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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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es jetzt ist, kann es sowieso nicht werden. Vielleicht leben die Menschen in den anderen Käfigen ja noch.«
    »Kann sein. Geh und schau dich um. Mir reicht's.«
    Ich wandte mich von dem Ekel erregenden Spezialgericht ab und sog an meiner Pfeife. Der hiesige Tabak ist gar nicht so schlimm - Ehrenwort!
    »Max, ich hab mich geirrt«, erreichte mich Melifaros Stimme, die mir enorm laut und hell erschien. »Es gibt etwas noch Schlimmeres. Komm und gib mir noch etwas Licht. Und schließ die Augen, wenn du das nicht sehen willst.«
    Natürlich sah ich doch hin. Ich habe schon immer gewusst, dass meine Neugier mich zugrunde richten wird. Eine Pastete im Lochimantel sieht schon schlimm aus, aber wenn sie dann noch bis zur Gürtellinie verspeist ist, während die Beine intakt sind ... Sündige Magister! Zum Glück musste ich mich nicht übergeben, weil mein Magen sehr robust ist. Egal, wie viel Ekel er ertragen muss - er arbeitet unbeeindruckt weiter. Aber ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten, sondern fiel zu Boden, als wäre ich kein Mensch, sondern eine volle Einkaufstasche.
    Dann begriff ich, dass wir nicht mehr allein waren.
    Alles war wie im Traum. Innerhalb von Sekunden zog -wie man so sagt - das ganze Leben an mir vorbei.
    Ich sah eine bucklige, nicht eben große und ziemlich stämmige Silhouette sowie den Schatten einer Türklinke. Der Koch wollte in seiner Küche aufräumen. Er war aufgeregt und dachte nicht an die Folgen seines Tuns. Binnen Momenten begriff ich, dass auch ich im Käfig landen und als Pastete enden konnte. Dann erkannte ich, dass der bucklige Itulo verrückt war.
    Der Koch hatte eine Axt und einen Seidenfaden dabei, mit denen man in Echo Truthähne schlachtet. Er war gekommen, uns brave Agenten zu töten, die wir uns zwischen seinen Käfigen herumtrieben. Von Anfang an hatte er nicht die leiseste Chance, aber das kümmert Wahnsinnige bekanntermaßen nicht.
    Ich drehte mich noch mal nach den schrecklichen Folgen von Itulos Kochkünsten um. Sündige Magister! Er mochte so lecker kochen, wie er wollte: Menschen durften dafür nicht sterben - erst recht nicht auf so bestialische Weise.
    Ich wollte böse werden, doch es klappte nicht. Ich blieb ruhig, und mir war sogar alles ziemlich egal. Die verflixten Atemübungen, die Lonely-Lokley mir beigebracht hatte, hatten aus dem nervösen Max einen entsetzlich ausgeglichenen Menschen gemacht. Also würde es keinen Wutausbruch geben. Solange ich aber gute Laune hatte, war Spucken zwecklos und allenfalls ein schlapper Bluff.
    Dabei tat der Bucklige alles, um mich zu ärgern. Er rückte mir zu Leibe und fuchtelte mit seinem jämmerlichen Werkzeug herum. Ich vermute, seine Überzeugung, er könne mich und Melifaro mit seinen harmlosen Utensilien umbringen, war letztlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Von Zorn allerdings konnte noch immer nicht die Rede sein. Dafür war ich nun in geradezu ausgelassener Stimmung.
    Darum wollte ich den Koch lediglich erschrecken und zugleich Melifaro aufheitern, der erstaunlicherweise sehr ernst war.
    Verschwörerisch zwinkerte ich in die Dunkelheit und spuckte unserem freundlichen Wirt genüsslich ins wutverzerrte Gesicht. Dann fuhr ich dem Fallenden mit der Handkante über den Hals, denn mir war klar geworden, dass es ohne Schläge heute nicht abgehen würde.
    Was eine Schlange spüren mochte, deren Giftzähne sich im Leib ihres langsam schwächer werdenden Opfers verbeißen, ahnte ich inzwischen: nichts Besonderes.
    Dann geschah, was früher oder später geschehen musste. Die wundervolle Gabe des Großen Magisters Machligl Anoch zeigte sich mit voller Kraft. Entgegen der Prognose von Sir Juffin passierte das, als ich weder erschrocken noch zornig war. Trotzdem brach der Koch bewusstlos zusammen: Meine Spucke hatte sich als zweifelsfrei giftig erwiesen.
    »Wunder geschehen, Max, das weiß ich jetzt!«, rief Melifaro und sah mich total begeistert an. »Sündige Magister - du lässt ja die besten Traditionen der Ordensepoche Wiederaufleben! Ohne dich wäre es unglaublich langweilig.«
    »Hab ich ihn tatsächlich umgebracht?«, fragte ich unsicher.
    ••Zweifelst du daran? Meinst du, du hast bloß »Hau ab« gesagt?«
    Zum Glück war Melifaro nicht der Nervenschwächste und lächelte nun breit.
    »Ich bin sehr froh«, erklärte ich stolz. »Ich habe noch nie so eine Schweinerei gesehen. Gäste zu wahnsinnig überzogenen Preisen mit derart ekligem Zeug abzuspeisen! Der Alte hat mir für längere Zeit

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