Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
einen Kampf um Leben und Tod mag ich mich nicht einlassen. Trotz der Warnungen von Sir Juffin, einander überlagernde Magie könne sich neutralisieren, riskierte ich eine Zauberei.
Den Magistern sei Dank! Mein Lieblingstrick klappte fabelhaft, und der aufgebrachte Bärtige verschwand zwischen Daumen und Zeigefinger meiner lässig ausgestreckten Linken.
Erschöpft setzte ich mich auf den Bürgersteig und legte den Kopf auf die angezogenen Knie. Ich muss Juffin meinen Fang übergeben, dachte ich. Aber vorher erhole ich mich ein wenig.
Alle Erlebnisse, die in den letzten vierundzwanzig Stunden auf mich eingestürmt waren, schienen nun ihren Tribut zu fordern. Die Müdigkeit sank tonnenschwer auf mich nieder, und ich wusste mich nicht dagegen zu wehren.
Eine fremde Hand berührte mich an der Schulter.
»Ist etwas passiert, Sir? Wir haben Lärm gehört. Brauchen Sie Hilfe?«, fragte eine hübsche platinblonde Lady im gemusterten Lochimantel.
Ihr düsterer, breitschultriger Begleiter hockte sich neben mich und sah mich fragend an. Was sollte ich den Leuten sagen? Dass ich Sir Max war, bis vor kurzem der leichtsinnigste Mitarbeiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps?
»Alles in Ordnung«, meinte ich lächelnd. »Ich war nur mit einem Freund unterwegs, und der Dummkopf wollte plötzlich nicht mehr ins Haus der Begegnungen. Erst hat er mir die halbe Nacht vorgejammert, wie einsam er ist, und als wir hier waren, hat er gekniffen. Da hab ich ihn drängen wollen, sein Glück zu suchen, und er hat mir einen Kinnhaken verpasst und ist verschwunden.«
»Na so was!«, meinte die Platinblonde kopfschüttelnd. »Wie kann man Angst vor seinem Schicksal haben?«
»Wie sollte man keine Angst davor haben?«, seufzte ich philosophisch und betrachtete gedankenverloren meine Linke, in der der Verhaftete saß. »Mit mir jedenfalls ist alles in Ordnung. Vielen Dank und Gute Nacht!«
»Werden wir haben«, meinte die Lady lächelnd.
Auch ihr Begleiter ließ endlich von mir ab und nahm die Blonde bei der Hand.
»Zu den Magistern mit Ihrem seltsamen Freund! Warum suchen nicht Sie stattdessen Ihr Glück? Die Nacht ist lang«, strahlte die junge Frau und zwinkerte mir zum Abschied zu.
Als ich wieder allein war, betrachtete ich die Tür des Hauses der Begegnungen. Vielleicht hatte die platinblonde Unbekannte mich verzaubert. Jedenfalls wollte ich plötzlich dort hinein. Schließlich hatte ich in dieser Welt noch immer keine Freundin - außer im Traum natürlich, aber das zählte nicht.
Ich beobachtete, wie sich ein hoch gewachsener junger Mann in legerem Lochimantel vom Gehsteig erhob. Anscheinend war ich es selbst. Auf alle Fälle nahm ich mich erst wieder wahr, als ich schon im Gebäude stand. Nervös durchsuchte ich die Taschen meines Mantels nach zwei Kronen Eintrittsgeld. Das Haus lag in dem Bereich, der suchenden Männern - die doppelt so viel Eintritt entrichten mussten wie suchende Frauen - Vorbehalten war. Ich zahlte, ohne zu wissen, was ich danach tun sollte. Die Erklärungen von Melifaro waren mir nicht präsent. Sündige Magister, dachte ich panisch, wohin bist du mit deinem Verhafteten geraten! Dann merkte ich, dass ich in der anderen Hand eine Keramikkugel mit einer 19 hielt. Wie und wann ich dieses fragwürdige Etablissement wieder würde verlassen können, war mir ein Rätsel.
Gedankenverloren betrachtete ich die riesige Glasvase, die neben dem Eingang auf dem Boden stand. Sie war voller kleiner Keramikkugeln. Irgendwann hatte ich offenbar eine Nummer gezogen. Und jetzt? Ich zitterte vor Angst und konnte mich nicht erinnern, das Haus betreten zu haben, um »mein Glück zu suchen«, wie die Platinblonde gesagt hatte. Ich wollte nur eins: keine Dummheiten mehr machen. Für eine Nacht hatte ich genug Mist gebaut.
»Worauf warten Sie noch, Sir?«, fragte mich ein lächelnder Mann freundlich erstaunt. »Sie haben Nummer 19. Gehen Sie also Ihrem Schicksal entgegen!«
»Ja, natürlich«, gab ich nicht minder lächelnd zurück. »Danke, dass Sie mich an den Zweck meines Besuchs erinnert haben. Mitunter bin ich etwas zerstreut.«
Jetzt wusste ich, was ich zu tun hatte, und betrat den Raum, in dem die einsamen Damen warteten. Manche waren sehr hübsch, doch leider nicht alle. Ein verrückter Gedanke schoss mir durch den Kopf: Bestimmt bin ich der einzige Geheimagent, der sich je eine Geliebte gesucht hat, während die von ihm verhaftete Person in seiner Hand schmort. Ich kicherte nervös und begann zu zählen.
»Eins, zwei, drei
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