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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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abgenommen hatte. Blind blinzelte er zur Zellentür, als diese sich öffnete, mehr einem traurigen Clown als einer Küchenschabe ähnlich, und sein dicker kleiner Körper zitterte vor Furcht.
    »Besuch für Sie«, sagte der Wachsergeant. Er führte Deacon hinein und ließ die Tür offen. »Zehn Minuten.«
    Deacon wartete, bis der Beamte gegangen war, dann ließ er sich auf dem Bett neben Barry nieder. Er erwartete, Antipathie zu empfinden wie sonst, und war erstaunt, als er statt dessen Mitleid verspürte. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, welchen Alptraum Barry im Moment durchmachte. Sich in einer Gefängniszelle einen Rest an Würde zu bewahren, war schwierig genug; unmöglich wahrscheinlich, wenn man ausgerechnet nach Begehen einer unzüchtigen Handlung in der Öffentlichkeit das erstemal mit ihr Bekanntschaft machte.
    »Ich bin’s, Mike Deacon«, sagte er, da er nicht wußte, was Barry ohne Brille überhaupt erkennen konnte. »Sergeant Harrison hat mich angerufen und mir gesagt, daß du einen Freund nötig hast.« Er kramte seine Zigaretten heraus. »Darf ich rauchen?« Barrys Augen füllten sich mit Tränen, und Deacon gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter. »Heißt das ja?«
    Barry nickte.
    »Gut.« Er neigte den Kopf zum Feuerzeug. »Wir haben nicht viel Zeit, du mußt also offen mit mir reden, wenn ich dir helfen soll. Fangen wir mit den leichten Fragen an. Du hattest ein Foto von einem Mann mit einem Kind auf dem Arm bei dir. Der Sergeant glaubt, der Mann wärst du, aber ich vermute, es ist dein Vater, und das Kind bist du. Wer hat recht?«
    »Du«, flüsterte Barry.
    »Du bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Ja.«
    »Okay. Nächste Frage. Warum hast du Karten von Prostituierten in der Tasche? Vertreibst du dir so die Zeit, wenn du nicht arbeitest?«
    Barry schüttelte den Kopf.
    »Warum hast du sie dann bei dir?« Er schwieg, um Barry Gelegenheit zur Antwort zu geben. Als der nichts sagte, sprach er weiter. »Komm, sag was«, redete er ihm freundlich zu. »Du bist nicht der erste Mann auf der Welt, der beim Wichsen erwischt worden ist, Barry, und du wirst bestimmt nicht der letzte sein, aber die Polizei sieht es im schlechtesten Licht, weil sie den Eindruck hat, du treibst dich am liebsten mit Nutten herum.«
    »Glen Hopkins hat sie mir am Freitag gegeben«, flüsterte Barry.
    »Warum?«
    »Er hat gesagt, es wäre keine Schande, dafür zu zahlen.« Der ganze zitternde Körper atmete Qualm. »Aber ich hab’ mich trotzdem zu Tode geschämt. Es hat mir überhaupt nicht gefallen.« Er begann zu weinen.
    »Das wundert mich nicht«, sagte Deacon sachlich. »Ich nehme an, sie hat mit einem Auge auf die Uhr geschielt und mit dem anderen nach deiner Brieftasche. Das haben wir alle schon erlebt, Barry.« Er lächelte ein wenig. »Selbst die Nigel de Vriesses dieser Welt müssen dafür bezahlen. Der einzige Unterschied ist, daß sie ihre Nutten Geliebte nennen und ihre Schande öffentliches Eigentum wird.« Er beugte sich vor und ließ seine Hände zwischen den Knien baumeln, in der Haltung ganz ähnlich wie Barry. »Hilft’s dir, wenn ich dir sage, daß Glen mit diesen blöden Karten rumschmeißt wie mit Konfetti? Mir hat er vor ein paar Monaten auch welche gegeben, weil er der Meinung war, meine schlechte Laune wäre auf mangelnde sexuelle Betätigung zurückzuführen. Ich hab’ ihm gesagt, er kann sie sich in den Hintern schieben.« Er warf einen Blick auf Barry. »Er hat dich an einem schlechten Tag erwischt, und du hast einen elenden Reinfall erlebt. Ich kann dir nur raten, schreib’s als Erfahrung ab und sag Glen beim nächstenmal, er soll dir den Buckel runterrutschen.«
    »Er hat gesagt, es wäre - ungesund -«, es kostete ihn offensichtlich Überwindung, das Wort auszusprechen, »sich Fotos anzusehen. Er sagte, wenn man’s richtig macht, würde es weit mehr Spaß machen. Aber...« Er verstummte.
    »Aber so war es nicht«, meinte Deacon und drückte ihm sein Taschentuch in die Hand.
    »Nein.«
    Deacon dachte an seine erste intime Erfahrung, die er mit sechzehn gemacht hatte. Er war durch den Geschlechtsakt gehechelt, ohne sich viel darum zu kümmern, ob er dem Mädchen etwas Gutes tat, weil er in solcher Erregung gewesen war, daß er sich einzig und allein darauf konzentrieren konnte, ja nicht zum Höhepunkt zu kommen, bevor er in sie eingedrungen war. Bis zu diesem Tag konnte er nicht ohne tiefe Verlegenheit an den Abend denken, als er und Mary Higgins ihre Unschuld verloren

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