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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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beschäftigt.«
    »Das leuchtet ein«, sagte Melifaro nickend. »Warum sollte man sich auch mit Unsinn abgeben? Vielleicht bist du irgendwann so weit, dich auch mal mit deiner Kleidung zu beschäftigen.«
    Diese Anspielung überhörte ich mit der Generosität des glücklichen Menschen.
    »Bevor ich aber die Welt fliehe, können wir uns noch etwas mit den laufenden Geschäften befassen. Verrate mir doch bitte, wo die Köche geblieben sind. Bin ich vielleicht zu spät dran? Ist die ganze Meute schon heute Morgen aufgetaucht?«
    »Hier war fast niemand«, meinte Melifaro und gähnte. »Nur Tschemparkaroke, der Wirt vom Alten Dorn. Das war vielleicht ein Anblick! Er hat schon auf der Schwelle gerufen, er habe sein Spezialgericht Rekreationssuppe immer ohne Magie gekocht. Sonst hätte er es ja gleich den Schweinen vorsetzen können. Dann meinte er, der Ohrring Ochola sei sehr schick und werde sicher all seinen Kunden gefallen. Dieser komische Kauz wollte den Ohrring unbedingt vor dem Spiegel gestochen bekommen, um alles genau zu sehen. Ich wollte mich ein wenig amüsieren und hab alle jüngeren Mitarbeiter gerufen. Sie haben sich im Kreis um Tschemparkaroke aufgebaut, und jeder hielt einen Spiegel, damit der Koch die Prozedur von allen Seiten beobachten konnte. Ich hab ihm den Ring ins Ohr gesteckt und dabei eine abstruse Zauberformel gemurmelt, die ich mir mindestens zur Hälfte spontan ausgedacht habe. Aber er war überglücklich! Er hat sich eine halbe Stunde vor dem Spiegel im Korridor gedreht und sogar die Polizisten aus der anderen Gebäudehälfte gerufen, damit sie sein Schmuckstück bewundern. Dann ist er wieder zu mir gekommen und hat mir vorgeschwärmt, wie sehr ihm der Ohrring gefalle. Und dann ist er endlich gegangen. Wie ich gehört habe, rennen ihm die Gäste inzwischen das Lokal ein.«
    »Also ist nur ein einziger Koch aufgetaucht? Und das nicht mal wegen der Magie, sondern nur wegen des Ohrrings? Was ist bloß los, Juffin?«, fragte ich verwirrt. »Sie haben alles so schön vorbereitet und den alten Nuflin zur Änderung des Gesetzbuchs gebracht, und jetzt bleiben diese Dummköpfe einfach weg.«
    »Weil sie keine Dummköpfe sind, Max, sondern vernünftige und vorsichtige Leute. Hast du wirklich gedacht, sie würden alle schon am ersten Tag angelaufen kommen? So ein Ohrring ist kein Spaß, sondern zieht Konsequenzen nach sich. Weißt du, was mit Köchen passiert, die beispielsweise Magie einundzwanzigsten Grades benutzen und zugleich den Ohrring tragen? Sie müssen schlimme Schmerzen erleiden. Und die berühmten Küchenzauberer sind schließlich auch nur Menschen, die nicht immer bereit sind, sich mit einer Beschränkung ihrer Künste auf Magie zwölften Grades abzufinden. Jeder Koch, der gegen das Gesetz verstieß, durfte bisher hoffen, das bliebe uns mit etwas Glück verborgen. Selbst die Aussicht, im Cholomi-Gefängnis zu landen, war nicht so schlimm - schließlich hat mehr als die Hälfte der wichtigsten Persönlichkeiten des Königreichs dort eine Zeit lang gesessen. Wer aber den Ohrring trägt, gerät gar nicht erst in Versuchung, das Gesetz zu überschreiten.«
    »Man könnte ihn doch einfach abnehmen ...«
    Wieder begriff ich nichts, weil ich am Abend zuvor zu müde gewesen war, Juffin nach dem Ring zu fragen.
    »Was redest du denn da für einen Unfug, Max? Schau her, du Steppenwunder.« Melifaro streckte mir die Hand entgegen und präsentierte mir einen ziemlich großen Ohrring aus dunklem Metall, der - anders als normaler Ohrschmuck - keinen Verschluss besaß. Vorsichtig nahm ich das kostbare Stück in die Hand. Es war schwer und warm.
    »Dieser Ring lässt sich ganz leicht ins Ohr stecken, aber dazu braucht man einen Spezialisten wie mich. Denn das Metall kann das Ohr nur durchdringen, wenn man eine Zauberformel benutzt«, erklärte Melifaro mit wichtiger Stimme. »Aber ihn abzunehmen ... Im Orden des Siebenzackigen Blattes gibt es einige Leute, die darauf spezialisiert sind. Doch einfach so in die Burg Jafach zu gehen und zu sagen: »Nehmen Sie mir das Ding bitte ab. Ich habe Lust, ein wenig zu zaubern!«, ist keine besonders gute Idee. Hab ich Recht, Chef?«
    »Absolut«, meinte Juffin gähnend. »Absolut. Meine Anwesenheit ist inzwischen wirklich überflüssig. Ich geh schlafen, Jungs. Ich bin todmüde.«
    »Dann war der ganze Besuch in Jafach also überflüssig?«, fragte ich beharrlich. »Kommen wirklich keine Köche zu uns?«
    »Überflüssig? Das braucht nur etwas Zeit! Heute landet die

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