Das Echo
ein Kollege zur Tür hereinschaute, um mitzuteilen, daß eine Mrs. Powell ihn zu sprechen wünsche. »Sagen Sie ihr, daß ich schon weg bin«, versetzte er mürrisch. »Verdammt noch mal, ich hab’ ihretwegen jetzt schon sechs Stunden Urlaub verloren.«
»Zu spät«, sagte der Kollege und wies mit dem Kopf den Flur hinunter. »Stewart hat ihr gesagt, daß Sie hier sind, und sie wartet vorn.«
»Mist!« Er folgte dem anderen Mann hinaus.
»Sergeant Harrison«, stellte er sich der Frau vor. »Was kann ich für Sie tun, Mrs. Powell?« Eine Klassefrau, dachte er, in Wirklichkeit weit attraktiver als auf dem Foto. Es wunderte ihn nicht, daß Barrys Hormone in Wallung geraten waren, als er ihr beim Liebesakt zugesehen hatte.
Sie lächelte unsicher. »Ich habe Angst, nach Hause zu gehen«, sagte sie rundheraus. »Ich lebe allein« - sie zeigte zum Fenster -, »und es ist dunkel. Dieser Mann, den Sie in meinem Garten überrascht haben, der sitzt doch in einer Zelle, hoffe ich?«
Harrison schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn fürs erste auf freien Fuß gesetzt. Unseren Informationen zufolge wollten Sie doch erst nach Weihnachten wieder nach Hause kommen, und wir hatten die Kollegen in Kent gebeten, Sie von unserer Entscheidung und den Gründen dafür in Kenntnis zu setzen. Da hat offenbar die Kommunikation nicht geklappt.« Er fuhr sich irritiert mit einer Hand über sein Gesicht. »Ich glaube nicht, daß Sie etwas zu befürchten haben, Mrs. Powell. Unserer Auffassung nach war das ein einmaliger Ausrutscher von dem Mann. Er war schwer betrunken. Er wird Sie nicht wieder belästigen. Im Augenblick wohnt er bei einem Freund, Michael Deacon, den Sie, glaube ich, auch kennen, und wir rechnen nicht mit weiterem Ärger.«
Ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Aber Michael Deacon hat sich erst vor vier Tagen, als er selbst betrunken war, mit Gewalt Zugang zu meinem Haus verschafft.« Sie fröstelte plötzlich. »Ich verstehe das nicht. Warum hat kein Mensch mit mir über diese Angelegenheit gesprochen? Ich habe von diesem Mann, Barry Grover, nie gehört, aber wenn er ein Freund von Mr. Deacon ist -« Sie faßte Harrison beim Arm. »Ich weiß , daß mich in letzter Zeit jemand beobachtet hat«, sagte sie. »Ich habe ihn mindestens zweimal gesehen - ein kleiner Mann mit Brille. Er hatte beide Male einen blauen Anorak an. Er stand vor ungefähr zehn Tagen vor meinem Haus, als ich heimkam, und als er mich sah, ist er gegangen. Ist das der Mann, den Sie verhaftet haben?«
Harrison war plötzlich nicht mehr recht wohl in seiner Haut. »Es hört sich auf jeden Fall so an, aber er behauptet, er sei bis Samstagnacht nie in der Nähe Ihres Hauses gewesen.«
»Er lügt«, erklärte sie scharf. »Vor ungefähr einer Woche habe ich ihn noch einmal gesehen. Es war sehr dunkel, aber ich bin sicher, es war derselbe Mann. Er stand unter einem Baum an der Einfahrt zur Wohnanlage, und seine Brillengläser funkelten im Licht meiner Scheinwerfer, als ich hineinfuhr.«
»Warum haben Sie sich nicht an die Polizei gewandt?«
Sie drückte ihre zitternden Finger an die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen. »Man kann doch nicht jeden Mann anzeigen, der einem nachschaut«, sagte sie. »Es wird erst unheimlich, wenn sie anfangen, sich merkwürdig zu benehmen. Wie mir der Polizeibeamte sagte, der mich aufsuchte, um mir seine Verhaftung mitzuteilen, hat er über einem Foto von mir onaniert.« Ihre Stimme schwoll ein wenig an. »Wenn das zutrifft, warum belangen Sie ihn dann nicht? Sie glauben doch nicht, daß er jetzt aufhören wird, nachdem er mit einem blauen Auge davongekommen ist? Indem Sie ihn freigelassen haben, haben Sie ihm das Recht eingeräumt, mich zu terrorisieren.«
Harrison nahm sie mit in sein Büro. »Ich brauche eine schriftliche Aussage von Ihnen, mit genauen Angaben darüber, wann und wo Sie den Mann früher schon gesehen haben. Und am besten beziehen Sie die Geschichte mit Michael Deacon gleich mit ein.« Er sah verstohlen auf seine Uhr und unterdrückte ein Seufzen. Seine Frau würde ihm das nicht verzeihen.
Terry zog einen Klumpen Alufolie aus der Tasche. »Hat jemand Lust, was zu rauchen?« fragte er.
»Ich hab’ dir gesagt, du sollst das verschwinden lassen«, fuhr Deacon ihn an.
»Hab’ ich ja getan. Ich hab’s mir in den Hintern geschoben, bis die Luft wieder rein war.« Er sah Barry an. »Barry will bestimmt mal probieren, oder, Kumpel? Nach dem Essen hat er’s verdient«, bemerkte er zu Deacon. »War echt genial.
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