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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Ihnen ein Wort davon zu sagen?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Wieso glauben Sie, daß er ihn als Peter Fenton kannte? Der Mann, der in meiner Garage gestorben ist, war Billy Blake.«
    »Okay. Warum hat er Billy Ihre Adresse gegeben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie wieder. »Was für ein Mensch war er?« Sie riß plötzlich weit die Augen auf, und Deacon fürchtete, sie würde sich übergeben.
    »Wenn Sie Billy meinen, er war ein feiner Mensch.« Er nahm ein Taschentuch heraus und reichte es ihr. »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es besser ist, man versucht durchzuhalten«, sagte er mit einem schwachen Lächeln, »aber Sie wissen ja, wo die Toilette ist, wenn Sie sie brauchen.« Er wartete, bis es ihr ein wenig besserzugehen schien. »Ein Psychiater, bei dem er drei Sitzungen hatte, sagte, er sei halb Heiliger, halb Fanatiker gewesen. Ich habe das Protokoll eines Teils der Gespräche gelesen. Billy glaubte an die Erlösung der Seelen und die Kasteiung des Fleisches, aber er war überzeugt, selbst verdammt zu sein.« Er musterte sie einen Moment lang. »So wie ich ihn durch Terry Dalton kennengelernt habe, einen Jungen, der sein Freund war und um den er sich gekümmert hat, würde ich sagen, Billy war ein ehrenhafter und integrer Mensch, auch wenn er ein Säufer und ein Dieb war.«
    »Und warum sollte irgend etwas von alledem ihn dazu veranlaßt haben, hierherzukommen?«
    Deacon stand auf und ging zum Fenster, um seinen Zigarettenstummel in den Garten zu werfen. Die Luft, die ihm entgegenwehte, war rein und klar und roch schwach nach Meer. Er wandte sich wieder um in ihr karges, minimalistisches Zimmer mit seinem aufdringlichen Duft und begann zu begreifen, warum ihr Wagen immer in der Einfahrt stand, warum sie den Raum mit Rosenspray tränkte und, schließlich, warum sie sich sechs Monate nach Billy Blakes Tod so verzweifelt bemühte, herauszufinden, wer ihr ungebetener Gast gewesen war. Er hatte schon einmal zuvor eine Ahnung gehabt, aber er hatte ihr nicht geglaubt. Er hielt seinen Handrücken unter seine Nase und sah den Blick in ihren Augen, als er so reagierte, wie sie es von Anfang an von ihm erwartet hatte. »Was haben Sie mit ihm gemacht, Amanda?«
    »Nichts. Wenn ich gewußt hätte, daß er da ist, hätte ich ihm geholfen, so wie ich Ihnen geholfen habe.«
    Sie hatte Harrison in den letzten Stunden erstklassiges Theater vorgespielt, aber schauspielerte sie auch jetzt? Deacon glaubte es nicht, aber er konnte es nicht beurteilen.
    »Warum haben Sie Harrison, was mich und Barry anbetraf, belogen?« fragte er, während er alle Fenster öffnete, um die eisige Luft hereinzulassen. Alles war besser als der widerwärtige süßliche Geruch des Todes.
    Sie schüttelte den Kopf, nicht fähig, auf den plötzlichen Richtungswechsel zu reagieren.
    »Haben die Streeters recht? Haben Sie und Nigel den Schwindel ausgeheckt und dann James ermordet?«
    Sie senkte das Taschentuch. »James hat den Betrug begangen. Das weiß jeder außer seiner Familie. Sie waren so stolz darauf, wie weit er es gebracht hatte, daß sie vergaßen, wie er wirklich war. Er hat sie verabscheut, er hat sie gemieden wie die Pest, um nur ja nicht mit ihrer Armut und Kleinkrämerei in Berührung zu kommen.« Ihr Ton war sehr bitter. »Er war immer hinter dem Geld her wie der Teufel hinter der armen Seele, immer auf einen Insidertip für Aktien aus, die über Nacht ihren Wert verdoppeln würden. Nie in meinem Leben war ich weniger überrascht als an dem Tag, an dem ich von der Polizei hörte, daß er zehn Millionen Pfund unterschlagen hatte.«
    »Woher hatte er das Fachwissen, um das EDV-System zu überlisten? Hat Marianne Filbert ihm geholfen?«
    Amanda zuckte die Achseln. »So muß es wohl gewesen sein. Wen gab es denn sonst noch?«
    »Nigel de Vriess?« meinte er. »Es ist doch mehr als seltsam, daß er die Firma Softworks nach James’ und Mariannes Verschwinden aufgekauft hat.«
    Sie legte den Kopf an die Sessellehne. »Wenn Nigel beteiligt war«, sagte sie müde, »hat er seine Spuren außerordentlich gut verwischt. Er wurde so genau unter die Lupe genommen wie alle anderen, aber alle Indizien deuteten auf James hin. Es tut mir leid, daß die Streeters das nicht sehen wollen, aber es ist die Wahrheit.«
    »Wenn Ihre Abneigung gegen James so stark ist, warum sind Sie dann noch mit ihm verheiratet?«
    »Ich wollte nicht noch mehr öffentlichen Wirbel. Und warum hätte ich mich scheiden lassen sollen, da ich ja nicht

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