Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
begegnet?«
»Ja, ihm und seinen Leuten. Sie sind vor siebzehn Jahren hierhergekommen. Damals hab ich im Zollamt von Echo gearbeitet und gut verdient. Also brauchte ich mich um keine weitere Stelle zu kümmern.«
»Sehr gut«, sagte Juffin und schien zufrieden. »Wissen Sie vielleicht, wo Mudlach sich jetzt aufhält?«
»Nein. Er hat sich ein neues Gesicht zugelegt - genau wie ich. Er will nicht gefunden werden und hat sich deshalb von mir verabschiedet, ehe er sein Äußeres hat verändern lassen.«
»Das verstehe ich. Wissen Sie, wer Mudlach zu seinem neuen Gesicht verholfen hat?«
»Ja, aber ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben, es niemandem zu verraten. Tut mir leid, Sir.«
Juffin sah Kurusch an: »Jetzt kannst du übernehmen, mein Lieber.«
»Ist das wirklich notwendig?«, fragte der Buriwuch.
»Ja.«
Kurusch blinzelte mit seinen bernsteinfarbenen Augen, flatterte zu dem Mann aus Arwaroch und setzte sich auf seine Schulter. Der Alte wurde beinahe verrückt vor Glück.
»Du musst dein Ehrenwort brechen«, sagte der kluge Vogel. »Das ist ein Befehl.«
»Ich tue, was du willst«, rief Natlich Ajimirik verzückt. »Das schulde ich dem großen Vogel Buriwuch. Ich habe Mudlach und seine Leute selbst zu Warich Ariam in die Posaunenstraße geführt. Das ist ein sehr erfahrener Heiler, der auch mein Gesicht verändert hat. Vor seiner Praxis haben wir uns verabschiedet, und ich habe Mudlach nie wieder gesehen.«
»Nicht schlecht«, meinte Juffin und pfiff durch die Zähne. »Sir Warich Ariam ist der ehemalige Ältere Magister des Ordens der Kupfernadel. Manche Leute haben interessante Methoden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber was machen Sie denn da?«
Juffins schriller Schrei ließ mich zusammenzucken. Ich schaute unseren Gast an und erstarrte. Der alte Mann hatte seinen Hals gepackt und war dabei, sich zu erwürgen. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass er bis zum bitteren Ende weitermachen würde.
»Stört ihn nicht dabei«, riet uns Kurusch. »Er muss das tun. Wenn ihr ihn aufhaltet, wird er es bei nächster Gelegenheit wiederholen. Ein Mensch aus Arwaroch, der sein Ehrenwort gebrochen hat, muss sterben. Daran lässt sich nichts ändern.«
»Das ist wirklich ein seltsamer Brauch«, meinte Juffin und wandte sich zum Fenster. »Schockiert dich das nicht, Max?«
»Eigentlich nicht«, flüsterte ich mit beinahe gelähmten Lippen.
»Mich auch nicht, stell dir vor. Ist der Alte schon tot?«
»Ja«, sagte Kurusch zu unserer Beruhigung. »Die Leute aus Arwaroch beherrschen die Kunst, schnell zu sterben. Keine Sorge - das ist dort an der Tagesordnung. Außerdem ist er glücklich gestorben. Er ist mir begegnet, hat meine Bitte erfüllt und ist in den Tod gegangen, wie es sich für einen tapferen Mann aus Arwaroch gehört. Das ist für ihn viel wichtiger als ein langes Leben.«
»Das verstehe ich«, sagte Juffin. »Auch wenn ihr es mir nicht glaubt: So was hab ich zum ersten Mal gesehen. Wie auch immer - wir haben eine wichtige Information erhalten. Komm, Max, gehen wir ins Wirtshaus. Wir haben uns eine Tasse Kamra verdient. Ich hab mich schon per Stummer Rede bei Skalduar van Dufunbuch, unserem Obersten Todesbegleiter, gemeldet. Wie sollen wir Natlich Ajimirik eigentlich begraben?«
»Das spielt für Leute aus Arwaroch keine Rolle«, sagte der Buriwuch. »Was nach dem Tod geschieht, interessiert sie nicht.«
»Vernünftig«, meinte Juffin und nickte respektvoll.
Wir gingen in den Saal der allgemeinen Arbeit, während Skalduar van Dufunbuch - ein runder, sympathischer Mann, der im Haus an der Brücke als Leichenexperte galt -begeistert in unser Büro strebte.
Sir Schürf hob den Blick, schätzte rasch die Situation ein, nickte verständnisvoll und las weiter. Ich nahm mir eine Tasse Kamra und trank sie geistesabwesend. Aus Erfahrung wusste ich, dass eine Plauderei mit den Kollegen die beste Methode war, mein seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen. Jedenfalls war es besser, als tragisch zu schweigen und auf einen Punkt an der Wand zu starren. Außerdem hatte ich eine Menge Fragen.
»Wenn den Bewohnern von Arwaroch der Tod wirklich so gleichgültig ist, warum versucht Mudlach dann die ganze Zeit, seinen Verfolgern zu entkommen? Warum ist er überhaupt weggelaufen? Er hätte sich doch umbringen können! Schon Alotho Aliroch hat doch gesagt, nichts sei einfacher, als zu sterben.«
Zu meiner Überraschung gab mir mein Chef auf diese Frage keine Antwort.
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