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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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während die nette, aber verrückte Lady sich langsam erhob, »hatte ich es manchmal schwer. Sagen wir vielleicht so: Ich hatte damals nur eine Pirogge, wollte aber mindestens zehn essen. Doch nie hab ich meine einzige Pirogge unter dem Vorwand weggeworfen, viel mehr zu wollen. Ich bin immer ein pragmatischer Typ gewesen, Lady Melamori.«
    »Das hab ich schon gemerkt, Max«, sagte sie und lächelte. »Aber ich hätte nie gedacht, dass du mal mit nur einer Pirogge hast auskommen müssen.«
    »Aber so ist das - wie du siehst - mitunter noch heute, jedenfalls im übertragenen Sinne. Und nun lass uns gehen. Du schläfst ja schon im Stehen ein.«
    »Stimmt«, gab Melamori reuig zu.
    Ich begleitete sie nach Hause.
    Die Sache lief so gut, dass sie mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange gab. Lass dich nicht verführen, sagte ich mir - die schlaftrunkene Lady verwechselt dich bestimmt mit ihrem Vater. Doch mein Kopf brodelte vor Glück, und keine Atemübungen dieser Welt konnten dagegen helfen.
    Auf Umwegen kehrte ich ins Haus an der Brücke zurück. Im Gehen denkt es sich besser als im Sitzen. Und ich hatte eine Menge nachzudenken. Zum Beispiel über die beiden Herzen in Lady Melamoris Brust. Aus dem Munde eines anderen Mädchens wäre mir das Gerede vom Zwist zweier Seelen als dumme, allzu hochgestochene Metapher erschienen. Aber was wusste ich schon über das Wesen der Bewohner von Echo? Viel zu wenig.
    Im Haus an der Brücke angekommen, meldete ich mich per Stummer Rede bei Lady Tanita. Meine bescheidene Erfahrung in diesen Dingen flüsterte mir zu, sie habe in dieser für sie so schwierigen Zeit sicher noch keinen Schlaf gefunden.
    »Guten Abend, Lady Tanita. Ich bin's, Max. Wissen Sie schon, dass ich den Mann getötet habe, der Ihren Karwen umgebracht hat?«
    Ich entschied mich, der unglücklichen Witwe nicht zu sagen, dass der furchtbare Tod ihres Mannes ein unglücklicher Zufall gewesen war. Das wäre für sie sicher kein Trost gewesen.
    »Vielen Dank, Max«, entgegnete sie. »Rache ist besser als nichts. Und ich bin sogar schon umgezogen. Auch das ist besser als nichts.«
    »Wenn Sie ein neues Wirtshaus eröffnen, melden Sie sich bitte bei mir. Ich komme dann gleich und rette Sie vor dem Ruin. Gute Nacht, Lady Tanita.«
    »Ich glaube nicht, dass Ihnen die Gerichte meines neuen Kochs schmecken werden. Aber kommen Sie gern vorbei. Gute Nacht, Sir Max. Und nochmals vielen Dank für Rache und Ratschläge.«
    Als die unhörbare Verbindung mit Lady Tanita beendet war, blieb ich ganz allein - den schlafenden Kurusch abgerechnet. Ermüdet wie ich war, schlief ich schnell ein.
    Ich hielt mich an die Anweisung von Sir Juffin und döste brav in seinem Sessel, was allerdings sehr unbequem war. Der Rücken tat mir weh, die Beine schwollen an, und ich erwachte alle fünf Minuten. »Zappel nicht so rum und lass dich nicht ablenken«, ermahnte mich die Stimme Maba Kalochs, der geheimnisvollsten Person in dieser ohnehin geheimnisvollen Welt. Sein Gesicht allerdings sah ich nicht. In den Morgenstunden träumte ich noch von Sir Juffin, hatte aber keine Kraft mehr, ihn zu verstehen, und erst recht keine Energie, mich an meine merkwürdigen Träume zu erinnern.
    »Du siehst aber schlecht aus, Max.«
    Die fröhliche Stimme von Sir Juffin rief mich ins Leben zurück. Es war Tag geworden. Ich fühlte mich krank und müde.
    »Wollen Sie sich über mich lustig machen?«, fragte ich. »Was haben Sie da mit Sir Maba Kaloch angezettelt?«
    »Daran kannst du dich erinnern?«, fragte Juffin überrascht. »Weißt du etwa, was mit dir passiert ist?«
    »Jedenfalls kann ich mich an Ihre Anwesenheit erinnern - und daran, dass sie mehr als anstrengend war. Auch an die Stimme von Sir Maba erinnere ich mich noch. Er hat mir ständig befohlen, nicht so rumzuzappeln. Was war das, Juffin? Eine Vergewaltigung?«
    »Aber es ist doch nichts passiert, oder? Du wirst nach Hause gehen, ein wenig schlafen und dich wie neugeboren fühlen. Doch bevor du gehst, versuch doch noch mal Kamra zu machen.«
    »Juffin, wollen Sie sich etwa wegen General Bubuta an mir rächen?«, fragte ich traurig. »Das ist doch unmenschlich.«
    Mein Chef schaute mich herzlich mitleidig an.
    »Warum denkt du gleich so negativ, Max? Los, gib dir ein wenig Mühe. Das ist kein Witz - Ehrenwort.«
    Ich ging in den Keller und wusch mich gründlich. Tatsächlich ging es mir gleich besser, obwohl mir nach wie vor alles wehtat. Dann kehrte ich in mein Büro zurück und hantierte ein wenig mit

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