Das Echo
Er hielt inne, um den anderen antworten zu lassen, aber Streeter sagte nichts. »Die naheliegende Erklärung«, fuhr er deshalb fort, »ist die, von der sich die Polizei hat überzeugen lassen. James hatte eine Affäre mit Marianne Filbert, und Amanda bereitete ihr ein Ende, indem sie ihn beobachten und fotografieren ließ. Danach setzte sie ihn unter Druck und erreichte, daß Marianne Filbert in die Staaten ging.«
»Und wieso konnte sie der Polizei sagen, wo Marianne Filbert zu erreichen ist?«
»Weil sie nicht dumm ist. Sie hätte in dem Bemühen, ihre Ehe zu retten, garantiert einen Beweis verlangt, daß Marianne Filbert weit ab vom Schuß ist. Und da wäre nur etwas Überprüfbares akzeptabel gewesen, wie zum Beispiel eine Adresse oder ein gültiger Vertrag mit dem Namen einer Firma drauf.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Mit wem?«
»Mit Amanda.«
»Nein«, log Deacon. »Sie sind der erste, mit dem ich in dieser Sache spreche, Mr. Streeter. Ich bin zufällig auf Ihre Presseerklärung gestoßen, und sie interessierte mich ausreichend, um diesen Anruf zu machen. Sagen Sie«, fuhr er mit der Geschmeidigkeit des routinierten Lügners fort, »was hat Sie überhaupt veranlaßt, nach einer Verbindung zwischen Amanda und de Vriess zu suchen?«
»Sie hat James durch de Vriess kennengelernt, bei irgendeinem offiziellen Anlaß. De Vriess war damals verheiratet, aber es war ein offenes Geheimnis, daß er vorhatte, seine Frau Amandas wegen zu verlassen. Er hat sich immer mit ihr gezeigt, wenn seine Frau nicht dabei war. Nachdem uns klargeworden war, daß de Vriess hinter dem Schwindel steckte, erschien es uns logisch, daß auch Amanda in die Sache verwickelt sein mußte, und wir haben uns bemüht, Beweise dafür zu finden, daß die Affäre nicht zu Ende war.«
»Nur scheinen Ihre Beweise ebenso dürftig zu sein wie Ihre Logik.« Er zog die relevanten Fotokopien zu sich heran. »Sie haben eine Hotelrechnung, die von de Vriess unterschrieben und im Jahr 1986 datiert ist, dazu die Beschreibung einer Frau, die Amanda Streeter gewesen sein könnte . Ihre Beweise für das Jahr 1989 sind sogar noch fadenscheiniger.« Er schob die oberste Kopie auf die Seite und suchte auf der darunterliegenden. »Ein Kellner behauptet, einem Paar in Zimmer 306 Champagner gebracht zu haben. Es habe sich um dieselben beiden Personen gehandelt, sagt er, aber es gibt keine unterzeichnete Rechnung, die diese Aussage bestätigt. Sie können nicht einmal beweisen, daß der Mann de Vriess war, geschweige denn, daß es sich bei der Frau um Amanda handelte.«
»Das zweitemal hat er bar bezahlt.«
»Was für ein Name stand auf der Rechnung.«
»Smith.«
Deacon drückte seine Zigarette aus. »Und da wundert es Sie, daß niemand zu einer Veröffentlichung bereit ist? Keine Ihrer Behauptungen ist haltbar.«
»Wir verfügen nur über begrenzte Mittel und begrenzten Einfluß. Wir brauchen einen Reporter bei einer überregionalen Zeitung, der ein bißchen Druck machen kann. Man hat uns gesagt, daß in den Hotelunterlagen noch mehr zu finden ist, wenn wir bereit sind, dafür zu bezahlen.«
»Das wird eine teure Angelegenheit werden, und am Ende stehen Sie mit leeren Händen da.«
»Ich würde für die Ehrlichkeit meines Bruders die Hand ins Feuer legen.«
»Dann machen Sie sich was vor«, entgegnete Deacon grob. »An seiner Un ehrlichkeit gibt es keinen Zweifel. Er hat seine Frau betrogen, und sie konnte es beweisen, und Ihr Zorn darüber hat Ihr Urteil getrübt. Ihr Ausgangspunkt hätte die Anerkennung der Tatsache sein müssen, daß James an seinem eigenen Untergang mitgewirkt hat.«
»Ich hab’ ja gewußt, daß es nur Zeitverschwendung sein würde«, sagte John Streeter aufgebracht.
»Sie schießen dauernd auf die falschen Ziele, Mr. Streeter. Damit verschwenden Sie Ihre Zeit.«
Der andere legte auf.
Deacons Nachfragen über Billy Blake bei der Polizei der Isle of Dogs hatte wenig Nützliches erbracht, obwohl er darauf hingewiesen hatte, daß Billy möglicherweise ein Mörder gewesen war. Er hatte darauf die überraschende Antwort erhalten, daß die Polizei zum Zeitpunkt von Billys erstmaliger Festnahme genau diese Möglichkeit untersucht hätte.
»Ich hab’ für den Coroner seine Akte durchgesehen«, berichtete der uniformierte Constable, der den Abtransport von Billys Leiche beaufsichtigt hatte. »Er wurde das erstemal 1991 festgenommen, weil er mehrfach Nahrungsmittel in Supermärkten gestohlen hatte. Er hat schon damals
Weitere Kostenlose Bücher