse erwiesen. Welchen Schluss sollte sie aus der Erkenntnis ziehen, dass der Täter die Txantxangorris nicht in der Gegend gekauft hatte? Flora war sich sicher gewesen, dass der Kuchen in einem traditionellen Steinofen gebacken worden war, aber das half ihr auch nicht weiter, weil fast alle Restaurants und Grillstuben zwischen Pamplona und Zugarramurdi einen Steinofen hatten, ganz zu schweigen von den Bäckereien und Bauernhöfen, auch wenn sie dort meist nicht mehr in Gebrauch waren.
    Ab Jaca war die Landstraße neu und

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