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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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eidesstattliche Versicherungen des Inhalts, daß James im Januar 1990 sagte, Mr. de Vriess sei »bestenfalls inkompetent und schlimmstenfalls kriminell motiviert« (siehe Anlagen).
    • Viel Gewicht wurde den belastenden Behauptungen beigemessen, die Amanda Streeter in einer schriftlichen Aussage vor der Polizei gegen ihren Mann erhob: 1. James unterhalte eine Beziehung zu einer Frau, die für ein Software-Unternehmen tätig sei - Name Marianne Filbert, Aufenthaltsort unbekannt. 2. Er habe einmal gesagt, »jeder Narr kann die Maschinen bedienen, wenn ihm jemand zeigt, auf welche Knöpfe er drücken muß«. 3. Er sei besessen gewesen von dem Gedanken, reich zu werden.
    • Die VFJS weist alle drei Behauptungen als falsch zurück. Nr. 1 und Nr. 3 beruhen einzig auf dem Wort Amanda Streeters. Nr. 2 bezieht sich auf die Aussage eines Kollegen von James, der inzwischen eingeräumt hat, daß er selbst 1990 nicht sicher war, ob James die Person war, die diese Bemerkung machte.
    AUSSERDEM:
     
    Die VFJS ist im Besitz von Beweisen, daß Amanda Streeter ihrerseits eine Affäre hatte und ihr Liebhaber Nigel de Vriess war. Wir haben Fotokopien von Rechnungen und die Aussagen von Augenzeugen über zwei heimliche Rendezvous des Paares in den Jahren 1986 und 1989 im George Hotel in Bath. Das erste fand nur Wochen vor Amandas Heirat mit James statt, das zweite drei Jahre später (siehe Anlagen).
     
    WIR KLAGEN AMANDA STREETER UND NIGEL DE VRIESS AN.
     
    Der Mord an James Streeter ist ungestraft geblieben. Wenn die Presse nicht ihre Apathie abschüttelt und jetzt endlich handelt, wird der Schuldige weiterhin vom Tod eines Unschuldigen profitieren. Die VFJS fordert eine ordnungsgemäße Untersuchung der Aktivitäten Nigel de Vriess’ und seiner Geliebten, Amanda Streeter. Bitte setzen Sie sich über Fax oder Telefon unter den o. a. Nummern mit uns in Verbindung. Wir stehen Ihnen gern mit weiteren Informationen zur Verfügung. John und Kenneth Streeter sind jederzeit zu Interviews bereit.
    Zwei Tage später rief Deacon, weil er gerade nichts Besseres zu tun hatte, John Streeter abends in Edinburgh an. Eine Frau meldete sich.
    »Hallo«, sagte sie mit weichem schottischem Akzent.
    Deacon stellte sich als Londoner Journalist vor, der daran interessiert sei, sich mit einem Sprecher der Vereinigung der Freunde James Streeters zu unterhalten.
    »Ach, du meine Güte!«
    Er wartete einen Moment. »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Nein, es ist nur - also, um ehrlich zu sein, es ist über ein Jahr her, daß - ach, warten Sie einen Moment, ja?« Eine Hand legte sich über die Sprechmuschel. »John! Jo-ohn!« Die Hand wurde entfernt. »Am besten sprechen Sie mit meinem Mann.«
    »Gern.«
    »Verzeihen Sie, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Michael Deacon.«
    »Er kommt sofort.« Wieder legte sich die Hand auf die Sprechmuschel, und diesmal klang ihre Stimme gedämpft. »Schnell, beeil dich. Es ist ein Journalist. Er will über James reden. Er heißt Michael Deacon. Nein, jetzt komm! Du hast deinem Vater versprochen, du würdest nicht aufgeben.« Die Stimme wurde wieder klar. »Ich gebe Ihnen jetzt meinen Mann.«
    »Hallo?« Eine tiefe Männerstimme. »Ich bin John Streeter. Was kann ich für Sie tun?«
    Deacon zückte seinen Kugelschreiber und zog seinen Block zu sich heran. »Bedeutet die Tatsache, daß Sie Ihre letzte Presseerklärung vor dreieinhalb Jahren rausgeschickt haben, daß Sie mittlerweile die Schuld Ihres Bruders akzeptiert haben?« fragte er direkt.
    »Sind Sie bei einer überregionalen Zeitung, Mr. Deacon?«
    »Nein.«
    »Dann sind Sie selbständiger Journalist?«
    »Soweit es diese Fragen betrifft, ja.«
    »Haben Sie eine Ahnung, mit wie vielen selbständigen Journalisten ich im Lauf der Jahre gesprochen habe?« Er machte eine Pause, aber Deacon biß nicht an. »Mit ungefähr dreißig«, fuhr er fort, »und nicht eine Zeile ist dabei für uns herausgesprungen, weil kein Redakteur die Story haben wollte. Ich fürchte, ich würde nur unser beider Zeit verschwenden, wenn ich Ihre Fragen beantworte.«
    Deacon klemmte das Telefon fester unter sein Kinn und zeichnete eine Spirale auf seinen Block. »Dreißig ist gar nichts, Mr. Streeter. Ich weiß von ähnlichen Kampagnen wie der Ihren, wo man an Hunderte von Journalisten herantrat, ehe man Erfolg hatte. Aber mal ganz abgesehen davon, man könnte Sie wegen fast allem, was Sie in Ihrer Presseerklärung behaupten, verklagen. Sie können von Glück sagen, daß Sie bisher einer

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