Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Juffin, meine ich.«
»Das freut mich, Sir Lukfi«, sagte ich und berichtete die wenigen, aber überaus seltsamen Ereignisse des Tages.
»Sir Juffin bittet Sie, Ihren Weg genau zu schildern -ab dem Zeitpunkt, als Sie von der Hauptstraße abgebogen sind.«
In aller Kürze beschrieb ich zuerst die schmale Ruckelpiste, dann die Straße in den Bergen, die bedrohlichen, mit Gras bewachsenen Felsen und die tiefe Kluft,
die mal links, mal rechts der Straße aufgetaucht war. Nach kurzem Überlegen fügte ich hinzu, der Karawanenführer habe uns auf die einfache Frage, wie weit es noch nach Kettari sei, seltsam nichts sagende Antworten gegeben.
«Sir Juffin lässt Ihnen ausrichten, Max, dass er fast vierhundert Jahre in Kettari gelebt und mehrmals ganze Räuberbanden durch die dortigen Wälder geführt hat. Er kennt jeden Stein im Umland und hat dort nie etwas gesehen, das dem ähnelt, was Sie gerade beschrieben haben«, berichtete Lukfi. »Er sagt außerdem ... Sündige Magister, das darf doch nicht wahr sein!«
Damit war die Verbindung unterbrochen. Ohne große Hoffnung versuchte ich, den Kontakt zu Sir Lukfi erneut herzustellen. Erwartungsgemäß klappte es nicht.
»Jetzt schweigt auch Lukfi Penz«, meldete ich Lonely-Lokley finster. »Sir Juffin hat die Geschichte unserer Reise gehört und ausrichten lassen, dass es rings um Kettari nichts von dem gibt, was wir gerade sehen. Dann hat er Lukfi noch gebeten, uns etwas zu sagen, was Penz erstaunt kommentierte, uns aber nicht mehr übermitteln konnte, weil die Verbindung zusammenbrach. Ich wüsste zu gern, was er uns sagen wollte.«
Lonely-Lokley zuckte schweigend die Achseln. Die Situation gefiel ihm gar nicht.
»Tja, jetzt müssen wir uns wohl Gedanken machen«, meinte ich. »Vergiss bitte nicht, mein lieber Glama, dass Lady Marilyn eine einfache, recht ungebildete Provinzlerin ist. Um von dem armen Sir Max gar nicht erst zu reden. Die beiden wissen also nicht mal die elementarsten Dinge, doch ich hoffe, den Herren Glama und Lonely-Lokley ist das kleine Einmaleins bekannt.«
»Musst du so aufgeblasen daherreden, Marilyn? Was willst du eigentlich sagen?«
»Donnerwetter - ich hab immer gedacht, ich könnte mich klar ausdrücken! Na schön, ich mach kein Theater mehr, sondern stell dir ein paar Fragen.«
»Gute Idee, Marilyn. Kann sein, dass du auf diese Weise wichtige Dinge erfährst, die mir unwichtig erscheinen.«
»Gut. Stimmt es, dass bei der Stummen Rede die Entfernung zwischen den Gesprächspartnern keine Rolle spielt?«
»Natürlich. Es kommt darauf an, den Menschen zu kennen, an den man sich wendet. Deinen Gesprächspartner kannst du selbst in Arwaroch erreichen - das ist kein Problem.«
»Gut. Nächste Frage: Gibt es Orte, an denen die Stumme Rede nicht funktioniert?«
»Im Cholomi-Gefängnis, aber das weißt du doch schon. Ansonsten habe ich noch nie von solchen Orten gehört. Es gibt natürlich Leute, die sich nicht per Stummer Rede verständigen können, aber uns beide betrifft das nicht.«
»Gut. Nächste Frage: Haben Sie je von einer Situation gehört, wie wir sie gerade erleben? Vielleicht auch in einer Legende, im Mythos, gerüchteweise oder im Scherz?«
»Bei uns im Orden hatten wir einen Spruch: Ein guter Zauberer erreicht auch das Jenseits. Das war natürlich ein Witz, denn im Jenseits kann man sich nicht per Stummer Rede melden. Und zum Glück haben wir viele Beweise dafür, dass unsere Kollegen am Leben sind.«
»Und was ist mit uns?«
»Ich bin gewöhnt, meiner Wahrnehmung zu trauen, und ich habe durchaus den Eindruck, lebendig zu sein.«
»Sündige Magister - natürlich lebst du, Glama, genau wie ich. Aber wir sitzen so richtig in der Patsche, und es wäre besser, gemeinsam einen Ausweg zu finden als allein. Das Jenseits muss nicht unbedingt ein Reich der Toten sein. Es gibt viele verschiedene Welten, Schürf - ich bin der beste Beweis dafür. Meine Heimat ist eigentlich auch eine Art Jenseits.«
»Ich weiß«, sagte Lonely-Lokley ruhig.
»Das wissen Sie? Woher? Hat Ihnen Juffin davon auf einem Seminar zum Thema Sir Max - das größte Naturwunder erzählt?«
»Es war viel einfacher. Ihre Geschichte über die Leeren Länder war sehr gut, und ich hatte lange keine Zweifel daran. Aber es hat mich misstrauisch gemacht, wie Sie atmen. Dazu kam noch die seltsame Bemerkung von Sir Juffin, unsere Magie wirke auf Sie anders als auf die übrigen Bewohner von Echo. Und dann Ihre Augenfarbe. Sie wissen doch, dass sie ständig
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