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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Schluck Kachar-Balsam, was meine Müdigkeit abrupt vertrieb. »Bist du überhaupt noch der gute alte Lonely-Lokley? Jetzt, wo du mich nicht mehr Lady Marilyn nennst, nicht mehr ständig wie ein Pferd wieherst und mich sogar weiterhin duzt? Bin ich vielleicht gestorben und ins Paradies gekommen?«
    »Ich glaube, es wäre absurd, dich weiter Marilyn zu nennen. Und es wäre sinnlos, dich zu siezen, nachdem du schon Bekanntschaft gemacht hast mit ...«
    »... einer sehr netten Ausgabe von Sir Schürf Lonely-Lokley«, sagte ich lächelnd. »So ist es auch besser. Das ewige Siezen ist mir schon lange auf die Nerven gegangen. Aber warum wäre »Lady Marilynabsurd?«
    »»Sieh dich doch im Spiegel an, Max. Zum Glück kennt dich in Kettari kaum wer, und wir können die Stadt auch ohne Karawane verlassen. Denn nur so bleibt unser Inkognito gewahrt.«
    Ich sah erstaunt in den Spiegel. Ein fremdes, verwirrtes und müdes Gesicht starrte mir entgegen. Nein, das war kein Fremder - das war ich selbst! Offenbar hatte ich fast vergessen, wie ich früher ausgesehen hatte.
    »Furchtbar«, sagte ich angewidert. »Wem ähnele ich bloß? Mein Leben lang war ich sicher, ein sympathischer Typ zu sein, und jetzt? Wo ist das süße Gesicht von Lady Marilyn geblieben? Na ja, außer uns kennt sie ja fast keiner. Schürf, sag mir bitte, ob deine letzten Tage schön waren. Ich hätte mich per Stummer Rede bei dir melden sollen, aber ich dachte immer, du würdest gleich kommen.«
    Lonely-Lokley zuckte ungerührt die Achseln.
    »Ich weiß nicht, wo du gewesen bist, Max, aber ich habe mehrmals versucht, Kontakt zu dir aufzunehmen.«
    »Und ...?«
    »Absolut nichts, wie du dir denken kannst. Aber ich wusste, dass du lebst, weil ... Na ja, ich bin dir auf die Spur getreten. Das kann ich zwar nicht so gut wie Lady Melamori, aber zur Not schaff ich es schon. Die Spur eines Lebenden unterscheidet sich klar von der eines Toten. Was das anlangte, war ich beruhigt. Die Pflicht hat mich dazu gezwungen, obwohl ich wusste, dass ich mich nicht in deine Angelegenheiten einzumischen habe. Deine Fährte hat zur Stadtmauer geführt, aber dort habe ich gespürt, dass ich nicht weitergehen sollte. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, das ich nur ungern wieder erleben möchte. Jedenfalls wusste ich, dass mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Das tut mir leid für dich«, sagte ich aufrichtig. »Weißt du, wo ich war? Du kennst doch die Stadt meiner Träume? Die mit der Drahtseilbahn? Erinnerst du dich?«
    Lonely-Lokley nickte phlegmatisch: »Du solltest aber nichts davon erzählen, Max. Ich habe das Gefühl, es wäre besser, wenn du schweigst. Klar?«
    »Klar«, sagte ich und sah ihn erstaunt an. Dann kam mir ein anderer Gedanke. »Wieso eigentlich? Hast du etwa das gleiche unangenehme Gefühl wie am Stadttor?«
    Lonely-Lokley nickte.
    »Gut, ich werde schweigen wie ein Grab - Ehrenwort. Weißt du, ich muss jetzt etwas dösen. Ich hoffe, nach diesem Zaubertrank reichen mir zwei, drei Stunden, und dann erzählst du mir alles. Oder nein, sag's am besten jetzt - sonst sterbe ich vor Neugier: Was hast du die ganze Zeit getrieben? Ich meine eigentlich nicht dich, sondern den lustigen Mann, der sich so tatendurstig verabschiedet hat. Was hat er angestellt?«
    Lonely-Lokleys Miene verfinsterte sich.
    »Das ist kein Ruhmesblatt, Max. Er - also ich ... ich hab die ganze Zeit Mau-Mau gespielt. Das war sehr schön. Aber eigentlich wollte ich dich fragen, ob du noch Geld bei dir hattest, als wir uns trennten. Ich hab nämlich keins mehr.«
    »Hast du alles verspielt?«, fragte ich und lachte so unbändig, dass ich mich auf den Boden setzen musste.
    »Wirklich alles? Wie lange hast du denn gespielt? Ein Jahr? Zwei?«
    »Zwei Tage und zwei Nächte«, meinte Lonely-Lokley kühl. »Aber eine Partie dauert nicht länger als zwölf Minuten.«
    »Verstehe. Was mich betrifft, habe ich noch drei Kronen und etwas Kleingeld. Aber das macht nichts, denn ich bin das bescheidene Leben gewöhnt. Wenn alle Stricke reißen, können wir jemanden umbringen oder klauen gehen. Du kannst doch stehlen, oder? Bestimmt kannst du das.«
    »Allzu schwer ist das ja nicht«, sagte er wichtigtuerisch. »Aber ich glaube kaum, dass es korrekt wäre. Wir dienen dem Gesetz, falls du das noch nicht vergessen hast.«
    »Na ja«, meinte ich und räusperte mich. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Mein von vielen Wundern ermüdeter Geist suchte schon lange eine Gelegenheit zu einem mittelgroßen hysterischen

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