Das Echo
ständiger Begleiter ist. Ja, ich weiß, das klingt verrückt, aber »es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt«, mein Freund!
Tun Sie sich selbst einen Gefallen und suchen Sie bei der Wohnanlage in Teddington im Fluß und finden Sie James. Das ist ihr wahres Verbrechen: Im Zorn einen hinterhältigen Falschmünzer erschlagen zu haben, der mit zehn Millionen Pfund auf einem Schweizer Nummernkonto zu seiner Geliebten abhauen wollte. Nicht daß ich ihm das sonderlich verübeln kann. Je mehr ich über James höre, desto unsympathischer wird er mir, und sie hat für die Tat bestimmt bitter bezahlt, indem sie sechs Jahre lang nach Nigel de Vriess’ Pfeife tanzen mußte.
Was nun diesen Quatsch angeht, den Sie mir letzte Woche zugeschickt haben:
John Streeters Frau hat das Telefongespräch mitgehört, sie kann bestätigen, was er mit Amanda gesprochen hat; prüfen Sie Nigels Bankkonten und schauen Sie nach, ob Sie die Mietzahlungen für das Haus in Sway finden; Amanda wird Nigel geraten haben, in der Harbour Lane zu parken; wenn es Amanda geschafft hat, Nigel auf die Zementsäcke zu hieven, hätte sie es auch geschafft, ihn in ihren Kofferraum zu befördern (als Architektin wird sie ja wohl eine Ahnung von der Hebelwirkung haben); kein Mensch läßt mitten im Winter seine Terrasse neu pflastern - bei Frost springt der Beton. Verlassen Sie sich auf Ihren Instinkt. Fragen Sie sich, warum Nigel Amanda vergewaltigt hat. Weil er wußte, daß sie ihn nicht anzeigen würde. Und warum nicht? Weil das Schwein sie in der Hand hatte!
Ich vermute, der Fall James Streeter lief etwa so ab:
James Streeter war ein Dieb und ein Lügner. 1985 begann er mit kleinen Betrügereien, um seine Träume vom großen Reibach an der Börse zu finanzieren. Als er’88 Marianne Filbert kennenlernte, brachte sie ihm bei, wie man Millionen absahnen kann, und die Unterschlagungen wurden raffinierter.
In der Zwischenzeit hatte er Amanda geheiratet, die er durch Nigel de Vriess kennengelernt hatte. Ich kann mir diese Heirat von ihrer Seite nur als eine Flucht erklären; sie hatte vermutlich zu diesem Zeitpunkt erkannt, was Nigel wirklich für ein Mensch war. Schwieriger ist es, James’ Motive abzuschätzen. Gesellschaftliche Gründe vielleicht (wenn Amanda gut genug für den Chef war, dann lohnte es sich, sie zu erobern). Sein Vater beschreibt ihn als »statusbewußt«.
Die Ehe war stürmisch, und James sah sich bald nach einer gefügigeren Frau um. Gleichzeitig ermutigte er Amanda, das Teddington-Projekt durchzuziehen, möglicherweise, um einen Teil seines »schmutzigen« Geldes zu waschen. (Die Eigentumsurkunden waren nur auf ihren Namen ausgestellt - aus steuerlichen Gründen? -, darum hatte sie keine Schwierigkeiten, das Anwesen gegen das Haus in Thamesbank einzutauschen.)
Sobald die Unterschlagungen ans Licht kamen, vermutete Nigel dank seiner Position im Vorstand des Bankhauses Lowenstein, daß James dahintersteckte. Er ist ihm vielleicht sogar über die Marianne Filbert/Softworks-Verbindung auf die Schliche gekommen - bei der internen Untersuchung der Bank wird man auf den nachlässigen Sicherheitsbericht der Firma Softworks gestoßen sein. Wie dem auch sei, es spricht einiges dafür, daß er dafür, daß er James den Tip zur Flucht gab, einen Anteil kassierte.
Ich glaube, daß er aus reiner Bosheit auch Amanda informierte; sie hat nämlich eindeutig gewußt, daß James vorhatte, sich aus dem Staub zu machen und sie allein im Dreck sitzen zu lassen.
Sie hat James im Zorn getötet und davon profitiert, daß alles dafür sprach, daß er getürmt war. Doch ihr Problem war, daß Nigel wußte, was sie getan hatte, und sie damit in der Hand hatte. Ich vermute, er hat Amanda informiert und von James und Marianne einen Anteil kassiert. Als Marianne sich dann mit ihm in Verbindung setzte, um ihm mitzuteilen, daß James nicht angekommen war, wurde ihm klar, daß James Großbritannien nie verlassen hatte. Den Rest hatte er sich schnell zusammengereimt - daß nämlich Amanda James, beschwert mit Zementsäcken von der Baustelle, im Fluß versenkt hatte -, und er drohte ihr mit der Polizei. (Dieser Modus operandi erwies sich als so erfolgreich, daß sie ihn in Nigels Fall wiederholen wollte.)
Der Beweis für all dies findet sich in der Art, wie Nigel - wie Barry Grover bezeugt hat -
Amanda behandelt hat. Wie hätte ein Mann wie de Vriess sich ein solches Verhalten leisten können, wenn er nicht wußte, daß sie ihn
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