Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
aber fremd bleiben. Das ist in Echo so Sitte, und dagegen kann man nichts machen. Ich bin selbst schuld, denn ich bin aus Ärger hierhergekommen, um jemandem etwas zu beweisen - inzwischen weiß ich nicht mal mehr, wem. Wir hätten beide zu Hause bleiben sollen. Aber wer von uns hat schon Schuld? Menschen entscheiden nicht über den Zufall.«
»Aber ...«, begann ich, verstummte jedoch, so verwirrt war ich. In meinem Kopf herrschte unbeschreibliches Durcheinander.
»Wir sollten vielleicht das Thema wechseln, Max. Bis morgen früh sind noch ein paar Stunden, und man sagt, das Schicksal sei klüger als der Mensch.«
»Gut, wechseln wir das Thema. Aber ich glaube, das alles ist Quatsch. Wir können selbst entscheiden, was wir tun. Wozu brauchen wir all die merkwürdigen Sitten und Gebräuche? Wenn du willst, können wir weiter miteinander spazieren gehen, als wäre nichts geschehen. Wir erzählen einfach niemandem davon, und vielleicht wird sich später ...«
»Nein, Max, das geht nicht«, seufzte Melamori, lächelte dann und legte mir ihre kleine Hand auf den Mund. »Wie gesagt: Wir sollten das Thema wechseln.«
Schweigend gingen wir weiter. Die Straße der alten Münzen kam immer näher. Ein paar Minuten später landeten wir in meinem dunklen Haus. Kaum hatten wir die Tür geöffnet, kamen uns Ella und Armstrong mit forderndem Miauen entgegen. Ob es Tag ist oder Nacht, ob du mit einer Frau nach Hause zurückkehrst oder allein - wenn du schon kommst, dann gib uns auch zu fressen, schienen die beiden zu sagen. Also verschwand ich kurz in der Küche. Melamori beobachtete staunend meine Tiere.
»Das sind also die künftigen Ahnen der königlichen Katzen? Woher hast du sie eigentlich, Max?«
»Von Melifaros Landgut.«
»Und warum hält der ganze Hof die Viecher für eine unbekannte Tierart?«
»Das mögen die Magister wissen! Vielleicht, weil meine beiden Süßen so gepflegt sind. Melamori, willst du wirklich das, was du hier tust? Auch wenn du es nicht glauben magst: Ich hasse nichts mehr als Zwang.«
»Ich hab dir doch schon gesagt, dass das Schicksal entschieden hat. Von uns hängt nichts mehr ab. Wir können nur eins tun: die wenigen Stunden nutzen, die uns bleiben.«
»Na gut. Verlieren wir also keine Zeit«, seufzte ich ergeben und nahm das Naturwunder Melamori am Arm.
»Aber pass auf, dass der Verhaftete dir nicht entwischt. Das Einzige, was ich heute Nacht garantiert nicht will, ist, ihn im ganzen Haus zu suchen.«
Ich stellte mir vor, wie wir den Däumling gemeinsam jagten, und musste lachen. Auch Melamori hatte sich ausgemalt, wie wir den Zwerg durch alle Zimmer verfolgten, und lachte nun so sehr, dass wir beinahe von der Treppe gefallen wären. Wir verhielten uns bestimmt nicht romantisch, aber das war auch besser so. Lachen ist der beste Katalysator der Leidenschaft - viel besser als der dunkle Ernst, mit dem sich die Helden in den mir verhassten Melodramen aufeinanderstürzen.
Das Einzige, was mir die Lebensfreude vergällte, waren all die Gespräche, die darum kreisten, dass Melamori und ich uns nie wieder nahekommen durften. Angeblich steigert die Trennung der Liebenden Vorfreude und Genuss, aber daran glaube ich nicht. Diese Nacht hätte mir sehr gefallen, hätte es nicht den Gedanken daran gegeben, dass ich meinen frisch gewonnenen Schatz am nächsten Morgen von seinen falschen Vorstellungen würde befreien müssen. Diese strapaziöse Aussicht verhinderte, dass ich mich wirklich glücklich fühlte.
»Es ist seltsam«, sagte Melamori. »Ich hatte so große Angst vor dir, Max, und dann habe ich mich mit dir so wohl gefühlt, als hätte ich mich mein Leben lang danach gesehnt. Wie dumm das alles gelaufen ist!« Sie brach in Tränen aus. Ich war verwirrt und versuchte minutenlang, sie zu beruhigen.
Die Sonne, die ich die ganze Nacht über gefürchtet hatte, ging pünktlich auf. Melamori schlief auf meinem angenähten Kissen und lächelte im Traum.
In diesem Moment wurde mir klar, was ich tun musste. Mein Plan war einfach und strahlte wie der Morgenhimmel: Ich lasse sie einfach nicht gehen, dachte ich mir - sie schläft weiter, und wenn sie erwacht, sitze ich neben ihr und nehme sie in die Arme, und sie erzählt mir alles über diese dummen Traditionen. Ich höre ihr zu und warte, bis sie endlich schweigt. Dann sage ich: »Liebste, während du schliefst, hab ich mit dem Schicksal gesprochen. Es hat nichts dagegen, wenn wir noch ein wenig zusammenbleiben.« Und wenn sie weitere Einwände hat,
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