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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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der Anstoß, den sie brauchte. Es ist eine Sache, das Ziel verleumderischer Pressemitteilungen zu sein, die kein vernünftiger Zeitungsmann je ernst genommen hat; es ist eine ganz andere Sache, müßig zuzusehen, wie Leute, die man fürchtet, auf den Rat eines Journalisten hin Bündnisse eingehen.«
    Harrison schnitt ein Gesicht. »Wo sind die Beweise? Der Gerechtigkeit ist mit müßigen Spekulationen nicht gedient.«
    »In diesem Fall schon«, konterte Deacon freundlich. »Der Gerechtigkeit war in diesem Moment gedient, als sie zugab, James getötet zu haben, und dafür können Sie Billy Blake danken. Er hat sie zum Reden gebracht.«
    »Sie werden mir doch jetzt nicht erzählen, daß sie ihn auch umgebracht hat?«
    »Nein. Billy ist gestorben, weil er nicht mehr leben wollte.«
    »Und was glauben Sie, weshalb Nigel Billy ihre Adresse gegeben hat?«
    »Das hat er gar nicht. Nigel war die beiden letzten Maiwochen im Ausland.« Er dachte an die verbitterte Frau zurück, die ihm wenige Tage zuvor ihr Herz ausgeschüttet hatte. »Fiona hat Billy gesagt, wo er Amanda finden kann.«
    Weiß Gott, ich hasse sie … Sie hat mein Leben kaputtgemacht ... Nigel und ich wurden ihretwegen geschieden, und jetzt hat sie ihn getötet ... Ja, ich habe diesem alten Landstreicher gesagt, wo sie wohnt … Er war völlig verrückt … Er sagte, er sei ein Werkzeug Gottes ... Und dann verlangte er ihre Adresse … Ob es mich beunruhigt hat, ihr einen Verrückten ins Haus geschickt zu haben?… Nicht im geringsten. Es hat mich amüsiert ... Oh, ich habe immer gewußt, wo sie war und wie sie sich nannte... Es wäre ja dumm von mir gewesen, mich nicht zu informieren ...
    Im Wasser wurde es plötzlich lebhaft, als ein Taucher nach oben kam und den Wartenden am Ufer erregte Zeichen gab. Harrison trat zusammen mit den anderen Polizeibeamten näher ans Wasser. Deacon hätte den Abstand von zwanzig Schritten, der ihn von Amanda Powell trennte, leicht überbrücken können. Sie hatte den Blick auf ihn gerichtet und nicht auf den Fluß, und er spürte den Sog ihrer Anziehungskraft wie beim erstenmal, als er ihr begegnet war.
    Er fragte sich später oft, warum er nicht zu ihr gegangen war.
    Statt dessen ging er, ohne einen Blick zurückzuwerfen, den Hang hinauf.
    The Street, Fleet Street, London EC4
    Lawrence Greenhill
23 Wharf Way
London E14
     
    22. Januar 1996
     
    Lieber Lawrence,
was können Sie mir zu folgendem sagen? Ich
bin gestern abend in Ihrem Tagebuch darauf gestoßen.
    »London, 19. Dezember 1949: Eine neue Mandantin, Mrs. P., eine Kriegerwitwe, war heute bei mir. Es handelte sich um die Schwangerschaft ihrer dreizehnjährigen Tochter. Sie wollte wissen, ob sie den verantwortlichen Mann anzeigen oder um des Kindes willen schweigen solle. Das Mädchen ist im siebten Monat, eine Abtreibung kommt also nicht mehr in Frage - guter Gott, die arme Seele glaubte, es wäre Babyspeck, sie tut mir in der Seele leid. Sie nahm GS als Freund in ihrem Haus auf. Er ist 27, nur fünf Jahre jünger als sie, und sie fühlte sich geschmeichelt von seinen Aufmerksamkeiten. Ihre Verwirrung ist um so größer, als sie sich offensichtlich selbst Hoffnungen auf eine Heirat gemacht hatte. Nun ist sie am Boden zerstört, weil sie feststellen mußte, daß er mehr daran interessiert war, ihre Tochter V. zu verführen. Ich habe zu Schweigen und Adoption geraten und ihr die Adresse eines Nonnenklosters in Colchester gegeben, wohin ihre Tochter sich zurückziehen kann, bevor ihr Zustand Freunden und Lehrern offenkundig wird. Die Nonnen werden, wenn es soweit ist, ordentliche Eltern für das Kind finden. Aber ich liege heute abend mit mir selbst im Kampf. In was für einer Welt leben wir, die es zuläßt, daß unschuldige Kinder, denen der Krieg den Vater geraubt hat, herzlosen Ungeheuern zum Opfer fallen? So einen Menschen müßte man doch anzeigen und dafür sorgen, daß er bestraft wird, selbst wenn es auf Kosten des Rufs des unglücklichen Opfers geht?«
    Terry meint, es sei Schicksal. Stimmt das? Oder hat da Ihr Gott die Hand im Spiel? Ich hätte Sie ins Zentrum meiner Übersichtstafel setzen sollen und nicht Billy Blake, denn in Ihrer Hand lag der Schlüssel zu beiden Geschichten. Billy war noch auf der Suche nach der Wahrheit, während Sie sie immer gewußt haben.
    Ihr
    Michael Deacon
    PS.: Ich habe Ihren Rat beherzigt und Barry nach Hause zu seiner Mutter geschickt, nachdem er sich den dritten Abend in Folge betrunken hatte. Es ist Terrys Schuld. Er hänselt den

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