Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
auf. »Kann ich dem Sergeant weitergeben, was du mir gesagt hast? Je nachdem, was er meint, wirst du vielleicht bei der Vernehmung einen Anwalt dabeihaben wollen. Und mach dich lieber gleich darauf gefaßt, daß man Glen Hopkins fragen wird, ob er bestätigen kann, daß er dir am Freitag diese Karten gegeben hat. Also, was meinst du, schaffst du’s?«
    »Lassen sie mich frei, wenn ich die Wahrheit sage?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wohin soll ich denn gehen, wenn sie mich hier rauslassen? Nach Hause kann ich nicht.« Wieder stiegen ihm Tränen in die Augen. »Da würde ich lieber hier bleiben.«
    Allmächtiger! Sag es nicht, Deacon. »Du kannst bei mir auf dem Sofa schlafen, bis wir uns was überlegt haben.« Na ja - es war schließlich Weihnachten ...
    Und Barry wußte, wer Billy Blake war ...
     
    Harrison war skeptisch. »Sie sind naiv. Ich kenn’ den Typ, der ist das klassische Bild eines Sexualverbrechers. Ein verklemmter Einzelgänger mit einer krankhaften Lust daran, andere heimlich zu beobachten. Lebt bei seiner Mutter, aber kann sie nicht leiden. Ist unfähig zu reifen Beziehungen. Das erste Mal wird er wegen Exhibitionismus geschnappt. Als nächstes werden wir ihn wegen Vergewaltigung und/oder Belästigung von Kindern einbuchten.«
    »Wenn Sie so argumentieren, können Sie mich auch gleich einlochen«, sagte Deacon mit einem freundlichen Lächeln. »Ich bin ein Einzelgänger. Ich hatte eine so starke Abneigung gegen meine Mutter, daß ich fünf Jahre lang kein Wort mit ihr gewechselt habe. Ich kann keine reifen Beziehungen aufbauen - siehe meine beiden Scheidungen -, und das schlimmste Verbrechen, das ich, nach der Tracht Prügel zu urteilen, die ich damals bekam, begangen habe, war der Kauf einer Pornozeitschrift im zarten Alter von zwölf Jahren, die ich in mein Zimmer schmuggeln wollte, um vor dem Spiegel meine Erektionen zu bewundern.«
    Der Segeant lachte. »Aber das ist doch der springende Punkt. Sie waren zwölf, Barry ist vierunddreißig. Sie wollten in Ihrem Zimmer üben, er hat in einem fremden Garten geübt. Der Schaden, den ein Zwölfjähriger anrichten kann, ist, wie man hoffen darf, durch seine Körpergröße begrenzt. Mit vierunddreißig kann einer sehr gefährlich werden, besonders, wenn er frustriert ist.«
    »Aber Sie können ihm nicht vorwerfen, was er vielleicht einmal tun wird. Schlimmstenfalls kriegen Sie ihn wegen unbefugten Eindringens und unzüchtigen Verhaltens dran, und damit können Sie ihn nicht lange aus dem Verkehr ziehen. Schauen Sie«, sagte er eindringlich, »Sie können doch einen Menschen nicht wegen eines einzigen Zwischenfalls als Perversen abstempeln. Es wäre nicht geschehen, wenn Glen Hopkins seine albernen Ansichten für sich behalten hätte oder Barry vernünftig genug gewesen wäre, gar nicht erst etwas zu versuchen, von dem er wußte, daß es ihm nicht guttun würde. Der arme Kerl ist hoffnungslos durcheinander. Er hat seinen Vater geliebt, der starb, als er zehn Jahre alt war; er wird von seiner Mutter tyrannisiert, und er hat gerade hundert Pfund dafür ausgegeben, sich von einer Frau in die Sexualität einweisen zu lassen, die ihn wie einen Klumpen Fleisch behandelt hat. Zu allem Überfluß haben Terry und ich ihn auch noch betrunken gemacht - es war der erste Suff in seinem Leben, soweit ich feststellen kann -, und er wurde wider Willen zum Zuschauer bei einer offenbar ziemlich stürmischen Sexszene.« Er lachte leise. »Dann kreuzen Sie heute morgen bei ihm auf und jagen ihm einen Heidenschrecken ein, weil er glaubt, Amanda hätte ihn gesehen. Er ist doch nur noch einmal hingegangen, weil er seine Fotos holen wollte, Herrgott noch mal, und hat in Amandas Abwesenheit klammheimlich ein bißchen onaniert, weil er noch erregt war. Ist das wirklich das klassische Bild eines Sexualverbrechers?«
    Harrison tippte nachdenklich mit seinem Stift gegen seine Zähne. »Er wollte in Mrs. Powells Garage einbrechen. Wie paßt das ins Bild?«
    Deacon runzelte die Stirn. »Das höre ich zum erstenmal.«
    »Nur deswegen haben wir ihn geschnappt. Ihre Nachbarn haben die Dienststelle angerufen, und wir haben einen Wagen hingeschickt.« Er schob ein Blatt Papier über den Tisch.
    Deacon las den Bericht. »Aber dieser Mann war der Beschreibung nach einen Meter achtzig groß, schlank und trug eine dunkle Jacke. Barry ist ungefähr fünfzehn Zentimeter kleiner, dick, und die einzige Jacke, in der ich ihn je gesehen habe, ist ein blauer Anorak. Er hängt jetzt in seiner

Weitere Kostenlose Bücher