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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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... Alle zwölf Tage bestimmt, manchmal öfter. Er hat sogar gelernt, seine Gesichtszüge zu verändern, weil kein Koch seine Geheimnisse gern an jemanden vom Fach ausplaudert. Dieser Argwohn ist ganz natürlich, müssen Sie wissen, denn der Konkurrenzdruck ist sehr groß.«
    »Na sehen Sie! Und gerade haben Sie mir noch erzählt, Sie hätten ein ganz normales Leben geführt! Obwohl Ihr Mann Karwen in fremder Gestalt die Geheimrezepte seiner Kollegen geknackt hat! Sie werden mir sicher Recht geben, wenn ich sage, dass das kein typisches Verhalten ist ... Aber verzeihen Sie bitte meinen besserwisserischen Ton. Ich habe mir leider angewöhnt, wie ein Kriminalbeamter daherzureden.«
    »Schon gut, Sir Max. Sie könnten auch wie ein Friedhofswärter reden. An meiner Lage ändert das ohnehin nichts. Und wenn Sie lächeln, vergesse ich sogar, dass Karri nicht mehr unter uns weilt.«
    »Lady Tanita«, begann ich ernst, »denken Sie bitte daran, dass es außer unserer Welt noch andere Welten gibt. Das kann ich beschwören. Ihr Mann befindet sich an irgendeinem weit entfernten Ort. Wissen Sie, als meine Großmutter starb - die einzige Person in meiner Familie, die ich wirklich geliebt habe -, sagte ich mir, sie sei bloß weggefahren, und wir könnten sie nun nicht mehr sehen; das sei natürlich schlimm, aber immerhin lebe sie irgendwo weiter. Glauben Sie mir, Lady - vom Tod weiß niemand mehr als ich«, sagte ich und knetete den Saum meines schwarzen Todesmantels.
    Wer hätte das gedacht? Meine naive religiöse Überzeugung hat dieser armen Frau wirklich geholfen! Jedenfalls lächelte sie gedankenverloren.
    »Bestimmt haben Sie Recht, Sir Max. Ich wüsste nur gern, was für eine Welt das sein mag und ob es Karri dort gefällt. In einer anderen Welt zu sein ist besser, als nirgendwo zu sein. Aber irgendwann kommt auch für mich die Zeit, und dann werde ich ihn finden - meinen Sie nicht auch?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich ehrlich. »Aber ich hoffe es sehr. Wir werden alle gleich hinter der Schwelle, die die Welten trennt, jemanden suchen gehen.«
    »Sie sind wirklich ein guter Mensch, Sir Max.«
    »Erzählen Sie das aber niemandem, sonst kann ich nicht mehr normal arbeiten. So wie es ist, ist es für alle am besten. Die Verbrecher haben so große Angst vor meinem Mantel, dass sie keine größeren Untaten begehen.«
    Die Erinnerung an den tödlich verängstigten Herrn Ploss ließ mich lächeln, und das brachte mich auf eine recht kluge Frage.
    »Lady Tanita, denken Sie bitte scharf nach: Hatte Ihr Mann spezielle Pläne für den letzten Tag des Jahres? Könnte er sich vor dem Jahreswechsel noch die Erfüllung eines besonderen Versprechens vorgenommen haben? Hat er vielleicht ein außergewöhnliches kulinarisches Geheimnis knacken oder ein besonders raffiniertes Gericht kreieren wollen? Könnte es sein, dass er dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt hat?«
    Ich konnte mich schwer von meiner Lieblingshypothese trennen, wonach in Karris Tod ein unbekannter rebellischer Magister verwickelt war, denn ich hatte mich daran gewöhnt, dass hinter jedem außergewöhnlichen Gegenwartsereignis ein schweres Erbe der Vergangenheit steht. Vielleicht hatte der Wirt ja einem gefährlichen Magister ein Rezept entlocken wollen.
    »Karri hat mich nicht in die Geheimnisse seiner Kochkunst eingeweiht. Er mochte es, mich zu überraschen. Wissen Sie, Sir Max, Karri fühlte sich ... na ja, wie ein Großer Magister. Und das war er auch, wenn er am Herd stand. Aber ich glaube, Sie haben Recht: In letzter Zeit hat Karri das Haus täglich für zwei, drei Stunden verlassen und hatte immer seine furchtbare weißblonde Perücke dabei. Und dann blieb er bis in die frühen Morgenstunden in der menschenleeren Küche. Und am letzten Abend wirkte er überaus zufrieden. Ja, Sir Max, ich glaube, Sie haben Recht: Karri dürfte ein fremdes Geheimnis geknackt haben.«
    »Und Sie wissen natürlich nicht, wessen Geheimnis?«, fragte ich ohne große Hoffnung auf eine positive Antwort.
    »Nein, Sir Max, wirklich nicht. Ich weiß bloß, dass Karri sich nur für die allerbesten Köche interessiert hat. Kennen Sie den Koch vom Gesättigten Skeletth-
    »Natürlich, ich wohne doch gleich um die Ecke. Ihnen, Lady Tanita, kann ich es ja beichten: Als ich gemerkt habe, dass der Koch dort mit Schwarzer Magie zweiten Grades etwas übertreibt, hab ich gleich gedacht, dass man dort gut frühstücken kann.«
    »Eben! So eine niedrige Stufe hat Karri nie interessiert. Das war

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