Das Echo
persönlichen Gewißheit, daß James unschuldig ist. Und was gilt das Wort eines Vaters über die Ehrlichkeit seines Sohnes? Wer würde mir schon glauben?«
»Niemand«, antwortete Deacon brutal. »Sie müssen James’ Unschuld beweisen.«
»In diesem Land muß die Schuld nachgewiesen werden, nicht die Unschuld«, versetzte der alte Mann störrisch. »Ich habe vor fünfzig Jahren um dieses Recht gekämpft, und es ist unerhört, daß James ohne ordnungsgemäße Anhörung und Bewertung des Beweismaterials verurteilt wurde.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Mr. Streeter, aber bis heute war die Verteidigung schlecht organisiert. Sie können nicht einen Feldzug führen, der auf einer Lüge beruht. Auf jeden Fall haben Sie sich gerade den einen Menschen gründlich zum Feind gemacht, der in der besten Lage wäre, Ihnen zu helfen.«
»Amanda, meinen Sie?«
Deacon nickte.
»Wir glauben, daß sie an seiner Ermordung beteiligt war.«
»Aber Sie haben doch gar keinen Beweis, daß er ermordet wurde.«
»Er hat sich nie bei uns gemeldet. Das ist Beweis genug.«
Deacon zog das Polizeifoto von Billy Blake aus seiner Brusttasche. »Erinnert dieser Mann Sie irgendwie an James?«
Streeter runzelte verwirrt die Stirn. »Wie denn? Er ist viel zu alt.«
»Er war Mitte Vierzig, als diese Aufnahme vor sechs Monaten gemacht wurde.«
Streeter zog die Tür weiter auf, um das Foto bei Tageslicht zu betrachten. »Das ist nicht mein Sohn«, erklärte er. »Wie, um alles in der Welt, sind Sie auf die Idee gekommen, er könnte es sein?«
»Der Mann war ein Obdachloser mit falschem Namen, und er ist in der Garage Ihrer Schwiegertochter gestorben. Er hat nicht mit ihr gesprochen oder sonstwie auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht, aber sie bezahlte für seine Feuerbestattung und bemüht sich seitdem herauszubekommen, wer er war. Die naheliegende Erklärung für ihr Interesse kann meiner Ansicht nach nur sein, daß sie vermutet, der Vagabund könnte James gewesen sein.«
Schweigend starrte Kenneth Streeter in das Gesicht Billy Blakes. »Es ist unmöglich«, sagte er schließlich, aber sein Ton war nicht mehr so sicher. »Wie könnte er in fünf Jahren dermaßen gealtert sein? Und weshalb hätte er ein Leben als Obdachloser führen sollen, wenn er hier jederzeit willkommen gewesen wäre?«
»Er wäre verhaftet worden, wenn er hierhergekommen wäre. Sie hätten ihn vor Ihren Nachbarn nicht versteckt halten können.«
»Wollen Sie mir allen Ernstes sagen, daß dieser Mann James ist?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Deacon. »Aber wenn Ihre Schwiegertochter später vermutete, er könnte James gewesen sein, dann muß sie im Juni, als dieser Mann tot in ihrer Garage gefunden wurde, geglaubt haben, er sei noch am Leben. Und das heißt, daß sie an James’ vorgeblicher Ermordung vor fünf Jahren nicht beteiligt gewesen sein kann.«
»Aber was ist dann aus ihm geworden?« fragte Kenneth Streeter verzweifelt. »Er war kein Dieb, Mr. Deacon. Er wurde zur Ehrlichkeit erzogen, und es wäre ihm ganz einfach nicht in den Sinn gekommen, krumme Sachen zu machen. Schauen Sie, ihm lag ebensoviel an dem Prestige, das mit Reichtum einhergeht, wie am Reichtum selbst, deshalb hätten Diebstahl und die Gefahr, ins Gefängnis zu wandern, ihn niemals reizen können.« Wieder runzelte er verständnislos die Stirn. »Zum Zeitpunkt seines Verschwindens hatten er und Amanda gerade ihr ganzes Geld in eine alte Schule an der Themse in Teddington gesteckt. Sie wollten Luxuswohnungen daraus machen, und James war von der Sache genauso begeistert wie sie. Sie hätten ganz schön was verdient, wenn aus dem Projekt etwas geworden wäre. Aber weshalb hätte er wegen einer halben Million in Aufregung geraten sollen, wenn er schon zehn im Hintergrund hatte?«
Weil sich hier ein legitimer Weg geboten hätte, die gestohlenen Millionen zu waschen, dachte Deacon zynisch. »Was ist aus dem Projekt geworden?«
»Es wurde 1992 von einer Baufirma namens Lowndes fertiggestellt, aber wir können nicht feststellen, ob Amanda selbst es durchgezogen hat oder ob Lowndes ihr das Grundstück abgekauft hat. Wir haben mehrere Briefe geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Wie dem auch sei, uns würde interessieren, wie sie das Geld zusammengebracht hat, um 1991 das Haus zu kaufen, in dem sie jetzt lebt. Wenn sie vorher die Schule verkauft hat, kann sie nicht mehr als die vierhunderttausend aufgebracht haben, die James und sie ursprünglich hineingesteckt hatten. Aber nach neun
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