Das Echo
da?«
»Natürlich. Whisky, Cognac, Bier?«
»Rotwein?« fragte er hoffnungsvoll.
»Ich habe einen vierundachtziger Rioja da. Wäre das das Richtige?«
»Ja, vielen Dank.«
Mrs. Powell verschwand durch den Flur, und sie hörten sie in der Küche den Kessel füllen.
»Wieso schwarzer Kaffee, Smith«, murmelte Deacon, »wenn’s Alkohol gibt?«
»Ich dachte, wir sollten auf unser Benehmen achten«, flüsterte sie. »Und rauch ja nicht! Es sind keine Aschenbecher da, ich hab’ schon geschaut. Ich möchte nicht, daß du ihr die Laune verdirbst, bevor sie ihre Zustimmung zu den Fotos gegeben hat.«
Er beobachtete sie, während sie kritisch das Zimmer musterte. »Und wie lautet das Urteil?«
»JP hatte mit allem recht außer mit ihrem Alter und ihrem Ehemann. Der Börsenmakler ist sie . Ich wette, sie läßt sich nur Mrs. nennen, um sich in einer Männerwelt einen gewissen Status zu verschaffen. Es gibt nirgends ein Anzeichen dafür, daß in diesem Haus ein Mann lebt. Es ist alles viel zu unbequem, und es stinkt geradezu nach Rosen. Wahrscheinlich hat sie gesprüht, bevor wir gekommen sind.« Sie zog die Mundwinkel herab. »Ich hasse solche Frauen. Das ist so eine Art Dominanzgehabe. Sie wollen einem beweisen, daß ihr Haus das perfekteste ist.«
Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Eifersüchtig?«
»Worauf sollte ich eifersüchtig sein?« zischte sie.
»Auf den Erfolg«, murmelte er und hielt einen Finger an die Lippen, als sie Mrs. Powell zurückkommen hörten.
»Wenn Sie rauchen möchten«, sagte sie, als sie Lisa eine Tasse Kaffee reichte und Deacon ein Glas Rotwein, »hole ich Ihnen einen Aschenbecher.« Sie stellte ihr eigenes Weinglas auf den Tisch neben einem Sessel und sah sie beide fragend an.
»Nein, danke«, erwiderte Lisa, JPs Instruktionen im Hinterkopf.
»Gern«, sagte Deacon, der nicht glaubte, daß er den Rosenduft eine ganze Stunde würde ertragen können. Jetzt, da er einmal auf ihn aufmerksam geworden war, fand er ihn ekelhaft aufdringlich und erinnerte ihn an die zweite Mrs. Deacon, die sein sehr bescheidenes Vermögen verpraßt hatte, um sich in Chanel 5 zu baden. Es war die kürzere seiner beiden Ehen gewesen. Ganze drei Jahre hatte sie gehalten, ehe Clara mit einem zwanzigjährigen Knaben und einem allzu großen Teil des Kapitals ihres Ehemanns auf und davon gegangen war. Er nahm die Porzellanuntertasse, die Mrs. Powell ihm reichte, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. Der Geruch brennenden Tabaks verdrängte sofort den Rosenduft, Deacon bemerkte es mit Schuldgefühl und Befriedigung in gleichem Maß. Er ließ die Zigarette zwischen seinen Lippen hängen, als er einen Kassettenrecorder und einen Notizblock aus seiner Tasche nahm und beides vor sich auf den Tisch legte. »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir das Gespräch aufzeichnen?«
»Nein.«
Er schaltete den Recorder ein und brachte widerstrebend die Frage des Fotografierens zur Sprache. »Wir würden dem Text gern einige begleitende Bilder mitgeben, Mrs. Powell. Haben Sie etwas dagegen, daß Lisa ein paar Aufnahmen von Ihnen macht?«
Sie starrte ihn an, als sie sich setzte. »Wieso wollen Sie Fotos von mir, wenn Sie vorhaben, über Billy Blake zu schreiben, Mr. Deacon?«
Ja, wieso? »Weil es, wie wir festgestellt haben, von Billy keine Bilder gibt«, log er. »Und somit sind Sie, befürchte ich, die Nächstbeste von Interesse. Ist das für Sie ein Problem?«
»Ja«, antwortete sie kurz. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nicht bereit bin, mich von Ihrer Zeitschrift benutzen zu lassen.«
»Und wie ich Ihnen gesagt habe, Mrs. Powell, ist es nicht meine Art, Menschen zu benutzen.«
Sie hatte eisblaue Augen, die ihn an die seiner Mutter erinnerten, und das war ein Jammer, dachte er, denn in anderer Hinsicht war sie recht attraktiv.
»Dann müssen Sie doch zugeben, daß es absurd ist, einen Artikel über die Armen und Obdachlosen mit dem Bild einer Frau zu illustrieren, die in einem teuren Haus in einem teuren Viertel Londons lebt.« Sie hielt einen Moment inne, um ihm für eine Erwiderung Zeit zu lassen. Als er nichts sagte, fuhr sie fort: »Im übrigen gibt es sehr wohl Bilder von Billy Blake. Ich habe zwei, die ich Ihnen gern leihe. Das eine ist eine Polizeiaufnahme, die bei seiner ersten Festnahme gemacht wurde, das andere wurde in der Leichenhalle aufgenommen. Beide sind zur Illustration von Armut besser geeignet als eine Fotografie von mir.«
Deacon zuckte die Achseln, ohne
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