Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Itulo erschien und auf Knien um eine kleine Portion Pastete flehte, stellte der Koch fest, dass er wieder ein Opfer angelockt hatte. Er hat sie gezwungen, schweres Geld für den Genuss hinzublättern. Die Leute gerieten in die Schuldenfalle und mussten all ihre Immobilien verkaufen. Einer hat zum Beispiel zwei Häuser verscherbelt, das weiß ich genau. Innerhalb kurzer Zeit hat der Koch die Leute an den Bettelstab gebracht. Dann kam der entscheidende Schritt: Eines schönen Tages schlief der Gast über seiner Pastete ein. Besser gesagt, er fiel in Ohnmacht. Für den Koch war es nicht schwer, die Bewusstlosen in einen der Käfige im Keller zu schaffen. Damit begann die zweite Etappe des Mästens. Die Gefangenen bekamen dort unten ein anderes Futter, eine wunderbare Erfindung des großen Kochs, die der vergötterten Pastete in Geschmack und Geruch ähnelte, aber eine viel radikalere Wirkung hatte. Und schon nach wenigen Tagen besaß der Koch eine frische große Portion der Pastete König von Bandscha für neue Feinschmecker. Was werden die jetzt bloß tun?«
»Sie werden zu Heilerinnen gehen müssen«, meinte Juffin achselzuckend. »Besser spät als nie. Die Pastete hat die Gäste also bewusstlos gemacht, und dann bekamen sie im Käfig etwas vorgesetzt, das sie in eben diese Pastete verwandelte? Ein hübscher Teufelskreis! Und das alles wurde ohne verbotene Magie geplant und durchgeführt? Dieser Itulo hatte wirklich Talent. Wie schade, dass er es verplempert hat.«
»Der arme Karwen«, sagte ich. »Die Lust, kulinarische Geheimnisse zu entdecken, hat sich für ihn als tödliches Hobby erwiesen. Bestimmt ist er in die geheime Küche im Keller eingedrungen und hat dort einen Bissen verschlungen, der nach der Pastete König von Bandscha gerochen hat. Den Rest hat er mit nach Hause genommen, dort untersucht und dann natürlich gegessen - und zwar aus Begeisterung gleich ganz. Das war keine gute Idee.«
»Karwen? Ach so, der unglückliche Wirt der Trunkenen Flasche«, sagte Sir Juffin seufzend. »Leute, das Jahr fängt nicht gut an. In Echo gibt es zwei ausgezeichnete Köche weniger. Man muss etwas unternehmen.«
»Aber irgendwas stimmt da nicht«, meinte ich. »Wenn der Koch seine Opfer tatsächlich so sorgfältig ausgewählt hat, wie hat dann General Bubuta in diese Geschichte geraten können? Er ist doch nicht alleinstehend. Außerdem ist er der Chef der Polizei! War der bucklige Koch denn nicht mehr bei Sinnen?«
»Gesund war er auf keinen Fall, aber darum geht es nicht. Es ist nur ein lustiges Missverständnis passiert. Eines Tages ist Bubuta mit seiner Gattin bei Itulo gelandet. Es war ein nettes Familienfest, und alles lief prima, bis unser General in einer abgelegenen Ecke Sir Balegar Lebed entdeckte, einen ehemaligen Kollegen und alleinstehenden General der Königlichen Garde. Das war der, dessen Anblick mich heute so fertiggemacht hat.«
»Weil er bereits bis zur Gürtellinie aufgegessen war?«
»Genau. An jenem Abend bekam er seine unglückliche Liebe zum letzten Mal serviert. Die Tür stand auf, Bubuta sah seinen alten Kollegen und ging ihn begrüßen. Dann nahm er - als Zeichen alter Freundschaft -ein Häppchen von Lebeds Teller. Und am nächsten Tag war unser General wieder beim Koch und verlangte nach der herrlichen Pastete, von der er zufällig gekostet hatte. Der Bucklige hat erst versucht, ihn zu einer Heilerin zu schicken, weil er die Gefahr sofort erkannt hat, doch Bubuta hat getobt.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Juffin lächelnd.
»Der Koch musste befürchten, er werde ihm die Polizei auf den Hals hetzen, und entschied sich für das kleinere Übel. Ach übrigens - ich hab die Rechnungen gesehen: Für Bubuta war der Genuss fast gratis, jedenfalls im Vergleich zu dem, was andere gezahlt haben. Das ist schon die ganze Geschichte, Max.«
»Nicht ganz«, mischte Juffin sich ein. »Das Interessanteste kommt noch, denn jetzt müssen wir die Reputation unseres tapferen Generals retten, und ihr werdet ihm eure Lorbeeren überlassen müssen.«
»Wieso das denn?«, fragte ich ungehalten. »Wir hatten uns schon ausgemalt, er würde aufs Altenteil gesetzt. Und dafür hätte es einen großartigen Grund gegeben.«
»Max, lass besser die Finger von der Politik. Sieh dir lieber mein Tagesantlitz an ... Oder nein, schau es doch nicht an, denn ich sehe auf seinem Gesicht nur ein dummes Staunen. Na, Melifaro, du wenigstens solltest begreifen, warum wir General Bubuta schonen müssen.«
»Sie
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