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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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hast du gesagt?«, fragte Ros.
    »Ja.«
    »Hat sie gesagt, wie sie heißt?«
    »Ja, Maya. Angeblich hat sie hier in der Gegend ein Haus.«
    Ros legte ihre Hand auf den Mund und starrte ihre Schwester an.
    »Was ist?«, fragte Amaia.
    »Irgendwo hier in einer Höhle soll der Legende nach Mari hausen. Bei Gewittern fliegt sie von Aia nach Elizondo und von Elizondo nach Amboto.«
    Amaia sah ihre Schwester ärgerlich an und setzte sich in Bewegung.
    »Mir reicht’s allmählich mit diesem Quatsch. Deiner Ansicht nach habe ich also mit der Göttin Mari gesprochen, direkt vor ihrer Haustür?«
    »Mari ist auch unter dem Namen Maya bekannt, Schwesterherz.«
    Ein Blitz zuckte am Himmel, der sich dunkel verfärbt hatte wie altes Zinn. Ganz nah ertönte ein Donnern. Und dann begann es zu regnen.

40
    D ichter Regen fegte über die Straße, als wollte jemand mit einem großen Schlauch das Böse wegspritzen. Der Fluss war gekräuselt, als hätten Tausende kleiner Fische gleichzeitig beschlossen, an die Wasseroberfläche zu kommen. Und die Steine der Brücke und Fassaden waren so durchtränkt, dass der Regen kleine Rinnsale bildete.
    Floras Mercedes stand vor Engrasis Haus.
    »Schaut an, eure Schwester ist schon da«, bemerkte James, als er das Auto dahinter parkte.
    »Und Víctor auch«, fügte Ros hinzu, die gesehen hatte, dass ihr Schwager vor der überdachten Tür stand und mit einem Ledertuch sein schwarzes Motorrad trocken wischte.
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte Amaia. Ros sah sie verwundert an, sagte aber nichts. Sie stiegen aus, rannten im Regen zum überdachten Eingang, wo Víctor sie zur Begrüßung umarmte und auf die Wangen küsste.
    »Was für eine Überraschung! Tante Engrasi hat gar nicht erwähnt, dass du auch kommen würdest«, sagte Amaia.
    »Sie wusste nichts davon. Eure Schwester hat mich heute Morgen angerufen und eingeladen. Und ihr könnt euch ja denken, dass ich mir das nicht zweimal sagen lasse.«
    »Schön, dass du da bist, Víctor«, sagte Ros und umarmte ihn noch einmal und sah immer noch verwundert zu Amaia.
    »Tolle Maschine«, bewunderte James das Motorrad. »So eine habe ich noch nie gesehen.«
    »Das ist eine LBM von Lube. LBM, das sind die Initialen des Erfinders, Luis Bejarana Morga. Hat 99 Kubik und drei Gänge«, erklärte Víctor, offensichtlich begeistert, mit jemandem über sein Motorrad sprechen zu können. »Ist gerade fertiggeworden. Hat ziemlich gedauert, weil einige Teile fehlten und es höllisch schwer war, sie aufzutreiben.«
    »Lube, das war eine baskische Firma, oder?«
    »Ja, sie wurde in den 40er-Jahren gegründet, in Barakaldo, und musste 1967 leider schließen. Ein Jammer, das waren wirklich schöne Maschinen.«
    »Stimmt«, bestätigte Amaia. »Sehen aus wie deutsche Motorräder aus dem Zweiten Weltkrieg.«
    »Damals hat man sich sehr an dem deutschen Design orientiert, aber in diesem Fall würde es mich nicht wundern, wenn es umgekehrt gewesen wäre. Der Gründer von Lube hatte die Prototypen schon vor dem Krieg entworfen und gute Kontakte zu deutschen Firmen.«
    »Du bist ja ein richtiger Experte, Víctor. Du solltest Vorträge darüber halten oder ein Buch schreiben.«
    »Wen interessiert das schon?«
    »Da gibt es bestimmt einige.«
    »Gehen wir rein«, drängte Ros und schloss auf.
    »Gute Idee, deine Schwester ist bestimmt schon ungeduldig. Mit Motorrädern kann sie sowieso nichts anfangen.«
    »Da entgeht ihr was. Und du solltest nicht immer auf ihre Meinung hören.«
    »Wenn das so einfach wäre!«
    Der Regen prasselte immer stärker, wodurch es im Wohnzimmer umso gemütlicher war. Außerdem duftete es so köstlich, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief. Flora kam mit einem Glas Whisky aus der Küche.
    »Wird aber auch Zeit, ich dachte schon, wir müssten ohne euch anfangen«, sagte sie zur Begrüßung. Hinter ihr tauchte Engrasi auf, die sich die Hände an einem kleinen roten Handtuch abtrocknete. Sie gab jedem einen Begrüßungskuss auf die Wange. Amaia beobachtete, wie Flora zwei Schritte zurückwich, als wollte sie sich unter keinen Umständen von der Herzlichkeit anstecken lassen. Klar, sonst küsst du womöglich jemanden aus Versehen, dachte Amaia. Ros wiederum setzte sich auf den Stuhl gleich neben der Tür, möglichst weit weg von Flora.
    »Wie war’s? Seid ihr bis zur Höhle gekommen?«, fragte Engrasi.
    »Ja, war ein schöner Spaziergang, wobei es nur Amaia bis zur Höhle geschafft hat, ich hab mir nämlich den Knöchel verknackst«, erzählte

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