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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wieder heiraten wollte?« Ganz unerwartet lächelte sie. »Es gibt für alles eine einfache Erklärung, Mr. Deacon, selbst für dieses Haus. Lowndes, das Unternehmen, das die Wohnanlage in Teddington errichtet hat, hat auch diese Anlage hier gebaut. Ich habe einen simplen Tausch mit den Leuten ausgehandelt. Ich habe ihnen das Eigentum an dem Anwesen in Teddington überschrieben und dafür das Eigentum an diesem Haus bekommen. Und die sind mit dem Geschäft um einiges besser gefahren als ich. Der Umbau der Schule war eine Kleinigkeit, weil ich bereits alle Zeichnungen angefertigt und die Baugenehmigung erwirkt hatte. Die Wohnungen waren schon verkauft, bevor sie fertig waren. Mit dem Verkauf dieser Häuser hier hatte Lowndes weit mehr Schwierigkeiten; sie waren zu teuer, und der Immobilienmarkt war 1991 im Keller. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber ich habe den Leuten einen Gefallen getan, als ich ihnen das Haus hier abgenommen habe.« Der bittere Tonfall schlich sich wieder in ihre Stimme. »Wenn die Bank nicht gedroht hätte, mir wegen der Sache mit James den Boden unter den Füßen wegzuziehen, hätte ich mit dem Umbau weit mehr verdient als mit der Übernahme dieses Hauses.«
    Waren Erklärungen jemals so einfach? Warum hatte sie nicht energischer darum gekämpft, ihr Projekt durchzubringen? Sie war doch weiß Gott nicht von gestern. Und nachdem sie sich von dem Verdacht reingewaschen hatte, an der Unterschlagung beteiligt gewesen zu sein ...
    »Sie haben mir erzählt, Billy hätte sein Quartier immer möglichst nah am Fluß aufgeschlagen«, sagte er, »aber das gleiche gilt für Sie. Teddington liegt am Fluß. Dieses Haus steht am Fluß. Ihr Büro ist am Fluß. Könnte der Fluß die Verbindung zwischen Ihnen beiden sein?«
    Sie hob wieder das Taschentuch zum Mund. Ihr Gesicht war bis auf das Blau ihrer Augen immer noch ohne Farbe. »Wenn ich die Antwort darauf wüßte -« Sie hielt inne. »Ich dachte - also, ich hatte gehofft, es würde genügen zu wissen, wer er wirklich war. Wenn ich den richtigen Namen auf seine Urne setzen könnte...« Sie schwieg.
    »Dann würde er in Frieden ruhen?«
    Sie nickte. »Es ist nicht immer so, wissen Sie.« Sie wies zum Fenster. »Es ist schlimmer geworden, seit Sie hier sind.«
    »Hat er einmal mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein.«
    »Ich glaube, ich habe ihn gehört«, sagte Deacon sachlich. »Entweder das oder ich habe geträumt. ›Verschlinger deines Vaters, nun erneuert sich die unsagbare Qual‹«, zitierte er. »Das habe ich gehört.«
    »Warum sollte Billy das sagen?«
    »Ich weiß es nicht. Die Religion hat ihn verfolgt. Ich halte es für möglich, daß er jemanden getötet hat und darum glaubte, er sei verdammt. Sowohl er als auch seine Frau scheinen die Hölle als ihr unausweichliches Schicksal gesehen zu haben.«
    Meine eigene Erlösung interessiert mich nicht … Wessen dann? Veritys? Amandas?
    Er betrachtete sie neugierig. »Anderen predigte er Buße, aber seine eigene Erlösung scheint er in Gestalt einer göttlichen Hand gesehen zu haben, die in den Abgrund der Hölle taucht, um ihn herauszuziehen. Er sagte, es gäbe keinen Weg aus der Hölle außer durch Gottes Gnade.«
    Sie krampfte ihre Finger um das Taschentuch und preßte es fest zusammen. »Was hat das mit mir zu tun?«
    Oder mit mir, dachte Deacon. Warum habe ich das Gefühl, daß mein Schicksal unentwirrbar mit dem Billys verstrickt ist? Er sagte, London sei voller Scheiße … Ich habe Menschen durch Gewalt sterben sehen ... Das Wasser erinnnerte ihn an Blut ... Sie schickt ihre Scheiße den Fluß hinunter, um die unberührten Orte zu verseuchen ...
    »Ich muß mit Nigel de Vriess sprechen«, sagte er abrupt. »Wenn er Billy Ihre Adresse gegeben hat, dann hat Billy ihm vielleicht erklärt, wozu er sie braucht -« Er hielt nachdenklich inne. »Das erklärt allerdings nicht, warum Nigel Sie nicht vor seinem Kommen gewarnt hat.« Er lächelte leicht. »Ich hätte vermutet, daß er Sie nicht mag, Amanda, wenn Barry nicht gesehen hätte, was Sie und er gestern nacht getrieben haben.«
    Sie zuckte gleichgültig die Achseln. »Ich traue es Ihrem Freund zu, daß er sich mit krankhaften Phantasien über das, was er gestern nacht durch mein Fenster gesehen hat, wichtig macht. Was er mit meinen Fotos angestellt hat, war ekelhaft. Selbst Sie müssen zugeben, daß er ein unzuverlässiger Zeuge ist.«
    Deacon zog seinen Mantel um sich. Es war sehr kalt, auch wenn Amanda es nicht zu spüren schien. »Nein, das

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