Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
gehe ich einfach nicht darauf ein.
Ich fühlte mich besser und hätte beinahe gekichert, beherrschte mich aber, weil Lady Melamori in meinem Arm lag. Stattdessen nahm ich einen großen Schluck Kachar-Balsam. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Ich hatte nur ein kleines Problem: Ich musste mal kurz verschwinden.
Nach einer halben Stunde begriff ich, dass sich manche Dinge nicht allzu lange aufschieben lassen, und musterte Melamori behutsam. Sie schlief - daran gab es keinen Zweifel. Auf Zehenspitzen schlich ich aus dem Zimmer und ging runter ins Bad. Es dauerte nicht lange, doch als ich wieder ins Schlafzimmer kam, spürte ich einen Stich im Herzen und dachte: Das war's.
Ich hörte, wie die Haustür zugezogen wurde und jemand mit meinem A-Mobil verschwand, und begriff, dass alles vorbei war. Wirklich alles.
Ich wollte mich per Stummer Rede bei Melamori melden, wusste aber, wie sinnlos das war - so wie alles Übrige. Am schlausten war es, gar nichts zu tun. Das Schicksal, mit dem ich mich angeblich verständigt hatte, zeigte mir einmal mehr sein unfreundlichstes Gesicht.
Als ich mich einigermaßen gefasst hatte, wusch ich mich, kleidete mich an und ging zum Haus an der Brücke. Schließlich saß in meinem Handballen noch immer der Bärtige, den ich verhaftet hatte und der sich nun als Zaubermittel gegen meinen Liebeskummer erweisen mochte. Als Talisman jedenfalls hatte er mir kein Glück gebracht.
Ob es auch zu den Traditionen von Echo gehörte, den Partner, den man im Stadtteil Rendezvous getroffen hatte, um eine Nacht mit ihm zu verbringen, am nächsten Morgen zu bestehlen?
Jedenfalls musste ich mich zu Fuß zum Haus an der Brücke aufmachen. Jeder Stein auf dem Weg dorthin schien ein Hindernis zu sein. Noch vor kurzem seid ihr hier zusammen entlanggegangen, erinnerten mich die Häuser in der Straße der alten Münzen. Ich fühlte mich elend. Und dann tat ich, was mir in meiner kläglichen Situation das Beste schien: Ich meldete mich per Stummer Rede bei Juffin Halli: »Ich bin auf dem Weg zu Ihnen, Sir, und habe eine Überraschung für Sie dabei. Hat sich im Gürtelfall eigentlich etwas Neues ergeben?«
»Also lebst du noch und wurdest in der Nacht nicht ermordet?«, erkundigte sich mein Chef.
»Heute Nacht hat es zwar zwei Attacken auf mein Leben gegeben, aber das gehört nicht hierher. Juffin, klären Sie mich bitte auf.«
Wie üblich musste ich mich so sehr auf die Stumme Rede konzentrieren, dass ich an nichts sonst zu denken vermochte. Und das war gut so.
»Natürlich. Pass auf: Melifaro hat noch gestern Abend die Identität des Getöteten ermittelt. Der junge Mann heißt Apati Chlen. Aber dieser Name sagt dir nichts ... Das war eine bekannte Geschichte, die vor zwei Jahren passiert ist, und zwar in der Familie Moni Mach. Beteiligt war Ikassa Moni Mach, ein Großneffe von Sir Nuflin Moni Mach persönlich. Zu ihm war Apati Chlen gekommen, der Sohn einer ehemaligen Freundin seiner Frau. Die Chlens waren noch in der Traurigen Zeit auf ihr Landgut in Uriuland gezogen, schickten den jungen Apati aber in die Hauptstadt, damit er etwas aus seinem Leben machte. Der Junge wohnte ein halbes Jahr im Haus von Familie Moni Mach und begann dort - wie ich glaube - eine Lehre. Dann verschwand er und nahm das Weiße Siebenblatt mit. Wir haben ermittelt, dass der junge Apati kurz vor diesem Skandal in einem Laden am Hafen einen elegant schillernden Gürtel gekauft hat. Sir Ikassa erinnert sich genau daran - darum gibt es keinen Zweifel.«
Plötzlich scholl mir die Stimme von Sir Juffin laut entgegen: »Guten Morgen, Max! Du bist ja so schnell zu Fuß, wie du A-Mobil fährst!«
Jetzt erst bemerkte ich, dass ich bereits auf der Schwelle unseres Büros stand.
»Oder ich fahre so langsam, wie ich gehe. Aber eins habe ich nicht verstanden: Was hat der junge Apati der Familie Moni Mach eigentlich gestohlen?«
Ich versuchte tapfer so zu tun, als sei nichts passiert. Ich wollte nicht, dass Juffin mich tröstete und Bedauern darüber äußerte, dass es mir nicht gelungen war, eine Affäre am Arbeitsplatz anzuzetteln. Mein Chef sah mich aufmerksam an, schüttelte den Kopf und gab mir eine Tasse Kamra. Seine Augen waren voller Mitgefühl. Oder bildete ich mir das bloß ein?
»Er hat das Weiße Siebenblatt gestohlen, Max, unbedeutenden Nippes, eine Kopie des Glänzenden Siebenblattes, des Großen Amuletts des gleichnamigen Ordens also. In der Ordensepoche gab es viele Gerüchte über die enorme Kraft des Amuletts. Ich
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