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Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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»Und jetzt lass uns gehen.«
    Kaum waren wir auf der Straße, verscheuchte ich den Chauffeur vom Lenkrad unseres Dienstwagens. Alle Mitarbeiter des Fahrdienstes waren daran gewöhnt, dass ich selbst fuhr.
    Lautes Singen erregte meine Aufmerksamkeit. Allerdings erreichten nur Fetzen des Lieds mein Ohr:
    »Bei Sonnenuntergang ist er in die Stadt gekommen, in der sich der Grässliche Mudlach verbirgt.
    Seine Krieger aus Arwaroch hat er mitgenommen, und sie alle wollen, dass Mudlach stirbt.«
    »Was ist denn das, Schürf?«, fragte ich erstaunt.
    »Das ist unser guter Freund Alotho Aliroch. Er singt Lady Melamori das neueste Lied über seine Erfolge vor. Wenn ich mich nicht irre, stehen die beiden an der königlichen Brücke.«
    »Was?«, fragte ich schockiert. »Und das gefällt ihr?«
    »Vermutlich ja. Wäre es anders, hätte sie ihn längst zum Schweigen gebracht. Du kennst sie doch.«
    »Bisher glaubte ich jedenfalls, sie zu kennen«, seufzte ich. »Dieser Mann ist wirklich fabelhaft, aber ich würde es nicht aushalten, mir seine Lieder anzuhören.«
    »Geschmackssache«, stellte Lonely-Lokley ungerührt fest. »Lass uns fahren, Max. Du sagst zwar, das Lied sei schlecht, aber dennoch ist dir die Kinnlade heruntergefallen. Ich finde, das passt nicht recht zusammen.«
    »Natürlich nicht«, meinte ich und lachte. »Du bist so klug, Schürf, dass es mir Schauer über den Rücken jagt.«
    Ich setzte mich ans Steuer, und wir fuhren zu Alothos Versen los:
    »Dann hat er eine wunderbare Frau getroffen, doch sein Schwert wollte beschäftigt sein.«
    »Dieser Gesang ist ein Albtraum«, brummte ich. »Ruhestörung ist das.«
    »Geht's dir nicht gut?«, fragte Schürf vorsichtig.
    »Ach was, alles in Ordnung. Alotho ist ein erstaunlicher Mensch, und ich freue mich, dass er und Melamori sich so gut verstehen. Aber wenn ich schlechte Lieder höre, werde ich zum Tier.«
    »Ist das Lied wirklich so schlecht?«, fragte Schürf gelassen. -Ich mag das dichterische Werk unserer Besucher aus Arwaroch eigentlich ganz gern. Ihre Lyrik hat eine Unschuld, die sich in unvergleichlicher Authentizität ausdrückt.
    Ich seufzte. Über Geschmack soll man nicht streiten, schon gar nicht mit Sir Schürf - es lohnt sich einfach nicht. Dieser Mensch schneidet nicht nur fremdem Leben, sondern auch fremden Meinungen den Faden ab. Das musste ich mir endlich mal merken.
    Ein paar Minuten später hielten wir vor einem gelben, zweistöckigen Haus in der Posaunenstraße. Lonely-Lokley zog seine tödlichen Handschuhe aus und verschloss sie in der Ablage des Armaturenbretts. Das seltsame blaue Auge in seiner linken Handfläche starrte mich an, und ich zuckte zusammen. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen.
    »Max, ich glaube, er ist zu Hause. Ich vermute, Lady Melamori wird nicht erfreut darüber sein, herkommen zu müssen, um ihm auf die Spur zu treten.«
    »Stimmt«, meinte ich nickend. »Denn dann kann sie das wunderbare Lied nicht zu Ende hören.«
    Möglichst lautstark betraten wir das Haus. Die Vertreter der Justiz sollen ja besonders polternd auftreten, damit die Bevölkerung sich erschrickt.
    Wir taten, was wir konnten, und ich trampelte so fleißig, dass mir die Füße schmerzten.
    Ein sympathisch wirkender junger Mann sah aus dem letzten Zimmer im ersten Stock. Als er Lonely-Lokley erblickte, bekam er sofort eine erschrockene Miene. Dann bemerkte er mich und wurde endgültig schwach.
    Eigentlich hätte einer von uns gereicht, um Warich Ariam zu verhaften. Der ehemalige Große Magister des Ordens der Kupfernadel war nie besonders wichtig gewesen, aber unser Chef übertrieb mitunter einfach ganz gern.
    »Was gibt's, meine Herren?«, fragte der Mann mit zitternder Stimme.
    »Wir müssen Sie kurz von der Arbeit abhalten, Sir Warich«, sagte Lonely-Lokley höflich. »Der Ehrwürdige Leiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps würde sich freuen, wenn Sie Zeit für ein Gespräch erübrigen könnten.«
    »Sie wollen vermutlich meinen Vater sprechen«, entgegnete der Mann rasch. »Aber ich weiß nicht, wo er sich aufhält.«
    »Sie müssen auf alle Fälle mitkommen«, sagte Sir Schürf hartnäckig. Dann wandte er sich an mich. »Vielleicht sagt er die Wahrheit, vielleicht aber gibt er sich als sein eigener Sohn aus. Das kommt bei Festnahmen gar nicht so selten vor. Sir Juffin wird das klären.«
    »Dann bleibe ich am besten hier«, schlug ich vor, »und rufe Lady Melamori. Wenn dieser Mann nicht der Gesuchte ist, werden wir einiges zu tun

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