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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Donner gerührt, als er ihr die Fotos zeigte.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Terry. »Was Barry gesagt hat, ist schon richtig - wenn man den Altersunterschied mal vergißt, braucht man’nen Computer, um die auseinanderzuhalten. Vielleicht scheißt sie sich jetzt schon in die Hose, weil sie plötzlich kapiert hat, daß es doch James gewesen sein könnte.«
    »Nein«, widersprach Deacon bedächtig. »Sie hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als ich diese Vermutung aussprach. Sie hat immer gewußt, daß er es nicht war, wieso hat sie also Harrison dieses Theater vorgespielt?« Er sah auf seine Uhr. »Ich geh’ noch mal weg«, sagte er unvermittelt. »Ihr zwei könnt euch den Nachtfilm anschauen, bis ich wieder da bin.«
    »Wohin gehst du?« fragte Terry.
    »Das geht dich gar nichts an.«
    »Ha, du willst auch mal so’ne Nummer abziehen wie Barry, stimmt’s? Du willst dich in ihren Garten schleichen und zuschauen, wie Nigel sie bumst.«
    Deacon starrte ihn an. »Du hast wirklich eine schmutzige Phantasie, Terry. Wenn Sergeant Harrison nicht gerade mit Blindheit geschlagen ist, ist Nigel de Vriess längst über alle Berge.« Er drohte dem Jungen mit dem Finger. »Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder da, benimm dich also. Ich zieh’ dir das Fell über die Ohren, wenn du irgendwelchen Quatsch machst, während ich weg bin.«
    Terry warf einen nachdenklichen Blick auf Barry. »Hey, auf mich kannst du dich verlassen, Mike.«
     
    Es war kaum Verkehr um diese Nachtzeit, und er brauchte nur eine halbe Stunde durch die City, um dann ostwärts am Fluß entlang zur Isle of Dogs zu fahren. Er sah immer wieder aufmerksam in seinen Rückspiegel und bedauerte es, die zweite Flasche Wein geöffnet zu haben. Amanda Powells Haus war strahlend erleuchtet, und er spielte mit dem Gedanken, Terrys Phantasie in die Tat umzusetzen, sich hinten in den Garten zu schleichen und heimlich durch die Wohnzimmerfenster zu spähen. Die Vorstellung war verlockender, als er sich eingestehen wollte, doch aus Angst vor den Folgen gab er sie schließlich auf. Statt dessen erfüllte sich für ihn eine von Billys Prophezeiungen. ›Sie werden niemals tun, was Sie wollen, weil der Stammeswille stärker ist als Ihrer.‹
    Er läutete und horchte auf den Klang ihrer Schritte in der Diele. Einen Moment wurde es still, als sie durch das Guckloch schaute. »Ich werde nicht aufmachen, Mr. Deacon«, sagte sie von der anderen Seite. »Ich schlage vor, Sie gehen, bevor ich die Polizei rufe.«
    »Ich glaube nicht, daß die kommen wird«, sagte er und neigte den Kopf, um liebenswürdig in den Spion zu lächeln. »Sie haben genug von uns beiden. Im Augenblick können sie sich nicht schlüssig werden, wer von uns beiden ihnen faustdickere Lügen auftischt, Sie scheinen allerdings einen Vorsprung zu haben. Sergeant Harrison ist äußerst aufgebracht darüber, daß Sie nicht zugeben wollen, daß Nigel de Vriess gestern nacht in Ihrem Haus war.«
    »Er war nicht hier.«
    »Barry hat ihn gesehen.«
    »Ihr Freund ist krank.«
    Er lehnte sich mit einer Schulter gegen die Tür und kramte eine Zigarette heraus. »Ein wenig verwirrt vielleicht, wie ich. Ich hatte ja keine Ahnung, daß ich Ihnen am Donnerstag abend einen solchen Schrecken eingejagt habe, Amanda, zumal Sie am nächsten Morgen so reizend zu mir waren.« Er machte eine Pause und wartete auf Antwort. »Sergeant Harrison wundert sich, daß Sie nicht die Polizei alarmiert haben, als ich mich auf Ihrem Sofa häuslich niedergelassen habe. Angesichts eines gewalttätigen Eindringlings hätten die meisten anderen Frauen das getan.«
    »Was wollen Sie, Mr. Deacon?«
    »Reden. Vorzugsweise im Haus, wo es wärmer ist. Ich weiß jetzt, wer Billy ist.«
    Es blieb lange still, bevor die Kette klapperte und sie die Tür öffnete. Das Licht in der Diele war sehr hell, und er erschrak, als er sie sah. Sie wirkte krank. Ihr Gesicht war eingefallen und ohne Farbe; sie hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit der strahlenden Frau im gelben Kleid, die ihn vor drei Tagen geblendet hatte.
    Er runzelte die Stirn. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    »Wieso?« Sie sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an, als erwarte sie, eine Reaktion in seinen Augen zu sehen, und entspannte sich sichtbar, als er keine zeigte. Sie trat zurück. »Kommen Sie herein.«
    Er sah sich um und bemerkte einen Koffer am Fuß der Treppe.
    »Verreisen Sie?«
    »Nein. Ich bin gerade aus Kent zurückgekommen.«
    »Was bedrückt Sie?«
    »Nichts.«
    Er

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