Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Anfall. »Schürf, du bist herrlich. Wirklich tapfer. Und ich bin ein Idiot. Ich hatte schon überlegt, einen Teppichladen auszurauben. Na schön, leben wir also weiter bescheiden. Das hat auch Vorteile - das weiß ich genau. Und ich hab einige Bücher darüber gelesen.«
»Du bist sehr generös, Max«, sagte Lonely-Lokley. »Ich glaube, du hättest allen Grund, ärgerlich zu sein.«
»Ich bin doch nicht generös! Ich hab einfach wichtigere Probleme. Außerdem bin ich selbst schuld. Warum bin ich auf die Idee gekommen, dir dieses Kraut anzubieten?«
»Jedenfalls hat dein Geschenk mir große Freude gemacht«, stellte Schürf fest. »Jeder hat das Recht, sich von sich zu erholen - auch wenn es nur selten geschieht.
Aber du hast dieses wunderbare Mittel nicht immer, stimmt's.«
»Natürlich nicht. Hast du schon vergessen, wie erstaunt ich war, als ich es unter dem Kissen hervorgezogen habe?«
»Verstehe. Aber wenn dir so was wieder in die Hände gerät, wirf es bitte nicht weg, sondern bewahr es für mich auf. Das kann allerdings ein paar Dutzend Jahre dauern.«
»Wenn du so lange warten kannst, komm ich bis dahin vermutlich an alles Mögliche«, sagte ich selbstgewiss. »Hast du keine Lust, schon früher wieder so einen Spaß zu erleben?«
»Bei allen Magistern, Max - wie kommst du denn darauf? Sich ein wenig von sich zu erholen, ist nicht zu verachten, aber zu oft sollte man das nicht tun.«
»Du bist erschreckend weise, Schürf. Das ist beinahe zum Verrücktwerden. Stört es dich, wenn ich mich aufs Sofa lege? Ich hab mich daran gewöhnt, hier zu schlummern, und mir fehlt im Moment die Kraft, ins Schlafzimmer zu gehen. Weck mich bitte in zwei, drei Stunden. Nach einer so großen Portion Balsam reicht das vollkommen, und ich hab viel zu tun.«
Mit diesen Worten schloss ich die Augen und verabschiedete mich von allen Welten. Träume hatte ich keine. Ich spürte nur einen unendlichen Augenblick vollkommener Ruhe.
Als ich erwachte, lag das Wohnzimmer bereits im Halbdunkel. Durchs Fenster sah ich den hübschen grünlichen Mond langsam und triumphal am Horizont aufziehen und blickte mich erstaunt um. Lonely-Lokley hielt seinen Schaukelstuhl an. Womöglich hatte er sich mit seiner Atemgymnastik beschäftigt.
»Aber Schürf«, meinte ich gereizt. »Ich hatte dich doch gebeten, mich zu wecken. Bist du jetzt auch noch vergesslich?«
»Ich hab's ja versucht«, entgegnete Lonely-Lokley. »Nach drei Stunden - genau, wie du gesagt hast. Offen gestanden hätte ich nie gedacht, dass du so fluchen kannst, und habe mindestens die Hälfte deines Geschimpfes nicht begriffen, mir aber alles aufgeschrieben. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir bei Gelegenheit mal die Bedeutung deiner Tiraden erklärst.«
»Du hast sie aufgeschrieben? Sündige Magister - was hab ich denn so gequatscht? Gib mir mal deine Liste.«
»Es ist schon ziemlich dunkel. Ich muss Licht machen. Soweit ich weiß, kannst du im Finstern nicht lesen.«
»Ach, das geht schon.«
Ich bekam einen Zettel mit Lonely-Lokleys schön geschwungener Handschrift ... Oje! Manche Ausdrücke hatte ich nicht mal in den schlimmsten Momenten meines bewussten Lebens benutzt.
»Ach, Schürf, ich schäme mich so! Hoffentlich glaubst du nicht, dass ich das wirklich gemeint habe.«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Max. Ich weiß sehr gut, dass Menschen im Schlaf alles Mögliche reden, aber ich wüsste gern, was die Worte bedeuten.«
»Gut«, seufzte ich. »Ich wasch mich schnell, dann gehen wir essen. Ehrenwort: Ich muss mir Mut antrinken -jedenfalls, wenn du eine vernünftige Übersetzung hören willst.«
»Ein sehr guter Vorschlag«, sagte Schürf nickend. »Hunger habe ich - ehrlich gesagt - auch.«
»Leider hab ich nur noch ein paar Groschen im Mantel. Aber keine Sorge - das bekommen wir schon hin.«
Nach einer halben Stunde saßen wir im Runden Tisch, wo ich kürzlich wunderbar gefrühstückt hatte. Wie sich herausstellte, schmeckte es dort abends noch besser. Auf alle Fälle hatte ich schon genug Zeit im Alten Haus verbracht, und wenn man unserer Vermieterin glauben konnte, gab es in unserer Ecke nichts Besseres. Und was das Alt-Kettari betraf, ging ich dort zwar gern hin, aber lieber allein.
Ich begann mit einem Krug Kamra und einem Gläschen Likör. Ich nehme ungern einen Aperitif, aber ich musste unbedingt die Rückkehr meines Freundes feiern. Und ich musste mich locker machen, um ihm all die schrecklichen Worte vorlesen und erklären zu
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