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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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gestern abgeholt haben«, erklärte Iriarte mit neutraler Stimme.
    »Den brauchen Sie nicht, Sie können durchsuchen, was Sie wollen. Amaia, in den Kisten sind nur Sachen von mir, nicht von ihm.«
    »Dachte ich mir.«
    »Stehe ich unter Verdacht?«
    Amaia antwortete nicht, sondern sah zu Engrasi, die eine Hand auf die Brust gelegt hatte und sich die andere vor den Mund hielt. Sie wusste, was sie ihrer Tante mit alldem antat. Iriarte ergriff das Wort, um die Spannung nicht noch größer werden zu lassen.
    »Ihr Mann unterhielt sehr wahrscheinlich eine Beziehung zu Anne Arbizu. Das Mädchen wurde ermordet, und er hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Das macht ihn zu unserem Hauptverdächtigen. Wenn Sie von dieser Affäre wussten, ob von ihm oder von der Frau, die Sie ausgelacht hat, gehören auch Sie zum Kreis der Verdächtigen.«
    »Was soll das denn jetzt? Gerade sucht die Polizei noch nach einem Serienmörder, der junge Mädchen umbringt, und jetzt ist plötzlich Freddy der Hauptverdächtige. Welches Ass zieht ihr denn als Nächstes aus dem Ärmel? Freddy ist vielleicht ein Idiot, ein Faulpelz und ein Scheißkerl, aber er ist bestimmt kein Mädchenkiller.«
    »Rosaura, das hier ist Polizeiroutine«, beschwichtigte Subinspector Zabalza. »Wir werden das Haus durchsuchen, und wenn wir nichts Merkwürdiges finden, überprüfen wir Ihr Alibi, damit wir Sie als Verdächtige ausschließen können. Nehmen Sie es nicht persönlich, das ist einfach unser Job.«
    »Nichts Merkwürdiges? In den vergangenen drei Monaten war alles in meinem Leben merkwürdig. Alles.« Sie setzte sich wieder in den Sessel und schloss die Augen, als würde sie eine tiefe Erschöpfung erdrücken.
    »Rosaura, Sie müssen eine Aussage machen«, erklärte Iriarte.
    »Habe ich doch gerade getan«, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    »Auf dem Kommissariat.«
    »Verstehe.« Plötzlich sprang sie auf, nahm ihre Tasche und ihre Jacke, die über dem Sofa hing, und ging in Richtung Tür. Sie gab ihrer Tante einen Kuss, während sie ihre Schwester keines Blickes würdigte.
    »Je eher, desto besser«, sagte sie zu Iriarte.
    Amaia stützte sich mit den Händen am Kaminsims ab, ihre Hose war so heiß, dass sie gleich Feuer zu fangen schien. Plötzlich erklang gleichzeitig auf den Handys von Montes, Jonan und Amaia ein SMS-Ton. Statt selber nachzusehen, fragte Amaia:
    »Der Durchsuchungsbefehl?«
    »Ja, Chefin.«
    Amaia begleitete die anderen hinaus und machte hinter sich die Wohnzimmertür zu.
    »Schließt ihr euch den Kollegen von Elizondo an, ihr könnt ihnen bestimmt bei der Durchsuchung behilflich sein. Ich warte lieber im Kommissariat.«
    »Aber, Chefin. Keiner glaubt, dass …«, protestierte Jonan.
    »Es ist das Haus meiner Schwester, Jonan. Stellt alles auf den Kopf, sucht nach allem, was auf eine Beziehung zwischen Anne und Freddy hinweisen könnte. Und solltet ihr was finden, dann müsst ihr auch nach Indizien suchen, ob meine Schwester davon gewusst haben könnte. Lasst nichts aus: Briefe, Bücher, SMS, Mails, Fotos, persönliche Habseligkeiten, Sexspielzeuge. Besorgt euch bei der Telefongesellschaft eine Liste mit allen Anrufen, vielleicht findet ihr im Haus auch die Rechnung. Und befragt die Freunde von beiden, irgendeiner muss davon gewusst haben.«
    »Ich habe Annes Mails gründlich durchgesehen: kein Hinweis auf Freddy, da bin ich mir sicher. Und auch die Anruf- und SMS-Liste: nichts, was darauf hindeutet, dass sie jemals miteinander kommuniziert haben. Andererseits waren sich die Freundinnen sicher, dass sie etwas mit einem verheirateten Mann hatte. Glauben Sie, dass sie mit ihm Schluss gemacht hat, hat ihn so sehr getroffen, dass er sie getötet hat?«
    »Nein, Jonan. Die anderen Morde sprechen zu sehr dagegen. Wir sind uns einig, dass es sich um einen Serienmörder handelt. Der Mord an Anne Arbizu ist keine Nachahmertat, sondern entspricht bis ins kleinste Detail den anderen Morden. Wenn Freddy Anne Arbizu getötet hätte, müsste er auch die anderen Mädchen getötet haben. Er war vielleicht so blöd, etwas mit einer Minderjährigen anzufangen, die zehnmal intelligenter ist als er, aber seinem Profil nach ist er kein methodisch vorgehender Serienkiller: Die Kaltblütigkeit und Kontrolle, die immer wieder gleiche Inszenierung, das passt überhaupt nicht zu Freddys Charakter. Serienmörder haben keine Gewissensbisse und bringen sich wegen ihrer Taten nicht um. Durchsucht erst mal das Haus, danach sehen wir weiter.«
    Amaia machte die

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