Das Echo
Streeter-Typ?«
»Da hätte er sich schon das Gesicht operieren lassen müssen.«
»Aber Sie glauben, daß es einen Zusammenhang gibt?«
»Es muß einen geben. Es gibt tausend Garagen zwischen dem Lagerhaus und Amandas Wohnviertel, Billy muß einen Grund gehabt haben, den ganzen Weg bis zu ihrer zu gehen.« Er strich sich nachdenklich über das Kinn. »Auf Anhieb fallen mir drei mögliche Erklärungen ein. Erstens, einige der Briefe, die er aus den Mülltonnen holte, waren an sie gerichtet, und er fand durch die Lektüre heraus, wo sie wohnte und wer sie war. Zweitens, er sah sie aus dem Meredith-Gebäude kommen, erkannte sie und folgte ihr zu ihrem Haus. Drittens, jemand anders erkannte sie und folgte ihr und gab die Information dann an Billy weiter.«
Terry runzelte die Stirn. »Das zweite kann nicht stimmen. Ich mein’, wenn er Amanda erkannt hätte, hätte sie ihn doch auch erkannt. Und sie wär’ nicht zu uns gekommen und hätte uns über ihn ausgefragt, wenn sie schon gewußt hätte, wer er war, oder?«
»Das kommt darauf an, wie stark er sich verändert hatte. Vergiß nicht, daß du ihn für zwanzig Jahre älter gehalten hast, als er war. Es könnte vielleicht so gewesen sein - eines Tages entdeckt Amanda in ihrer Garage einen toten Penner, der der Polizei als Billy Blake, Alter fünfundsechzig Jahre, bekannt ist. Sie bedauert den Vorfall, macht sich aber weiter keine Gedanken, bis sie erfährt, daß der Name angenommen und der Mann in Wirklichkeit erst fünfundvierzig war, in der Nähe ihres Büros hauste und einiges dafür spricht, daß er sich ihre Garage ganz bewußt ausgesucht hat. Daraufhin bezahlt sie für seine Bestattung und gibt sich die größte Mühe, mehr über ihn herauszubekommen. Was würdest du daraus schließen?«
»Daß sie geglaubt hat, Billy wär’ ihr Mann.«
Deacon nickte. »Aber sobald sie die Polizeifotos in die Hand bekam, muß ihr klargeworden sein, daß dies nicht der Fall war. Trotzdem ist sie immer noch wie besessen von Billy. Warum?«
»Vielleicht sollten Sie sie das mal fragen.«
»Das habe ich schon getan.« Er warf Terry einen vernichtenden Blick zu. »Sie will die Frage nicht beantworten.«
Terry zuckte die Achseln. »Vielleicht kann sie’s nicht. Vielleicht ist ihr das alles genauso rätselhaft wie Ihnen und mir. Uns hat sie erzählt, daß sie erst erfahren hat, wer er war, als er schon tot war, also kann sie nicht mit ihm geredet haben. Und eigentlich haben Sie noch gar nicht erklärt, warum er gerade in ihre Garage gegangen ist. Wenn er sie wirklich erkannt hat, warum soll er dann plötzlich den Wunsch bekommen haben, in ihrer Garage zu sterben? Und wenn er sie nicht erkannt hat - warum hätte er in der Garage irgendeiner fremden Frau sterben wollen? Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ja, aber du setzt voraus, daß sie die Wahrheit gesagt hat. Angenommen aber, sie hat gelogen, als sie behauptete, nicht mit ihm gesprochen zu haben?« Deacon reckte die Arme, um seine Schultermuskeln zu entlasten. Aus dem Augenwinkel beobachtete er einen Moment lang den Jungen. »Er muß sehr schlecht beieinandergewesen sein, wenn er so schnell gestorben ist. Warum hast du ihn in diesem Zustand überhaupt allein weggehen lassen?«
»Hey, mir können Sie nichts vorwerfen. Billy hat nie auf mich gehört. Außerdem war er ganz in Ordnung, als ich ihn das letztemal gesehen hab’.«
»Das kann nicht sein, wenn er ein paar Tage später am Hunger gestorben ist.«
»Aber so war’s ja gar nicht. Keiner von uns hat ihn so kurz vor seinem Tod gesehen. Er war mindestens drei oder vier Wochen weg.« Die Erinnerung schien ihn zu quälen, als wüßte er, daß seine eigene Gleichgültigkeit Billy umgebracht hatte. Gerade wie Deacons Gleichgültigkeit dessen Vater umgebracht hatte. »Er ist irgendwann im Mai abgehauen, und wir haben nichts mehr von ihm gehört, bis Tom eines Tages in der Zeitung gelesen hat, daß er in der Garage von dieser Frau tot aufgefunden worden ist.«
Deacon mußte diese Information erst einmal verdauen. Aus irgendeinem Grund hatte er immer angenommen, Billy sei auf direktem Weg von der Lagerhalle zur Garage gewandert. »Und weißt du, wo er in der Zeit war?«
»Damals haben wir gedacht, er wär’ irgendwo im Knast gelandet, aber als wir später drüber nachgedacht haben« - er zögerte -, »na ja, Tom hat gesagt, im Knast hätten die ihn bestimmt nicht verhungern lassen, und das stimmt auch. Also hatte er sich wahrscheinlich irgendwo verkrochen, wo er einfach
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