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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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Haustür hinter Etxaide und Montes zu und kehrte ins Wohnzimmer zurück. James und Engrasi sahen sie schweigend an.
    »Amaia«, begann James.
    »Sagt lieber nichts, es ist soundso schon schwer genug für mich. Bitte! Ich habe getan, was ich tun konnte. Und ihr habt endlich mal gesehen, womit ich täglich zu kämpfen habe. Scheißjob.«
    Sie nahm ihre Daunenjacke und verließ das Haus. Zügig marschierte sie in Richtung Hotel Trinquete und betrat die Brücke. Dort überlegte sie es sich anders, machte kehrt und ging in Richtung Backstube.

22
    S ie tastete nach dem Schloss und spürte, wie ihr das Herz pochte. Unwillkürlich fasste sie sich an den Hals und suchte nach der Schnur, an der vor langer Zeit einmal der Schlüssel gehangen hatte.
    »Amaia«, sagte plötzlich jemand hinter ihr. Sie erschrak, zog automatisch ihre Waffe und drehte sich um.
    »James! Was machst du denn hier?«
    »Deine Tante meinte, du würdest bestimmt zur Backstube gehen.« Verlegen sah er zur Eingangstür.
    »Meine Tante«, murmelte sie und fluchte, weil sie so durchschaubar war. »Ich hätte beinahe auf dich geschossen.« Sie steckte die Glock wieder ins Halfter.
    »Ich … Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, deine Tante und ich.«
    »Schon gut. Lass uns gehen«, schlug sie vor und sah noch einmal zur Tür, diesmal mit einem unguten Gefühl.
    »Amaia.« James ging einen Schritt auf sie zu, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich heran.
    »Ich verstehe nicht, wieso du auf einmal so tust, als wären wir alle gegen dich. Du machst deinen Job, und du tust, was du kannst, das weiß auch deine Tante. Ros hat den Fehler begangen, dir nicht gleich von dem Mädchen zu erzählen, aber ich kann sie verstehen, schließlich bist du für sie nicht hauptsächlich eine Polizistin, sondern ihre kleine Schwester. Ich glaube, es war ihr einfach peinlich. Versetz dich mal in ihre Lage. Außerdem haben wir alle zur Kenntnis genommen, dass du es ihr leichter machen wolltest, indem du sie zu Hause befragt hast und nicht auf dem Kommissariat.«
    »Ja«, sagte Amaia und entspannte sich, schmiegte sich enger an ihren Mann. »Vielleicht hast du recht.«
    »Amaia, da ist noch was, das spüre ich. Wir sind jetzt seit fünf Jahren verheiratet, und ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals mehr als achtundvierzig Stunden am Stück in Elizondo verbracht haben. Ich dachte immer, dir geht’s wie so vielen, die in kleinen Dörfern aufwachsen: dass sie zu Stadtmenschen werden, weil sie von ihren Ursprüngen nichts mehr wissen wollen. Aber da ist noch etwas anderes, stimmt’s?«
    Er blieb stehen und versuchte, ihr in die Augen zu sehen, aber sie wich seinem Blick aus. Doch er ließ nicht locker, fasste sie bei den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.
    »Amaia, was ist los? Ist da etwas, was du mir nicht erzählen willst? Ich mache mir wirklich Sorgen. Wenn da was ist, was uns beide betrifft, musst du es mir erzählen.«
    Sie sah ihn verärgert an. Aber als sie seinen sorgenerfüllten Gesichtsausdruck und seine Hilflosigkeit bemerkte, wich ihr Ärger einem traurigen Lächeln.
    »Gespenster, James. Gespenster der Vergangenheit. Deine Frau, die nicht an Magie, Hellseherei, Basajaunak und Geister glaubt, wird von Gespenstern heimgesucht. Jahrelang habe ich mich in Pamplona versteckt, habe vermieden, für längere Zeit hierher zurückzukehren, weil ich genau wusste, dass sie mich dann finden würden. Das Böse, dieses Monster, das junge Mädchen umbringt und in den Fluss wirft, Mädchen wie mich: Das setzt mir einfach zu.«
    Verwirrt riss er die Augen auf. Aber sie sah ihn nicht mehr an, sondern durch ihn hindurch zu einem Punkt in der Ferne.
    »Das Böse hat mich gezwungen, nach Elizondo zurückzukehren, und jetzt, wo ich hier bin, steigen die Gespenster aus den Gräbern und kommen immer näher.«
    James nahm sie in den Arm, zog sie zu sich heran, damit sie ihr Gesicht in seiner Brust vergraben konnte, wie sie es immer tat, wenn sie Trost brauchte. »Mädchen wie dich«, flüsterte er.

23
    D er Streifenwagen hielt unter dem Vordach des Kommissariats. Der Fahrer stieg aus, aber Amaia blieb noch eine Weile sitzen, tat so, als suchte sie ihr Handy, und wartete ab, bis Inspector Iriarte und ihre Schwester losgefahren waren. Feiner Regen setzte ein, als sie schließlich ausstieg und zum Eingang ging. Ein Beamter, der offenbar noch in der Ausbildung war, telefonierte mit dem Handy. Als er sie sah, stellte er es schnell aus und steckte es hektisch in die Tasche.

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