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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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folgte ihr ins Wohnzimmer und bemerkte sofort, daß der Rosenduft fehlte. Statt dessen wehte durch das weit offene Fenster der faulige Geruch der nackten Flußufer mit der Nachtluft herein. »Es muß Ebbe sein«, sagte er. »Sie hätten eine der Wohnungen in Teddington behalten sollen, Amanda. Oberhalb der Schleusen gibt es keine Gezeiten.«
    Der letzte Hauch Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Wovon reden Sie?«
    »Von dem Geruch. Er ist nicht sehr angenehm. Sie sollten das Fenster zumachen.« Er setzte sich auf das Sofa und zündete sich seine Zigarette an, während sie im Zimmer sprühte und dann die Finger in die Rosenblätter tauchte, um deren Duft freizusetzen.
    »Ist es besser so?« fragte sie.
    »Merken Sie den Unterschied nicht?«
    »Eigentlich nein. Ich bin so daran gewöhnt.« Sie setzte sich in den Sessel gegenüber. »Sagen Sie mir, wer Billy war?«
    Der Nerv an ihrem Mundwinkel zuckte heftig, und er fragte sich, warum sie so erregt und leichenblaß war. Ganz gleich, was er zu Harrison gesagt hatte, es würde mehr nötig sein als Barrys Zufallsbeobachtung, um die Theorie der Streeters von einer Verschwörung zum Mord glaubhaft zu machen. Sie hatte ihn als eine Frau von kühler Beherrschtheit beeindruckt, und er wunderte sich jetzt, wo diese Beherrschtheit geblieben war. Das Paradoxe war, daß er sie in ihrer Verzweiflung weit weniger attraktiv fand - so wenig, daß er nicht verstand, was ihn je an ihr gereizt hatte -, aber dafür weit sympathischer. Verletzlichkeit war etwas, das er kannte und verstand.
    »Sein Name war Peter Fenton. Sie erinnern sich wahrscheinlich an die Geschichte. Er war Diplomat und wurde der Spionage verdächtigt. 1988 verschwand er und wurde nie wieder gesehen. Jedenfalls nicht als Peter Fenton.«
    Sie sagte nichts.
    »Sie scheinen nicht sonderlich beeindruckt zu sein.«
    Einen Moment lang preßte sie die Hände auf ihren Mund, und er erkannte, daß sie schwieg, weil sie nicht sprechen konnte, und nicht, weil sie nicht wollte. »Warum sind Sie hergekommen?« fragte sie schließlich doch.
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte gehofft, daß ich das von Ihnen erfahren würde. Haben Sie oder James ihn gekannt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sicher? Kannten Sie jeden, den James kannte?«
    »Ja.«
    Deacon zog die im Mail Diary erschienene Notiz über de Vriess aus seiner Tasche und reichte sie ihr. »Das hat Billy drei Wochen, bevor er in Ihrer Garage starb, gelesen. Nehmen wir an, er hat sich auf den Weg zum Halcombe House gemacht, um von Nigel de Vriess Amanda Streeters Adresse zu erfragen, weil er nicht wußte, daß Sie sich inzwischen Amanda Powell nannten und keine zwei Kilometer von seiner Unterkunft entfernt wohnten.« Er überlegte einen Moment und schnippte, da kein Aschenbecher da war, die Asche seiner Zigarette in seine gekrümmte Hand. »Die Tatsache, daß er hier angekommen ist, kann nur bedeuten, daß Nigel ihm gesagt hat, wo er Sie finden konnte, und das wirft ein ziemlich schlechtes Licht auf Ihren Liebhaber, Amanda. Ich meine, wenn er so ohne weiteres Ihre Adresse an jeden versoffenen Penner herausgibt, der danach fragt, und Sie dann noch nicht einmal warnt, daß Besuch zu erwarten ist. Das hat er doch nicht getan, oder?«
    Sie befeuchtete ihre Lippen. »Woher wissen Sie, daß Billy das gelesen hat?«
    Deacon log. »Einer der Männer in der Lagerhalle hat es mir erzählt. Also, was hat das alles zu bedeuten? Weshalb sollte Peter Fenton so versessen darauf gewesen sein, Amanda Streeter zu finden? Und weshalb sollte Nigel de Vriess ihm dabei geholfen haben? Haben die beiden sich gekannt?«
    Sie rieb sich mit zitternden Fingern die Schläfen. »Das weiß ich nicht.«
    »Okay, versuchen wir’s anders. Was könnte Peter über Sie gewußt haben, das ihn veranlaßt hat, sich auf die Suche nach Ihnen zu machen, nachdem er Ihren Namen in der Zeitung gesehen hatte? Vielleicht wußte er etwas von Ihnen und Nigel, und Nigel hat sich aus der Affäre gezogen, indem er ihm weisgemacht hat, Sie wären diejenige, an die er sich halten müsse.«
    Sie zog sich tiefer in ihren Sessel zurück und schloß die Augen. »Billy hat nie mit mir gesprochen. Ich wußte nicht, daß er hier war. Ich habe ihn erst entdeckt, als er tot war. Ich weiß nicht, wer er war oder was er hier wollte. Vor allem aber weiß ich nicht, warum -« Sie brach ab.
    »Weiter!«
    »Mir ist nicht gut.«
    Deacon sah zum Fenster. »Sprechen wir über Nigel«, sagte er. »Warum sollte er Peter Ihre Adresse geben, ohne

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