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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Monaten Zinsen auf Bankdarlehen war es sicherlich weit weniger und gewiß nicht genug, um ein teures Anwesen an der Themse zu kaufen. Wenn sie die Schule nicht verkauft, sondern das Projekt fertiggestellt hat, dann hätte sie’91 überhaupt kein Kapital haben dürfen.« Er lächelte trübe. »Sie verstehen jetzt wohl, warum wir ihr gegenüber so argwöhnisch sind.«
    »Vielleicht hatten sie und James andere Gelder, von denen sie Ihnen nichts erzählt haben.«
    Daran glaubte Kenneth Streeter nicht. Vierhunderttausend Pfund sei bereits ein größerer Betrag, als die meisten jungen Paare zur Verfügung hätten, entgegnete er, und es sei ehrlich verdientes Geld gewesen. James hatte seine Wertpapiere verkauft, um das Projekt mitzufinanzieren. Deacon nahm das mit einem Lächeln zur Kenntnis, während er seinen eigenen Überlegungen nachging. Das würde erklären, warum Amanda keine Scheidung gewollt hatte. Wenn keine Gütertrennung bestand, hatte sie Zugriff auf das gesamte Vermögen, solange sie die Partnerschaft nicht löste, bevor er sieben Jahre nach seinem Verschwinden gesetzlich für tot erklärt werden konnte. Und wenn es weitere Gelder auf James’ Namen gab - unehrlich verdient? -, mußte sie noch zwei Jahre warten, ehe sie ihn als seine Witwe beerben konnte.
    Wieviel praktischer wäre es, wenn er vor sechs Monaten in ihrer Garage gestorben wäre...
    »Haben Sie eine Fotografie von James, die Sie mir leihen können, Mr. Streeter? Am liebsten eine Aufnahme von vorn. Ich kann sie Ihnen bis zum Dienstag zurückgeben.«
    ... und wie frustrierend, wenn sie es nicht beweisen konnte ...
    »Die Polizei hat doch sicher James’ Bankkonten überprüft, als er verschwand«, bemerkte er, als er das Foto nahm, das Kenneth Streeter ihm reichte. »Hat man da etwas gefunden, was nicht hingehörte?«
    »Natürlich nicht. Es gab nichts zu finden.«
    »Haben Sie die Polizei von Ihrem Verdacht bezüglich Amandas plötzlichem Wohlstand in Kenntnis gesetzt?«
    Ein Ausdruck tiefer Müdigkeit flog über das Gesicht des alten Mannes. »So regelmäßig, daß ich eine Verwarnung bekommen habe, weil ich angeblich die Zeit der Polizei verschwende. Es ist schwieriger, als Sie glauben, die Unschuld eines Menschen zu beweisen, Mr. Deacon.«
     
    Er rief einen älteren, jetzt im Ruhestand befindlichen Kollegen an, der im Lauf seines Arbeitslebens vor allem in den Wirtschaftsressorts verschiedener Zeitungen tätig gewesen war, und verabredete sich mit ihm für den Abend in einem Pub in Camden Town. »Ich darf eigentlich nichts trinken«, hatte Alan Parker geknurrt, »darum kann ich dich nicht hierher bitten. Wir haben keinen Tropfen Alkohol im Haus.«
    »Kaffee bringt mich nicht um«, sagte Deacon.
    »Aber mich. Wir sehen uns um acht im Three Pigeons . Bestell mir einen doppelten Bell’s, wenn du vor mir da bist.«
    Deacon hatte Alan Parker seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und war erschrocken über den Anblick seines alten Freundes. Er war schrecklich abgemagert, und seine Haut war quittengelb wie bei einer Gelbsucht. »Tu ich da wirklich das Richtige?« fragte er ihn, als er für ihre Whiskys bezahlte.
    »Sag mir jetzt bloß nicht, daß ich ausseh’ wie der wandelnde Tod, Mike.«
    Er sah tatsächlich so aus, aber Deacon lächelte nur und schob ihm sein Glas hin. »Wie geht’s Maggie?« fragte er. Maggie war Alans Frau.
    »Die würde mir den Kragen umdrehen, wenn sie wüßte, wo ich bin und was ich gerade tue.« Er hob sein Glas und trank einen Schluck. »Ich kann ihr einfach nicht klarmachen, daß ich weit besser beurteilen kann, was gut für mich ist, als diese verdammten Ärzte.«
    »Und was ist das Problem? Warum haben sie dir den Alkohol verboten?«
    Alan lachte leise. »Es ist die neueste Form von Tyrannei, Mike. Da der Tod mit allen Mitteln verhindert werden muß, darf man in seinen letzten Monaten nur noch ein freudloses Dasein fristen. Ich darf nicht rauchen, trinken oder irgendwas essen, was auch nur ein bißchen Würze hat, weil es mich ja umbringen könnte. Es ist offenbar politisch korrekt, vor Langeweile einzugehen, aber nur ja nicht an etwas, das einem Spaß macht.«
    »Hey, schnapp mir bloß nicht hier ab, sonst dreht Maggie mir den Kragen um. Nur mal interessehalber, was glaubt sie denn, wo du jetzt bist? In der Kirche?«
    »Sie weiß genau, wo ich bin, aber sie ist eine Tyrannin mit weichem Herz. Sie wird mir fürchterlich die Leviten lesen, wenn ich nach Hause komme, aber tief im Innern wird sie froh sein, daß ich eine

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