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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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schwitzen.
    Superintendent Fortune drückte sich ein Taschentuch auf den Mund und fuhr Harrison ärgerlich an: »Halten Sie mich eigentlich für einen Idioten? Das müssen Sie doch gerochen haben, wenn Sie gestern nacht hier waren?«
    Harrison ging in die Hocke und kämpfte mit seinem revoltierenden Magen. »Es war sogar eine Beamtin dabei«, keuchte er. »Ich habe sie gebeten, bei Mrs. Powell zu bleiben, während ich mit Deacon sprach. Glauben Sie mir, ihr ist auch nichts aufgefallen.«
    »Der Geruch verzieht sich, Sir«, meldete Fortunes Kollege von der Polizei Hampshire und näherte sich vorsichtig der Tür. »Anscheinend wird er vom Luftzug weggeblasen.« Mißtrauisch streckte er den Kopf in die Diele. »Sieht aus, als wäre die Verbindungstür zur Garage offen.«
    Keiner der Beamten reagierte zunächst. Ihnen allen graute vor dem, was sie vorfinden würden, denn sie wußten, daß die Natur nicht Schönheit mit dem Geruch des Todes umgibt. Mindestens rechneten sie mit Strömen von Blut und brutalem Gemetzel.
    Doch als sie endlich den Mut fanden, das Haus zu betreten und in der Garage nachzusehen, lag dort nur, in der Ecke an einen Stapel ungeöffneter Zementsäcke gelehnt, ein einsamer, nackter Toter, äußerlich unversehrt, der ihnen aus starr aufgerissenen Augen entgegenblickte. Und wenn auch niemand es aussprach, so fragten sie sich doch alle, wie etwas so Kaltes, Reines so obszön nach Fäulnis stinken konnte.

19
    »Langsam wünsche ich, ich wäre Ihnen nie begegnet«, sagte Sergeant Harrison, als er verdrossen Deacons Wohnung betrat, und stellte dann seinen Begleiter vor. »Chief Superintendent Fortune von der Polizei Hampshire.«
    »Ich hatte eine Nachricht hinterlassen und um Ihren Anruf gebeten.«
    »Die Ereignisse waren schneller als ich«, versetzte Harrison kurz.
    Deacon bemerkte die düsteren Mienen und nahm verspätet den Papphut von seinem Kopf. Das simple Vergnügen, sich bei Barrys gebratenem Truthahn gemütlich einen anzutrinken und gegenseitig die lahmen Witze aus den Glückskeksen vorzulesen, verlor im Angesicht amtlicher Nüchternheit sehr rasch seinen Reiz.
    »Ist was passiert?«
    Der Superintendent, ein sehniger Mann, der irgendwie einschüchternd wirkte, mit einem Blick, der geschult war, mehr zu sehen, als er verriet, bedeutete ihm vorauszugehen. »Nach Ihnen, Mr. Deacon, wenn Sie gestatten.«
    Mit einem Achselzucken ging er ihnen voraus die Treppe hinauf und machte sie mit seinen Gästen bekannt. »Wenn Sie aus Hampshire kommen«, sagte er zu Fortune, nachdem er sich wieder gesetzt hatte, »muß Ihr Besuch mit Nigel de Vriess zu tun haben.«
    »Was wissen Sie über ihn?« fragte der Superintendent.
    »Sehr wenig.«
    »Warum haben Sie dann heute morgen bei ihm angerufen?«
    Deacon warf einen raschen Blick auf Terry, ungewiß, ob er sich darauf verlassen konnte, daß der Junge den Mund halten würde.
    Verlaß dich auf mich , sagte der Blick, den Terry ihm mit Unschuldsmiene zurückgab. »Mir kam der Gedanke, daß der Mann, den Mrs. Powells Nachbarn beobachteten, als er sich gestern an ihrem Garagentor zu schaffen machte, Nigel de Vriess gewesen sein könnte, und deshalb wollte ich überprüfen, ob er überhaupt wieder nach Hause gekommen war.« Er strich sich über die Nase. »Offenbar nicht.«
    »Etwas später haben Sie bei der Dienststelle eine Nachricht hinterlassen, daß Sie mich in einer Angelegenheit, die Mrs. Powell und Mr. de Vriess betrifft, dringend zu sprechen wünschten«, sagte Harrison. »Worum handelte es sich?«
    Deacon sah auf seine Uhr. »Es ist nach drei. Da kann es nicht mehr so dringend sein.« Er sah die Ungeduld in Harrisons Gesicht und erläuterte mit einem amüsierten Lächeln seine Theorie, daß Amanda Powell und Nigel de Vriess sich abgesetzt hätten, nachdem sie erfahren hatten, daß Barry sie zusammen gesehen hatte. »Terry und ich sind heute morgen zu ihrem Haus hinausgefahren«, fuhr er fort. »Es schien leer zu sein, und ihr Wagen war weg. Ich hielt es für angebracht, Sie das wissen zu lassen, aber Ihr diensthabender Sergeant wollte Sie nicht belästigen.«
    »Das ist ja die reinste Epidemie«, stellte Harrison fest. »Erst macht James Streeter sich aus dem Staub, dann folgen Amanda Powell und Nigel de Vriess. Ist das wirklich Ihr Ernst, Mr. Deacon?«
    Terry grinste. »Ich hab’ dir ja gleich gesagt, daß du ziemlich dumm dastehen würdest.«
    Deacon bot den beiden Beamten etwas zu trinken an, doch sie lehnten ab. »Tut mir leid, wenn ich Ihre Zeit

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