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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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etwas zu sagen.
    »Sie haben doch behauptet, daß Sie sich für Billy interessieren.«
    Ihr Ton klang aufgebracht, und das machte ihn neugierig. Er war lange genug Journalist, um zu erkennen, daß Mrs. Powell mehr daran lag, ihm ihre Geschichte zu erzählen, als ihm daran, sie sich anzuhören. Aber warum jetzt, nachdem sie sich damals, als es geschehen war, geweigert hatte, mit der Presse zu sprechen? Diese Frage reizte ihn. »Ohne Bilder von Ihnen gibt es leider auch keine Story«, sagte er und beugte sich vor, um den Recorder auszuschalten. »Anweisung des Chefredakteurs. Es tut mir leid, daß wir Ihre Zeit verschwendet haben, Mrs. Powell.« Er warf einen Blick des Bedauerns auf seinen unberührten Wein. »Und Ihren Rioja.«
    Sie sah ihm zu, während er seine Sachen einzusammeln begann. »Also gut«, sagte sie abrupt. »Machen Sie Ihre Aufnahmen. Billys Geschichte muß erzählt werden.«
    »Warum?« fragte er blitzschnell, als er den Recorder ein zweitesmal einschaltete.
    Sie hatte sich auf die Frage vorbereitet. Die Antwort erfolgte in so flüssiger Rede, daß er sicher war, sie hatte sie vorher eingeübt. »Weil sich unsere Gesellschaft in tiefen Schwierigkeiten befindet, wenn wir das Leben eines Menschen für so wertlos halten, daß die Art seines Sterbens das einzige Interessante an ihm ist.«
    »Das ist sehr edel gedacht«, sagte er milde, »aber Schlagzeilen kann man damit nicht machen. Es sterben andauernd Menschen, die von der Gesellschaft vergessen wurden.«
    »Aber warum mußte er verhungern? Warum hier? Warum weiß niemand etwas über ihn? Warum hat er der Polizei erzählt, er sei zwanzig Jahre älter als er tatsächlich war?« Sie blickte ihm aufmerksam forschend ins Gesicht. »Sind Sie denn gar nicht neugierig?«
    Aber natürlich! Die Neugier bohrte wie eine Made in seinem Hirn, aber diese Frau interessierte ihn weit mehr als der Mann, der in ihrer Garage gestorben war. Warum zum Beispiel nahm sie Billy Blakes Tod so persönlich, daß sie sogar bereit war, sich dafür ausbeuten zu lassen, daß seine Geschichte an die Öffentlichkeit gelangte? »Sind Sie ganz sicher, daß Sie ihn nicht gekannt haben?« meinte er mit scheinbarer Gleichgültigkeit.
    Ihre Überraschung war echt. »Aber ja. Weshalb sollte ich Antworten suchen, wenn ich ihn gekannt hätte?«
    Er schlug das Notizbuch auf, das auf seinem Schoß lag, und schrieb: Warum sucht jemand Antworten über einen wildfremden Menschen sechs Monate nach seinem Tod? »Was wäre Ihnen angenehmer?« fragte er. »Daß Lisa die Fotos vor dem Gespräch macht oder während wir miteinander sprechen?«
    »Während.«
    Er wartete, während Lisa den Reißverschluß ihrer Fototasche aufzog und ihren Apparat herausnahm. »Haben Sie einen Vornamen, Mrs. Powell?«
    »Amanda.«
    »Ziehen Sie Amanda Powell oder Mrs. Powell vor?«
    »Das ist mir gleich.« Sie blickte stirnrunzelnd ins Objektiv der Kamera.
    »Ein Lächeln wäre besser«, sagte Lisa und knipste. Klick. »Das ist prima.« Klick. »Könnten Sie mal zu Boden sehen? Gut.« Klick. »Halten Sie den Blick gesenkt. Das ist wirklich anrührend.« Klick, klick.
    »Fahren Sie fort, Mr. Deacon«, sagte die Frau kurz. »Sie wollen doch sicher nicht, daß ich auf meinen eigenen Teppich kotze.«
    Er lachte. »Deacon oder Mike wäre mir lieber. Wie alt sind Sie?«
    »Sechsunddreißig.«
    »Was für einen Beruf üben Sie aus?«
    Sie sah ihn an, während Lisa ein weiteres Foto machte. »Ich bin Architektin.«
    »Selbständig oder angestellt?«
    »Ich arbeite bei W. F. Meredith.« Klick.
    Nicht schlecht, dachte er. Meredith war so ziemlich das Beste. »Wo stehen Sie politisch, Amanda?«
    »Nirgends.«
    »Und unter uns gesagt?«
    Sie zeigte ein kleines Lächeln, das Lisa einfing. »Die gleiche Antwort.«
    »Gehen Sie zur Wahl?« Sie bemerkte, daß er sie beobachtete, und er sah rasch weg.
    »Natürlich. Die Frauen haben lange und schwer darum gekämpft, mir dieses Recht zu erobern.«
    »Würden Sie mir sagen, welche Partei Sie im allgemeinen wählen?«
    »Immer die, von der ich denke, daß sie am wenigsten Schaden anrichten wird.«
    »Sie scheinen wenig übrig zu haben für die Politik. Hat das einen Grund oder ist es bloß Fin-de-siècle -Depression?«
    Wieder das schwache Lächeln, als sie nach ihrem Weinglas griff. »Ich würde zögern, einen so umfassenden abstrakten Begriff wie Fin-de-siècle -Depression mit dem Wörtchen ›bloß‹ abzutun, aber für den Zweck Ihres Artikels ist das so zutreffend wie alles andere.«
    Er

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