Das Echo
Zelle.«
Der Sergeant zuckte die Achseln. »Ich würde mich nicht auf diese Beschreibung verlassen. Die Nachbarn sind über achtzig.«
Deacon musterte ihn belustigt. »Sie können von Glück sagen, daß meine Mutter diese Bemerkung nicht gehört hat. Ihnen muß doch klar sein, daß es sich hier um zwei verschiedene Männer handelt. Sie haben den geschnappt, der leicht zu schnappen war - den kleinen Wichser. Ich kann nur sagen, wenn Sie Ergebnisse wollen, dann suchen Sie den anderen.«
»Wenn er existiert«, sagte Harrison zynisch.
Terry gähnte schon vor Langeweile, als Barry und Deacon endlich aus den inneren Regionen der Dienststelle auftauchten. »Zwei Stunden«, sagte er mürrisch und deutete auf die Uhr im Warteraum. »Also, was hat Barry angestellt? Muß ja ziemlich übel gewesen sein, wenn ihr so lange gebraucht habt.«
Deacon schüttelte den Kopf. »Er hat Amandas Haus beobachtet und ist irrtümlich anstelle eines Mannes festgenommen worden, der eine halbe Stunde früher in ihre Garage einbrechen wollte. Es hat leider so lange gedauert, eindeutig festzustellen, daß die Beschreibung eines großen, schlanken Mannes im dunklen Jackett nicht auf ihn paßt.«
»Ehrlich? Sie sollten den Kerlen Lawrence auf den Hals hetzen, der wird ihnen schon Beine machen. Das ist Schikane, einen ohne jeden Grund einzusperren. Und ist jetzt alles in Ordnung, Barry? Siehst ja nicht besonders gut aus.«
Deacon schob ihn durch die Tür in den kalten Abend hinaus, ehe der diensthabende Sergeant ihn aufklären konnte. »Barry kommt mit zu uns«, flüsterte er Terry zu. »Seine Eltern haben Stunk gemacht, weil wir Harrison heute morgen bei ihm vorbeigeschickt haben. Ich habe ihm gesagt, er kann ein oder zwei Tage auf dem Sofa schlafen. Ist das ein Problem für dich?«
»Weshalb sollte das für mich’n Problem sein?« fragte der Junge argwöhnisch.
»Na, es wird ganz schön eng werden.«
»Jetzt hör aber auf«, sagte der Junge verächtlich. »In der Lagerhalle war’s eng .« Er sah Barry, der ihnen gefolgt war, erwartungsvoll an. »Hoffentlich kannst du kochen, Kumpel, Mike ist nämlich’ne absolute Niete. Der kann nicht mal’n Ei kochen, ohne daß es anbrennt.«
Barry sagte nervös: »Na ja, nur was ich mir selbst beigebracht habe.«
»Prima, mir und Mike hat überhaupt keiner was beigebracht. Du kannst den Job haben.« Er wies mit einer ungeduldigen Kopfbewegung zum Auto. »Los, hauen wir hier ab. Ich hab’ einen Riesenkohldampf. Ist dir klar, daß wir seit heute morgen um sieben nichts mehr gegessen haben?«
Terry führte Barry sofort in die Küche, und während er dort über den neuen Koch wachte, zog Deacon sich mit dem Telefon in sein Zimmer zurück und rief Lawrence Greenhill an. »Es tut mir leid, daß ich Sie schon wieder stören muß«, sagte er, »aber ich brauche einen Rat und ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.«
»Ich fühle mich geehrt«, antwortete Lawrence.
»Sie wissen noch nicht, worum es sich handelt.« So knapp wie möglich schilderte er die Umstände von Barrys Festnahme. »Ich habe sie beredet, ihm eine zweite Chance zu geben, daraufhin haben sie ihn nach einer Gardinenpredigt, die sich gewaschen hatte, auf freien Fuß gesetzt. Solange nicht noch was ans Licht kommt, kann er sich seiner Freiheit freuen.«
»Wo liegt dann das Problem?«
»Ich habe gesagt, er kann auch bei mir und Terry bleiben.«
»Du meine Güte! Ein latenter Homosexueller unter einem Dach mit einem pubertierenden Straßenjungen, der sich überhaupt nichts dabei denken wird, ihn anzumachen, um ihn dann zu erpressen. Michael, Michael, Ihnen kann das Leben wohl nicht kompliziert genug sein, hm?«
Deacon seufzte. »Ich wußte doch, daß ich mich auf Ihre Objektivität verlassen kann. Also, was soll ich nun tun? Ich habe Barry strikt verboten, Terry zu sagen, warum er festgenommen wurde, aber Terry ist ja kein Dummkopf, der wird spätestens morgen raushaben, worum es geht.«
Lawrence lachte vergnügt. »Vielleicht sollten Sie anfangen zu beten?«
»Ha! Ha! Ich hab’ einen besseren Vorschlag. Kommen Sie morgen mittag zum großen Weihnachtsessen, und helfen Sie mir, den Frieden zu bewahren. Da Sie ja ein einsamer alter Jude ohne Familie sind, der sich selten gebraucht fühlt, haben Sie sicher nichts anderes vor. Können Sie?«
»Selbst wenn ich schon was anderes vorhätte, würde ich mir eine so charmante Einladung nicht entgehen lassen.«
Sergeant Harrison schlüpfte gerade in seinen Mantel, als
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