Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Sie können auch Gäste einladen, haben ihre Besucher aber schon vor der Stadt zu empfangen, damit die nicht vom Weg abkommen. Die Straßen rund um Kettari befinden sich - wie hier jedes Kind weiß - seit der letzten Schlacht um das Gesetzbuch in einem erbärmlichen Zustand. Darum ist es auch empfehlenswert, beim Verlassen der Stadt ein Amulett bei sich zu tragen, zum Beispiel einen Schlüssel, der das Tor zwischen den Welten aufsperren soll.«
»Dann ist Kettari also eine ganz andere Welt - so wie meine Heimat?«
»Ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Sie, Sir Max, sind an einem zwar seltsamen, aber realen Ort geboren, Kettari hingegen ... Wie soll ich Ihnen das erklären? Kettari ist der Anfang einer neuen Welt, die irgendwann real sein wird, gegenwärtig aber noch virtuell ist. Und weil Kettari ein Anfang ist, ist es ein Tummelplatz von Geheimnissen. Übrigens kann ich Ihnen einen Spaziergang vor die Stadt nur empfehlen. Für Sie ist so was absolut ungefährlich, und Sie können dabei einen Blick in die reale Leere ringsum werfen, ins Vakuum gewissermaßen.«
»Meinen Sie das ernst?«
»Unbedingt! Machen Sie das am besten gleich, aber gehen Sie allein.«
»Ich wurde sitzen gelassen und bin ohnehin Single.«
»Daran sind Sie selbst schuld. Und Sie haben noch Glück, dass Ihr Begleiter so ein starker Mann ist. Drogen aus einer Welt können in anderen Welten ganz unerwartete Auswirkungen haben. Erinnern Sie sich nur daran, was mit Ihnen passiert ist, als Sie einen Teller Rekreationssuppe verspeist haben! Übrigens geht es Ihrem Freund sehr gut - da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
»Mach ich doch auch nicht. Aber woher wissen Sie so viel über mich, Sir Machi?«
»Na ja, seit Sie in Juffins Leben getreten sind, sind Sie -um es etwas schlicht zu sagen - eine Art Enkelkind für mich. Aber unsere Beziehung ist wirklich beinahe familiär.«
Ich lächelte verständnisinnig.
»Das reicht für heute«, sagte Machi überraschend. »Sie machen jetzt einen Spaziergang vor die Stadt, und wenn Sie zurück sind, setzen wir das Familientreffen fort. Dann werden Sie mehr erfahren, als in Ihren armseligen Kopf geht.«
»Einverstanden.«
Eigentlich wusste ich nicht, ob mich das abrupte Ende des Gesprächs freuen oder ärgern sollte, aber ich brauchte eine Auszeit.
»Erklären Sie mir nur bitte, wie ich nach Hause komme. Ich meine - welcher meiner Stadtpläne ist zuverlässig?«
»Lügen tut keiner«, meinte Machi achselzuckend. »Es ist nur so: Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie die Stadt wirklich ausgesehen hat, und inzwischen hat es diverse Versionen von Kettari gegeben. Nur die Brücken halten die Bruchstücke meiner Erinnerung zusammen. Wissen Sie, ich musste Kettari neu errichten, weil die Stadt ausgelöscht wurde. Die Zerstörung war so radikal, dass kein einziger Zeuge überlebt hat.«
»War daran irgendein mächtiger Magister schuld?«, fragte ich verständnisvoll.
»Nicht irgendeiner, sondern einer der Größten. Sein Name war Lojso Pondochwa, der Große Magister des Ordens ...«
»... der Wasserkrähe«, unterbrach ich ihn und musste lächeln.
»Ich glaube kaum, dass Sie gelächelt hätten, wenn Sie ihm begegnet wären«, meinte Machi achselzuckend. »Lojso Pondochwa war ein Tier. Ich weiß bis heute nicht, wie Juffin Halli es geschafft hat, ihn zu besiegen. Aber vielleicht halte ich Juffin noch immer für jung und dumm -das denken Lehrer ja meist über ihre Schüler. Genau wie Eltern über ihre Kinder ... Na ja, Ihre Frage ist einfach zu beantworten. Das Alt-Kettari ist in allen Stadtplänen eingetragen, oder?«
»Stimmt.«
»Wie könnte es auch anders sein? Das war schließlich mein Lieblingslokal, als die Zeiten hier noch ruhig waren. Von hier aus können Sie gehen, wohin Sie wollen. Sie sollten sich aber an einem Stadtplan orientieren, in dem Ihr Haus eingetragen ist. Also los! Die Brücken werden Sie bringen, wohin Sie möchten. Und vergessen Sie nicht: Wenn Sie sich verlaufen, können Sie sich immer am Alt-Kettari orientieren.«
»Das klingt gut«, sagte ich. »Ich sollte nämlich langsam mal nach Lonely-Lokley sehen. Vielleicht ist er in eine Version von Kettari geraten, in der es die Alte Promenade nicht gibt.«
»Keine Panik. Ihr groß gewachsener Freund hat keine einzige Brücke überquert. Er hat nicht mal das Alte Haus verlassen.«
»Donnerwetter! Was treibt er denn da die ganze Zeit? Schlägt er sich etwa den Bauch voll?«
»Das wird er Ihnen schon selbst sagen.
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