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Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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»Endlich kommt Bewegung in diesen dümpelnden Fall. Diese Lady Tuotli ist offenbar nicht nur begabt, sondern obendrein ein Glückspilz, was?«
    »Schätzungsweise ja«, meinte Lonely-Lokley. »Findest du sie nicht seltsam?«
    »Ich weiß nicht. Ich kenne sie erst seit gestern. Anfangs fand ich sie schrecklich, aber dann hab ich festgestellt, dass sie sich einfach schämt. Lustig, oder?«
    »Die und sich schämen? Wie kommst du denn darauf?«
    »Das hab ich irgendwie gespürt. Ich finde, es ist kaum zu übersehen.«
    »Na ja, solltest du Recht haben, wäre alles halb so schlimm.«
    »Halb so schlimm? Wie meinst du das?« Nun war ich mit dem Staunen an der Reihe.
    »Ich meine ihre Schrecklichkeit, von der du eben selbst gesprochen hast. Treffender lässt sich das kaum bezeichnen.«
    »Hat sie dich etwa beleidigt? Dann könnte ich deine Antipathie besser verstehen.«
    »Beleidigt hat sie mich eigentlich nicht, obwohl ... Ach, Max, mich hat seit langem niemand mehr beleidigt. Deshalb war ich zunächst verwirrt.«
    »Du und verwirrt? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Versuch es trotzdem.«
    »Ist Sir Juffin in seinem Büro?«, fragte unsere grauäugige Amazone und kam forschen Schrittes in den Saal der allgemeinen Arbeit. Ihr folgte ein gesund aussehender älterer Mann. Nur seine Größe und sein athletischer Körperbau ließen vermuten, dass er aus Arwaroch entlaufen war. Sein Gesicht war völlig durchschnittlich. Einen wie ihn konnte man in jedem Wirtshaus von Echo treffen. Der Unbekannte blieb angenehm unbeeindruckt.
    »Natürlich ist er in seinem Büro. Er wartet schon gespannt auf Sie«, sagte ich freundlich.
    Die strenge Lady lächelte nur mit den Mundwinkeln. Allem Anschein nach hatte sie jede Herzlichkeit vergessen.
    Juffin meldete sich per Stummer Rede bei mir und beendete so unseren Austausch von Höflichkeiten.
    »Gut, dass du endlich wieder da bist, Max. Ich dachte schon, du würdest wieder ein ganzes Jahr schlafen. Komm sofort mit Lady Kekki und ihrem Fang zu mir.«
    Schuldbewusst wandte ich mich an Schürf und zuckte verlegen die Achseln, um ihm zu zeigen, dass ich ihn nicht aus eigenem Antrieb verließ. Doch das war überflüssig: Schürf hatte sich bereits in ein Buch vertieft. Ich sah mir das Cover an. Sündige Magister! Er las einen Wälzer mit dem Titel »Pendler der Unsterblichkeit«. Erstaunt schüttelte ich den Kopf, hatte aber keine Zeit, mir Gedanken zu machen, woher dieser eigenartige Titel kommen mochte und ob er einer seltsamen poetischen Vorliebe des Autors zu verdanken war. Der hiesigen Literatur war alles zuzutrauen, und es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Ich folgte Lady Tuotli und ihrem Fang in Juffins Büro und vernahm den üblichen Ausruf »Großer Buriwuch!« und den dumpfen Schlag, mit dem eine Stirn den Boden berührt. Als ich das Büro betrat, stand der Mann aus Arwaroch allerdings schon wieder.
    Lady Tuotli wandte sich zum Gehen. Juffin war offenbar der Ansicht, ihre Mission sei beendet. Sie bemühte sich, Desinteresse am Geschehen zu heucheln, und ich hatte Mitleid mit ihr. Es ist toll, sich zu entspannen, wenn man gute Arbeit geleistet hat, aber mitten in einem Fall fortgeschickt zu werden ist furchtbar.
    »Ich bin Naltich Ajimirik«, stellte sich der alte Mann vor, »und habe in meinem Leben nichts Besonderes geleistet.«
    Ich war begeistert. Über die eigene Nichtigkeit so lässig zu reden ist eine Kunst.
    »Warum haben Sie Arwaroch verlassen?«, fragte Juffin interessiert.
    »Ich habe keine Lust, über meine Vergangenheit zu reden«, antwortete der alte Mann ruhig. »Aber ich gebe Ihnen mein Ehrenwort: Ich bin nicht der, den Sie suchen. Mich sucht niemand, weil es kein Verdienst wäre, einen machtlosen Menschen zu besiegen.«
    »Daran zweifle ich nicht«, sagte Juffin ebenso ruhig. »Zu den Magistern mit Ihrer Vergangenheit. Erzählen Sie mir lieber, ob Sie den alten Mudlach gekannt haben.«
    »Ich war vor vielen Jahren sein Schamane, aber irgendwann hat mich das magische Vermögen verlassen.«
    »Das kann passieren«, sagte Kurusch kennerisch. »So was geschieht sogar oft, doch die Leute aus Arwaroch halten das für ein großes Unglück. Ein Schamane, der seine Kraft verloren hat, muss auswandern, damit sein Unglück nicht in Arwaroch bleibt - je weiter, desto besser. So lautet das Gesetz.«
    »Traurige Sache«, meinte Juffin nickend. »Aber mich interessiert noch etwas anderes. Sagen Sie, Naltich Ajimirik, sind Sie Mudlach in Echo

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