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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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verdächtigten; jedenfalls nicht mehr als Fallentin, Flanagan oder Ralph.
    »Das möchte ich sehen«, sagte er im Tonfall gelinder Entrüstung.
    »Kommen Sie doch mit auf die Reise«, sagte Fogg.
    Stuart erwiderte, er wolle 4000 Pfund wetten, daß eine solche Reise unmöglich sei.
    Fogg entgegnete ruhig, sie sei möglich. Ein Wort gab das andere, und so wurde die berühmte Wette abgeschlossen. Fogg hatte 20000 Pfund bei den Bankiers Baring deponiert; er wettete die gesamte Summe dagegen.
    Sullivan entfuhr ein lauter Ausruf, und daran, daß er als englischer Gentleman im Innern des Reform-Clubs seiner Stimme eine erhöhte Lautstärke erlaubte, mögen wir den Grad seiner – echten oder vorgetäuschten – Gemütserregung ermessen. Er rief aus, daß Fogg den ganzen Betrag durch eine unvorhergesehene Verspätung verlieren könne.
    Phileas Fogg antwortete ihm mit seiner seltsamen, nunmehr klassischen Bemerkung, daß es nichts Unvorhergesehenes gebe.
    Vielleicht warf Stuart ihm einen warnenden Blick zu. Jeder Capellaner, der ihrer Konversation lauschte, würde sich andieser Äußerung festbeißen wie ein Hund an einem Knochen und womöglich – sozusagen – im Mark eine Bestätigung seines Argwohns finden. Er würde sich fragen, ob an diesem Kartentisch wohl seltsame Männer ein seltsames Spiel miteinander spielten.
    Oder hatte Stuart Fogg ein Zeichen gegeben, daß erverdächtige Äußerungen tun solle?
    Letzteres ist wahrscheinlicher, da Stuarts Plan vorsah, Fogg als Köder zu verwenden. Die Zeit der Zurückhaltung war vorüber. Nun gab es einen Grund, der sie zwang, den Feind aus der Reserve zu locken, zu enttarnen und ihn endgültig zu vernichten.
    Wieso Stuart ausgerechnet auf diese Methode verfiel, um Fogg in den Mittelpunkt der gegnerischen Aufmerksamkeit zu rücken, ist unbekannt. Auf jeden Fall enthält das geheime Reisetagebuch keine Hinweise darauf, was diesen Gedanken angeregt haben mochte. Wahrscheinlich kam Stuart auf diese Idee, als er in der Morning Chronicle den Muster-Fahrplan für eine 80tägige Weltumrundung sah. Warum Stuart die Operation eingeleitet hatte, das zu erfahren, war Fogg erst später beschieden.
    Einer der Anwesenden meinte, daß 80 Tage doch als absoluter Mindestzeitraum für eine Weltumrundung aufzufassen seien.
    Mr. Fogg erteilte eine zweite heute klassische Antwort: »Ich werde für diese Reise um die Erde nicht mehr als 80 Tage benötigen.«
    Ein anderer gab zu bedenken, daß er, wolle er die Mindestreisedauer nicht überschreiten, den Reiseplan mit mathematischer Präzision einhalten müsse.
    Fogg gab darauf die dritte klassische Antwort: »Ich werde die 80 Tage, das sind 1920 Stunden oder 115000 Minuten, mathematisch einteilen und ökonomisch verwenden.«
    »Sie scherzen.«
    Darauf erwiderte Fogg lediglich, ein echter Engländer pflege in derartigen Angelegenheiten keinen Scherz zu treiben.
    Von dieser Feststellung schließlich überzeugt, nahmen die Whistspieler die Wette nach kurzer Beratung an.
    Mr. Fogg erklärte sodann, daß der Zug nach Dover um 20.45 Uhr abgehe. Diesen wolle er benutzen.
    Bis zu dieser Stunde hatte er nichts von der Wette geahnt und jenen Zug nie zuvor bestiegen. Wieso kannte er die Abfahrtszeit so genau? Hatte er den kompletten Bradshaws Continental Railway Steam Transit and General Guide im Kopf? Angesichts seiner anderen Talente scheint dies eine Möglichkeit zu sein, doch falls sie zutraf, mußte er sich die Kenntnis des Kursbuchs irgendwann vor 1866 angeeignet haben, worauf wir noch mit einer näheren Erklärung zurückkommen werden. Und so konnte er unmöglich die Gewißheit haben, daß die Züge noch immer nach dem Fahrplan der Zeit vor 1866 verkehrten. Das nachzuprüfen, hatte er bis zur angenommenen Abfahrtszeit allerdings noch Gelegenheit, und zweifellos vertraute er auf die dem englischen Charakter immanente Abneigung gegen Veränderungen.
    Nachdem er seinen Taschenalmanach zu Rate gezogen hatte, versprach er, daß er am Samstag, den 21. Dezember, um 20.45 Uhr wieder im Club zum Whist zur Stelle sein werde. »Andernfalls können Sie über die gegenwärtig beim Bankhaus Baring deponierten 20000 Pfund verfügen. Hier ist ein Scheck über diese Summe.«
    Mr. Foggs Gesamtvermögen betrug 40000 Pfund, doch ihm war zweifellos klar, daß er die andere Hälfte für die Reise ausgeben mußte, damit ihm jene, die er nun aufs Spiel gesetzt hatte, weiterhin verblieb. Und das ist so seltsam, daß man sich plötzlich wundert, weil sich noch niemand darüber

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