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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Vernünftiges zu sich zu nehmen. Na ja - ob ich es schaffen würde, war noch nicht klar, aber versuchen konnte ich es ja.
    Lady Tanita kam, wie versprochen, nach einer Viertelstunde. Sie hatte sogar Zeit gehabt, sich umzuziehen, und war sehr elegant angezogen. In Echo gibt es die Unsitte nicht, Trauer zu tragen. Schmerz gilt als Privatsache, und man muss nicht aller Welt den Verlust geliebter Menschen signalisieren.
    »Was für ein hübscher Tag«, sagte die wunderbare Lady Tanita nicht ohne Sarkasmus.
    Sie war tapfer genug, diese traditionelle Begrüßungsformel mit bitterer Ironie zu würzen, und begeisterte mich immer mehr.
    »Sie verstehen sicher, warum ich Sie gerufen habe. Ich muss unbedingt klären, womit Ihr Mann sich beschäftigt hat - vor allem in den letzten Tagen. Ich weiß, dass es sehr schmerzlich für Sie ist, darüber zu reden, aber ...«
    »Ich verstehe das, Sir Max. Solche Dinge passieren ja nicht von allein, und Sie müssen den Täter finden, aber ich fürchte, ich kann Ihnen dabei kaum helfen.«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Ihnen ist die ganze Zeit nichts Besonderes aufgefallen. Erst ein Unglück reißt den, dem es widerfahren ist, aus der Normalität und macht ihn auf traurige Weise zu etwas Ungewöhnlichem. Und erst im Rückblick zeigt sich, dass es im Vorfeld des Unheils Warnzeichen gegeben hat.«
    Auf der Erde hatte ich so viele Krimis gelesen, dass ich eine derart banale Weisheit nun einfach aus dem Ärmel schütteln konnte. Hoffentlich kannten die Autoren dieser Romane sich im Leben ganz gut aus.
    »Gut, Sir Max. Aber ich kann Ihnen eigentlich nur sagen, dass unser Leben ziemlich normal verlaufen ist.«
    »Ausgezeichnet, Lady Tanita. Doch bedenken Sie, dass ich als Außenstehender keine Ahnung habe, wie Ihr normales Leben ausgesehen hat. Erzählen Sie mir bitte ein wenig darüber.«
    »Gern. Jeden Tag ist Karri im Morgengrauen aufgestanden und auf den Markt gegangen. Wir haben viel Personal, aber die Zutaten hat er immer allein ausgesucht. Karri ist ... oder war ein ausgezeichneter Koch. Kochen war für ihn kein Broterwerb, sondern eine Kunst. Eine Frage der Liebe und Ehre, wenn Sie so wollen. Wenn ich aufwachte, war er schon in der Küche und gab dem Personal Anweisungen. Das Lokal öffnete um zehn, manchmal auch früher, wenn die Kunden das wünschten. Vormittags stand immer ein Mitarbeiter hinter der Theke, damit Karri und ich genug Zeit für andere Dinge oder zur Erholung hatten. Gegen Abend ging er in die Küche und bereitete zwei spezielle Tagesgerichte vor. Die übrigen Speisen hatte das Personal zubereitet. Ich stand meist hinter der Theke, doch mitunter schickte Karri mich spazieren. Dann wollte er die Besucher allein bedienen und ihre Komplimente entgegennehmen. Gegen elf Uhr abends ging er normalerweise schlafen, weil er immer früh aufstehen musste. Und ich blieb im Restaurant - natürlich nicht allein, denn wir hatten ja viel Personal. Bald nach Mitternacht ging dann auch ich nach oben. Wir haben einen jungen Mitarbeiter namens Kumarochi, der gern bis spät in die Nacht arbeitet - Hauptsache, er kann morgens ausschlafen.«
    »Das versteh ich gut. So bin ich auch ... Sagen Sie mir bitte, Lady Tanita, was Karri in der Freizeit getan hat. Man muss sich ja selbst von der liebsten Arbeit mitunter erholen.«
    »Mit dieser Behauptung wäre Karri absolut nicht einverstanden gewesen. Seine einzige Methode, sich zu erholen, bestand darin, hinterm Tresen zu stehen und ein wenig mit den Gästen zu plaudern. Vielleicht werden Sie es mir nicht glauben, doch er ging sogar in andere Wirtshäuser nur mit dem Ziel, die kulinarischen Geheimnisse der Konkurrenz zu knacken. Und das ist ihm immer gelungen. Karri hat nie eine Lehre als Koch gemacht. In seiner Jugend war er Bote in der Kanzlei der Zufriedenheit. Die Trunkene Flasche habe ich von meiner Großmutter geerbt. Zuerst dachten wir, wir müssten das Lokal den Angestellten überlassen, da wir nicht mal Kamra kochen konnten. Einige fahre war Karri nur Aushilfskoch und hat schmutzigste Arbeiten verrichtet. Dann hat er plötzlich einen Salat zubereitet - einen ganz normalen Salat -, aber die Leute meinten, so etwas Leckeres hätten sie seit Beginn der Epoche des Gesetzbuchs nicht gegessen. Dabei hatte Karri nur dem Koch bei der Arbeit zugesehen und sich dabei etwas ausgedacht.«
    »Ist Ihr Mann oft auf die Jagd gegangen?«, wollte ich wissen.
    Lady Tanita sah mich fragend an.
    »Auf die Jagd nach Kochrezepten, meine ich.«
    »Ziemlich oft

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